Aberacadabera schrieb am 28.10.2022:Aber um das aufzuklären, hätte er eben einfach den Mund aufmachen müssen. Und ganz vielleicht wäre es Totschlag geworden oder eine sehr viel geringere Strafe. Aber dazu hätte er Farbe bekennen müssen, hätte alle Welt sehen lassen müssen, dass er tatsächlich ein looser war, der log, stahl und sich dann auch noch nicht im Griff hatte.
Ich persönlich halte es für sehr unwahrscheinlich, dass BT mit einer Totschlag-Geschichte durchgekommen wäre. Erstmal hätte man von ihm die Preisgabe des Verstecks von Tatwaffe, blutbefleckter Kleidung etc. verlangt. Wenn z.B. der Gegenstand nicht aus der Wohnung von CB stammte, dann hätte BTs Totschlag-Geschichte bereits einen großen Kratzer.
Aber auch unabhängig davon gibt es viele Indizien, die auf eine heimtückisch geplante Tat hindeuten bzw. einen Totschlag als unwahrscheinlich erscheinen lassen:
- Das Auto von BT stand in unmittelbarer Nähe zur Wohnung von CB, obwohl er bekanntermaßen Hausverbot hatte. Es liegt nahe, dass dies im Zusammenhang zur Tat steht. Dort konnte er frische Kleidung aufbewahren, bzw. blutbefleckte Kleidung, Tatwerkzeug und später Zeitungen verstauen.
- Die Tat fand in der Diele zur Eingangstür statt. Es gibt keinerlei Anhaltspunkte für einen Streit oder eine Auseinandersetzung in einem anderen Bereich der Wohnung.
- Mir sind keine Spuren bekannt, die darauf hindeuten, dass sich CB gewehrt hat oder hätte wehren können. Das spricht für einen unerwarteten Angriff.
- Sie war ausgehbereit angezogen, was auch dazu passte, dass sie zum Stammtisch aufbrechen wollte. Ausgerechnet in dieser Zeit brechen alle Lebenssignale von CB ab und BT hat kein Alibi. Das spricht ebenfalls dafür, dass BT geplant hatte, sie abzupassen. Zudem war es um diesen Zeitpunkt herum unwahrscheinlich, dass CB Besuch hatte, da sie ja zum Stammtisch wollte.
- Es wurden Handschuhspuren gefunden, und an mindestens einem Handschuhabdruck auf dem Sakko fand man DNA von BT. Da man im Frühling eher keine Handschuhe trägt, wird BT diese wohl für die Tatausführung genutzt haben. Zwar scheint das Petermann zu kritisieren, aber 2006-2008 gab es keinerlei Zweifel daran. Und ich habe auch weiterhin keinerlei Zweifel, dass diese Feststellung im Urteil korrekt ist. Man findet immerhin ca. 45 Einträge im Urteil unter "Handschuh", d.h. man hat sich sehr ausführlich damit befasst.
Zudem ist sein Motiv zu gewichtig. Der Tod hätte alle seine Probleme gelöst. Von seiner Lebenslüge angefangen bis hin zur Sicherung der Geschäftsleitung der Parkgarage (darauf war sein Leben ja seit dem Abi ausgerichtet, schließlich bemühte er sich nicht mal um eine Ausbildung) und dem Millionen-Erbe. Wäre es nicht um das Erbe gegangen, dann hätte BT nicht auch noch ins Büro laufen müssen, um es nach den Testamenten zu durchsuchen. Denn das kostet Zeit und hinterlässt Spuren, die ihm letztendlich auch noch zum Verhängnis geworden sind. Ohnehin scheint er sehr in Geldnot gewesen zu sein. Mindestens dreimal hat er die Parkkassenautomaten entleert, für die Rückzahlung das Konto seiner Ex-Verlobten geplündert, und als wäre der Mord nicht schlimm genug, hat er aus der Tat noch vier 500-Euro-Scheine von CB gestohlen.
Ich glaube nicht, dass ihm das Gericht eine Totschlag-Version abgenommen hätte. Auch nicht der Staatsanwalt, der zwar eine Andeutung gemacht hat, aber
1. keinen Einfluss auf das letztendliche Urteil hat, das die Richter unabhängig fällen
2. seine Aussage mit Konjunktiven "hätte", "vielleicht", "wäre", "unter Umständen" versehen war, also keineswegs sicher war, dass eine Einlassung auch wirklich zu einer geringeren Strafe oder zu Totschlag geführt hätte.
Übrigens hat der Moshammer-Mörder damals ein Totschlag-Geständnis abgelegt, und dennoch hat der StA Kronester (er war damals Anklagevertreter wie im Fall BT) Mord aus Heimtücke und Habgier angeklagt (und entsprechend plädiert), und das Schwurgericht unter Vorsitz von Richter Götzl ihn zu lebenslanger Haft + besondere Schwere der Schuld verurteilt. Ich denke, dass BT in seinem Fall keine besseren Karten gehabt hätte.