Hedda schrieb:Andererseits hätte der Verkauf innerhalb dieser angesprochenen Zeitspanne mehrerer Wochen ja bereits längst stattgefunden haben können.
Hätte der Hausarzt, der hier von der Verteidigung als „neuer“ Verdächtiger präsentiert wird, wirklich ausschließen können, dass die Veräußerung noch nicht realisiert wurde?
Und hinzu kommt aus meiner Sicht noch, dass das Testament von Charlotte Böhringer bei ihr selber gar nicht so ein großes Thema war, wie es jetzt im Nachhinein erscheint.
Die Frau war 59 Jahre alt und prinzipiell gesund. Ich kann mir vorstellen, dass sie unmittelbar nach dem Tod ihres Mannes ein Testament verfasst hat, weil sie die Besitzverhältnisse da halt geändert haben und man, wenn der Partner gerade gestorben ist, bewusst ist, dass man das rechtzeitig regeln sollte. Bei so schwer reichen Menschen ist es sicher auch üblicher, sich da etwas aufwendigere Überlegungen zu machen, einfach, weil es um viel Geld geht. Gerade auch, wenn man keine eigenen Kinder hat, also prinzipiell erst mal niemand da ist, von dem man normalerweise möchte, dass er das Vermögen weiter erhält.
Ich kann mir auch gut vorstellen, dass sie das Testament gegenüber den Neffen ein paar mal erwähnt hat, nach dem Motto: "Ihr werden ja mal mein Vermögen erben, jetzt benehmt Euch auch entsprechend und zeigt mir Eure Dankbarkeit (= Unterwürfigkeit), sonst enterbe ich Euch." Vielleicht auch nur in dem akuten Streit mit BT, der sie beklaut hatte und dessen Freundin ihr nicht gefallen hat und von der sie vielleicht fand, dass diese nicht durch Heirat mit BT an das Familienvermögen kommen sollte.
Ich glaube aber nicht, dass sie ständig rumgerannt ist und allen möglichen Leuten in ihrem erweiterten Freundeskreis (der ja recht groß war) angedroht hat, sie zu enterben oder ihnen gegenüber angedeutet hat, sie aus Dankbarkeit, Freundschaft oder was weiß ich, mit diesem oder jenem Vermögenswert in ihrem Testament zu bedenken.
Wie gesagt, sie war eine nicht sehr alte und gesunde Frau, die eher als lebenslustig und aktiv beschrieben wird. Sie hat bestimmt nicht ständig an ihren Tot, ihr Testament und daran gedacht, wer was einmal erben soll.
Es war sicher schon eine Absprache zwischen dem Arzt und CB, dass dessen Sohn das Haus bekommen sollte. Aber es wird kein dauerhaftes Thema gewesen sein. Und wenn vorher schon wochenlang davon die Rede war, dass das Haus verkauft werden soll, hatte der Arzt genug Gelegenheit, mal vorsichtig nachzufragen, was denn dann mit dem Erbe seines Sohnes ist.
Und dann kommt für mich hinzu: nicht für jeden ist die Erwähnung oder Nicht-Erwähnung in einem Testament ein Mordmotiv. Selbst wenn es um Millionenwerte geht. Die meisten Menschen würden sich freuen, von einem entfernteren Verwandten oder Freund etwas wertvolles zu erben, aber sie würden diesen Erblasser nicht mal eben umbringen, wenn dieser sich umentscheiden würde.
Das das hier so selbstverständlich als Motiv eines anderen Menschen für den Mord an CB aufgeführt wird, zeigt für mich vor allem, wie BT und die ganze Familie denkt. Für die ist Erbschaft ein zentrales Thema, von dem sie sich offenbar ohne weiteres vorstellen können, dass jemand dafür zum Mörder wird.
Mag sein, dass sich das jetzt so entwickelt hat, weil es durch die Verurteilung von BT als Mörder mit diesem Motiv natürlich eine zentrale Rolle in ihrem Leben spielt. Trotzdem zeigt es meinen Augen schon, wie bedeutend das Thema für die Neffen war und dass es durchaus zu BTs Denkmöglichkeiten gehört, dass jemand für ein Erbe mordet und das eben durchaus nicht eine von Staatsanwaltschaft und Richter an den Haaren herbeigezogene Räuberpistole ist, die ihm angedichtet wurde.