Mordfall Charlotte Böhringer

emz schrieb am 03.11.2022:Eigentlich sagt ja auch keiner der Unterstützer, dass BT unschuldig ist.
Es heißt immer nur: So hätte er nie verurteilt werden dürfen.
Wie er denn hätte verurteilt werden dürfen, darüber habe ich aber noch nichts gelesen.

Na, mit handfesten Beweisen.

Was auch immer das sein mag... ;)

kittyka schrieb:Eine Frage interessiert mich gerade : Wie hättet ihr euch denn aus einer solchen verzwickten Situation gerettet?

Mal angenommen, ihr hättet euren Eltern zuliebe ein Studium aufgenommen, um später mal ihren Betrieb zu übernehmen. Dafür zahlen sie euch jeden Monat die Miete und was ihr sonst so alles braucht, so dass ihr euch voll auf Studium konzentrieren könnt.
Aber schon nach 1-2 Semestern merkt ihr, dass euch BWL (oder irgend ein anderes Studium) nicht liegt.

Hier geht es um die Tante, nicht um die Eltern. Das macht im Normalfall noch einen Unterschied, zumal auch schon Eltern von ihren Kindern getötet wurden...ein Einzelfall ist das ja nun nicht.

Ich hätte meine Tante vermutlich nicht umgebracht, und das dürfte auf die Mehrheit zivilisierter Menschen zutreffen.

Das heißt aber doch nicht, dass Bence sich nicht durch einen Mord aus dieser Situation befreit haben kann?

Man muss bedenken, dass er damit mehrere Fliegen mit einer Klappe geschlagen hätte...wenn er denn der Tat nicht angeklagt (und schlussendlich überführt) worden wäre.

Er hatte es ja auch schon mit einem anderen Studium versucht, und ist anschließend zur Rechtswissenschaft zurückgekehrt...und das ganz sicher nicht, weil das sein Lebenstraum war - sondern weil das die Voraussetzung für den Posten des Geschäftsführers und in der Konsequenz für das Millionenerbe gewesen ist.

Gerade läuft auf sat1akte eine Doku. Nix neues bisher

@Swagger
War das eine neu gemachte Doku, oder wurde lediglich eine längst bekannte Doku abgespielt?

https://www.sat1.de/serien/akte/videos/parkhaus-mord-16-jahre-unschuldig-im-knast

Alles wie gehabt. Das Wesentliche wird totgeschwiegen.
Kein Wort über Bences zugespitzte Situation damals,
nichts über sein Vor- und Nachtatverhalten.
What shalls, für ein paar empörte Zuschauer mehr wird's schon reichen.

muscaria schrieb:Alles wie gehabt.

Naja, man muss fairerweise sagen, dass diese Doku zumindest nicht unkritisch ist.
Ich finde es zum Beispiel sehr gut und interessant, dass eine forensische Psychiaterin zu Wort kommt, die eben ziemlich klar auch die Option herausstellt, dass BT die Tat abspalten könnte und daher immer wieder seine Unschuld proklamiert.
Die Psychiaterin hat gut und ausgewogen BT derzeitiges Verhalten erklärt und dabei grundsätzlich darauf verwiesen, dass er auch als Täter sich nicht ungewöhnlich verhält in der Art wie er sich in der JVA verhält.
Interessant ist auch, dass sie erklärt hat, dass es durchaus nicht unüblich ist, dass ein Täter auch sein Opfer vermisst ( bezogen auf BTs Aussage in der Doku, dass er seine Tante vermissen würde).
Zudem wurde in dem Beitrag auch Kronester und Wilfling Raum gegeben. Also insgesamt ist diese Doku tatsächlich ausgewogener als die üblichen Dokus über diesen Fall.

Was mir allerdings aufgefallen ist, ist eine seltsame Formulierung von MT. Er äusserte sich dahingehend, dass ein Familienmitglied "weeggestorben" sei. Das wirkt sehr grotesk im Hinblick auf die Tatsache, dass sie brutal ermordet wurde ( von seinem eigenen Bruder). Ich kann mir das nur so erklären, dass er ( und vielleicht auch der Rest der Familie) die Tatsache, dass die Tante ermordet wurde immernoch nicht an sich heranlassen kann. Wenn ee akzeptiert, dass seine Tante ermordet wurde, dann muss er auch zwangsläufig akzeptieren, dass es einen Täter gibt. Und wenn er akzeptiert, dass es einen Täter gibt, muss er sich auch zwangsläufig fragen, was einen Täter zu der Tat bewogen haben könnte. Und an dem Punkt würde er zwangsläufig irgendwann bei seinem Bruder landen...

Ein weiteres interessantes Detail an dem Beitrag ist, dass das Interview mit MT in dem Penthouse geführt wurde. Irgendwie sieht das garnicht nach Party-Location aus.
Weiss jemand was aus diesen Plänen geworden ist? Zum Zeitpunkt der Dreharbeiten scheint da jedenfalls noch keine Party-Location gewesen zu sein.

Cassandra71 schrieb am 08.11.2022:Hier geht es um die Tante, nicht um die Eltern. Das macht im Normalfall noch einen Unterschied, zumal auch schon Eltern von ihren Kindern getötet wurden...ein Einzelfall ist das ja nun nicht.

Ich hätte meine Tante vermutlich nicht umgebracht, und das dürfte auf die Mehrheit zivilisierter Menschen zutreffen.

Das heißt aber doch nicht, dass Bence sich nicht durch einen Mord aus dieser Situation befreit haben kann?

Ich finde nicht, dass diese Frage oder eine Antwort darauf das Problem in diesem Fall schildert. Es war ja nicht so, dass er sich in eine Situation manövriert hatte, aus der es keinen anderen Ausweg gab. Es war also keine Tat aus Verzweifelung heraus.

Er hätte der Tante sagen können, dass er das Studium abgebrochen hat, dass er nicht Jurist werden möchte. Dann hätte es sicher ein Donnerwetter gegeben, sie hätte ihn wahrscheinlich enterbt und er hätte die Aussicht auf den Geschäftsführerposten dauerhaft verloren.

Letztendlich finde ich, dass man also eher den Aspekt sehen muss, dass er nicht bereit war, die Konsequenzen aus seinen Entscheidungen zu tragen. Er wollte nicht Jura studieren, aber die Tante sollte weiterhin für seinen Lebensunterhalt aufkommen, er wollte weiter den Geschäftsführerposten haben und auch die Aussicht auf das Erbe.

Selbst wenn ihm Jura zu wider war, die Arbeit als Geschäftsführer war es ja offenbar nicht (mal davon abgesehen, dass er sich dabei offenbar nicht gerade mit Ruhm bekleckert hat, seine Eignung sei mal dahingestellt und ob er die durch ein abgschlossenes Studium erlangt hätte, wage ich zu bezweifeln...). Er hätte also in den sauren Apfel beißen können und 4 bis 5 Jahre etwas tun können, an dem er keinen großen Spaß hat, was er aber zur Ereichung seines übergeordneten, mittel- bis langfristigen Ziels benötigt hat.
Ein Großteil der Bevölkerung tut ihr ganzes Leben täglich 8 Stunden lang etwas, woran sie weder sonderlich Spaß haben noch eine sonderliche Erfüllung finden und wird damit bei Eintritt in Rentenalter nicht ein solches Vermögen angehäuft haben, wie Benjamin Todt in Aussicht hatte.

Für mich ist das einfach nein egozentrischer, egoistischer Mensch, der bekommen wollte, was er haben will, ohne sich dafür anstrengen zu müssen und nicht bereit war die Konsequenzen aus seinem eigenen Handeln zu tragen.

LaBaLiLaDy schrieb:Was mir allerdings aufgefallen ist, ist eine seltsame Formulierung von MT. Er äusserte sich dahingehend, dass ein Familienmitglied "weeggestorben" sei. Das wirkt sehr grotesk im Hinblick auf die Tatsache, dass sie brutal ermordet wurde ( von seinem eigenen Bruder). Ich kann mir das nur so erklären, dass er ( und vielleicht auch der Rest der Familie) die Tatsache, dass die Tante ermordet wurde immernoch nicht an sich heranlassen kann. Wenn ee akzeptiert, dass seine Tante ermordet wurde, dann muss er auch zwangsläufig akzeptieren, dass es einen Täter gibt. Und wenn er akzeptiert, dass es einen Täter gibt, muss er sich auch zwangsläufig fragen, was einen Täter zu der Tat bewogen haben könnte. Und an dem Punkt würde er zwangsläufig irgendwann bei seinem Bruder landen...

Das finde ich eine interessante Idee. Und überhaupt glaube ich, dass die Familie wirklich und wahrhaftig von der Unschuld überzeugt ist, also nicht im stillen Kämmerlein sagt: "Naja, machen wir uns nix vor, er war es, aber wir müssen ja zusammenhalten und ihm helfen..."

brigittsche schrieb:Und überhaupt glaube ich, dass die Familie wirklich und wahrhaftig von der Unschuld überzeugt ist, also nicht im stillen Kämmerlein sagt: "Naja, machen wir uns nix vor, er war es, aber wir müssen ja zusammenhalten und ihm helfen..."

Das denke ich auch. Aber zugleich wird in der Öffentlichkeit bzw. in Interviews nicht mehr von der Familie gefragt, wer denn der Täter sein könnte. Diese Ambivalenz ( an Bences Unschuld glauben und gleichzeitig nicht mehr nach einem alternativen Täter fragen) macht nur Sinn, wenn man die Todesumstände, nämlich den Mord, ausblendet. Und ich glaube, dass zumindest MT das ( wahrscheinlich unbewusst) macht, um überhaupt das Geschehene verarbeiten zu können und nicht daran zu zerbrechen.

Boah, ich hab jetzt die ersten 5 Minuten der Doku geguckt und könnte schon wieder einen an mich kriegen....

Mit welcher Verachtung dieser Typ über seine Mitgefangenen spricht, die "fressen, weil essen können Sie das nicht mehr nennen, vor dem Fernseher versumpfen" und "zu Gangschlampen" werden, nur um darzustellen, was für ein selbstdisziplinierter, toller Typ er selber ist, der "versucht, sich körperlich fit zu halten", "ein Instrument lernt" und "jeden Abend etwas schlauer ins Bett gehen will, als er aufgestanden ist". Der gibt sich da als feinsinniger und scheidener unschuldig Inhaftierter, betont aber noch, dass da durchaus "nicht nur Gangster einsitzen". (Gangster?! Der Typ hat seine Tante brutal erschlagen, da fällt mir ein anderes Wort als Gangster für ein...)

Das sagt für mich alles über sein Selbstbild aus. Ich verstehe nicht, wieso ein Journalist dem so eine Bühne bereitet?!

cododerdritte schrieb:Mit welcher Verachtung dieser Typ über seine Mitgefangenen spricht, die "fressen, weil essen können Sie das nicht mehr nennen, vor dem Fernseher versumpfen" und "zu Gangschlampen" werden, nur um darzustellen, was für ein selbstdisziplinierter, toller Typ er selber ist, der "versucht, sich körperlich fit zu halten", "ein Instrument lernt" und "jeden Abend etwas schlauer ins Bett gehen will, als er aufgestanden ist". Der gibt sich da als feinsinniger und scheidener unschuldig Inhaftierter, betont aber noch, dass da durchaus "nicht nur Gangster einsitzen". (Gangster?! Der Typ hat seine Tante brutal erschlagen, da fällt mir ein anderes Wort als Gangster für ein...)

Diese Sachen überhöre ich mittlerweile, dann muss ich mich nicht aufregen ;)

cododerdritte schrieb:Ich verstehe nicht, wieso ein Journalist dem so eine Bühne bereitet?!

Ich hab ehrlichgesagt nicht den Eindruck, dass ihm dieses Mal eine Bühne im positiven Sinne bereitet wurde. Die gesamte Doku wirkt für mich eher so, dass sein Narrativ mittlerweile in Frage gestellt wird. Sonst wären bestimmt nicht die für BT eigentlich nicht gerade positiven Einschätzungen der forensischen Psychiaterin gezeigt worden. Auch wurde diesmal mehr der Fokus darauf gelegt, wie es zur Verurteilung kam und NICHT jedes Indiz in Frage gestellt.

LaBaLiLaDy schrieb:Naja, man muss fairerweise sagen, dass diese Doku zumindest nicht unkritisch ist.
Ich finde es zum Beispiel sehr gut und interessant, dass eine forensische Psychiaterin zu Wort kommt, die eben ziemlich klar auch die Option herausstellt, dass BT die Tat abspalten könnte und daher immer wieder seine Unschuld proklamiert.

Inwiefern ein nachweislicher Hochstapler, der jahrenlang tagtäglich ein Studium vorgaukelt hat, irgendwas abspalten muss um - auf gut deutsch gesagt - lügen und (die Tat) leugnen zu können, sei mal dahin gestellt. Oder hat er auch "abgespalten", dass er faktisch gar nicht (mehr) an der Uni war?

LaBaLiLaDy schrieb:Was mir allerdings aufgefallen ist, ist eine seltsame Formulierung von MT. Er äusserte sich dahingehend, dass ein Familienmitglied "weeggestorben" sei. Das wirkt sehr grotesk im Hinblick auf die Tatsache, dass sie brutal ermordet wurde ( von seinem eigenen Bruder). Ich kann mir das nur so erklären, dass er ( und vielleicht auch der Rest der Familie) die Tatsache, dass die Tante ermordet wurde immernoch nicht an sich heranlassen kann. Wenn ee akzeptiert, dass seine Tante ermordet wurde, dann muss er auch zwangsläufig akzeptieren, dass es einen Täter gibt. Und wenn er akzeptiert, dass es einen Täter gibt, muss er sich auch zwangsläufig fragen, was einen Täter zu der Tat bewogen haben könnte. Und an dem Punkt würde er zwangsläufig irgendwann bei seinem Bruder landen...

Auffällig ist, dass die Familie augenscheinlich weder großartig um die Tante trauert, noch ein erkennbares Interresse an der Entdeckung des "wahren" Täters hat.

Im Grunde genommen sind es - aus Sicht der Familie - drei Tragödien:

1.) Die Tante tot.
2.) Der "wahre" Mörder unerkannt und frei/unbestraft.
3.) Der Bruder Justiz"opfer".

Es geht gefühlt aber immer nur um "Tragödie" 3.

An sich müsste man doch auch eine ohnmächtige Mordswut auf den "wahren" Täter haben, der unerkannt und unbestraft in Freiheit lebt. Das wird aber von der Opferfamilie so nie thematisiert.

Cpt.Germanica schrieb:An sich müsste man doch auch eine ohnmächtige Mordswut auf den "wahren" Täter haben, der unerkannt und unbestraft in Freiheit lebt. Das wird aber von der Opferfamilie so nie thematisiert.

Ja genau. Das fehlt mir auch immer bei den Äußerungen der Familie. Deswegen ja meine Überlegung, dass vielleicht das Thema Mord irgendwie innerhalb der Familie ausgeklammert wird um an "Tragödie 3" nicht zu zerbrechen. Es muss die Hölle für Eltern sein, sich damit auseinandersetzen zu müssen, dass das eigene Kind ein Mörder ist. Ich will mich da garnicht hineinversetzen, weil es für jemanden, der das nicht erlebt, wahrscheinlich niemals nachempfunden werden kann. Deshalb kann man da auch den Eltern und dem Bruder garnicht so große Vorwürfe machen, finde ich. Wir wissen nicht was so eine krasse Tragödie mit einem macht.

Wo kam die neue Doku?

kittyka schrieb:Wo kam die neue Doku?

Hier:

https://www.sat1.de/serien/akte/videos/parkhaus-mord-16-jahre-unschuldig-im-knast

Mist, ich komme nicht rein.

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emz schrieb:Mist, ich komme nicht rein.
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😄😄😄 Also, so jugendgefährdend ist BT jetzt auch nicht. Gut, ein 6jähriger sollte die Doku vielleicht nicht schauen, aber ab 12 dürfte es gehen.

emz schrieb:Diese Seite ist aufgrund deiner Jugendschutzeinstellungen aktuell nicht verfügbar.

Wenn Du ein Konti erstellst und dabei bestätigst, dass Du über 18 bist, kannst Du es sehen. Kann auch sein, dass es ohne Konto mit Altersangabe ab 22.00 Uhr einsehbar ist.

Hier sollte es gehen.

https://www.sat1.at/tv/akte/video/202239-parkhaus-mord-16-jahre-unschuldig-im-knast-clip

cododerdritte schrieb:Mit welcher Verachtung dieser Typ über seine Mitgefangenen spricht, die "fressen, weil essen können Sie das nicht mehr nennen, vor dem Fernseher versumpfen" und "zu Gangschlampen" werden, nur um darzustellen, was für ein selbstdisziplinierter, toller Typ er selber ist, der "versucht, sich körperlich fit zu halten", "ein Instrument lernt" und "jeden Abend etwas schlauer ins Bett gehen will, als er aufgestanden ist". Der gibt sich da als feinsinniger und scheidener unschuldig Inhaftierter, betont aber noch, dass da durchaus "nicht nur Gangster einsitzen". (Gangster?! Der Typ hat seine Tante brutal erschlagen, da fällt mir ein anderes Wort als Gangster für ein...)

Das sagt für mich alles über sein Selbstbild aus. Ich verstehe nicht, wieso ein Journalist dem so eine Bühne bereitet?!

Mich hat genau das ziemlich an die vielen ungeheuerlichen Knast-Stories von Jens Söring erinnert. Insofern beantwortet sich leider auch deine zweite Frage, denn die Journalisten in Deutschland fallen ja reihenweise auf solche Mörder rein.