Mordfall Charlotte Böhringer

falstaff schrieb:Dabei darf man auch nicht vergessen, dass Bence opportunistisch, aufbrausend und arrogant ist und womöglich noch nicht einmal die Probezeit bei einem anderen Arbeitgeber überstanden hätte.

Das ist es eben: Er hätte woanders ganz unten anfangen müssen, Jüngere, die aber mit abgeschlossener Ausbildung, hätten ihm Anweisungen geben können, er hätte darauf achten müssen, überhaupt die Probezeit zu überstehen, wenig Geld - und das als ehemaliger Erbprinz der Parkgarage und künftiger Chef dort.

Dass ihm solche Aussichten nicht gerade schmackhaft erschienen, ist klar.

Ich fang mal von vorne an.

Die Ehe zwischen Charlotte und Oskar Böhringer war kinderlos, es gab also keine Erben für ein durchaus respektables Immobilien-Vermögen. Oskar Böhringer bot seinen beiden Neffen die Möglichkeit, im Parkhaus zu jobben. Da liegt es nicht fern, sich diese Beiden als Nachfolger heranzuziehen. Nun aber stirbt Oskar Böhringer, ohne eine Vorsorge für diese Situation getroffen zu haben. Die Neffen beide noch Schüler und die Witwe ohne kaufmännische Kenntnisse.

Ich kann mir gut vorstellen, dass die Witwe, die sich nun auch mit viel Juristischem zu befassen hatte und nicht wusste, wo ihr der Kopf stand, nun meinte, ein Jurist als Geschäftsführer, das sei der Königsweg, allein schon aus Kostengründen.

Dem stand aber nun ein Bence entgegen, der die Meinung vertrat, diese Parkgarage sei so einfach wie ein Bauchladen zu führen, wenige kaufmännische Grundkenntnisse würden genügen. Was ihn jetzt nicht animiert haben dürfte zu studieren.

Ich glaube, Bence hätte das Spiel mit dem Aushilfsjob im Parkhaus noch länger mitgemacht. Ob er wirklich darauf aus war, zu diesem Zeitpunkt die Geschäftsleitung und damit einen Vollzeitjob zu übernehmen, ich meine nicht. Sein Problem war, dass sich die Schlinge seiner Lügen immer mehr zusammenzog und sich die Anzeichen verdichteten, die Tante würde nun Ernst machen. Ihm waren die Schlüssel abgenommen worden, es gab ein Hausverbot.

Wenn er nicht vor allen die Hosen runterlassen und zugeben wollte, dass er ein Versager war, dann blieb nur, die Tante zu töten.

emz schrieb:Ihm waren die Schlüssel abgenommen worden, es gab ein Hausverbot.

Volle Zustimmung. Mich irritiert, wie alle Bence-Unterstützer darauf rumreiten, das Motiv der drohenden Enterbung falle ja unter den Tisch, weil Böhringer schon wusste, dass er nicht mehr studiert.

Das wichtige dabei ist doch nicht der objektive Blick von aussen, sondern die Sichtweise Bences. Und für die ist es wurscht, ob sie seine Lügen durchschaut hatte, wichtig ist einzig und allein, ob sie aus dem Durchschauen der Lügen testamentarische Konsequenzen ziehen würde. Und mit dem Rausschmiss und Schlüsselentzug war Gefahr im Verzug. Und zwar unmittelbar.

@Kölner

Ich finde Deine Ausführungen komplett stimmig. Da wird jemand unter dem Motto "Eines Tages wird das alles Dir gehören" klein gehalten, er schluckt das irgendwie, auch durch familiären Druck, aber irgendwann explodiert das.

Man muss sich doch auch nur anschauen, was er in der Parkgarage gearbeitet hat. Was war das, Energydrinks bestellt? Das hat mit den Tätigkeiten eines juristisch gebildeten Geschäftsführers recht wenig zu tun. Zumal ja auch ein neuer Geschäftsführer eingestellt wurde. Nein, seine einzige Perspektive war die Erbschaft. Und die war in Gefahr.

Ganz genauso sehe ich es auch. Letztendlich sind auch dies Pkte. die darauf hindeuten das BT der Täter ist.
Die Zeit lief gegen ihn und aufgrund seiner Mentalität hatte er kaum - oder keine Alternativen als CB aus dem Weg zu räumen.

Cassandra71 schrieb am 07.05.2020:In der Wohnung von CB wurde auf einem Glas in der Spülmaschine und an einer Kommode im Wohnzimmer je eine DNA-Spur gesichert, die identisch ist mit einer DNA-Spur, die an einer Schraube festgesellt wurde, welche in die Kiste, in der 1981 das Mädchen Ursula Hermann tot aufgefunden wurde, eingedreht war.

Ist das eigentlich wieder Textbaustein Urteil?

Laut dem Artikel unter
https://www.t-online.de/nachrichten/panorama/kriminalitaet/id_86694568/mordfall-boehringer-wer-erschlug-die-parkhaus-millionaerin-mysterioese-dna-spur.html

wird von Rotweinresten im Glas der SpüMa gesprochen. Deshalb auch die mögliche Verbindung. Also doch kein Wasser!

durant12 schrieb:Ist das eigentlich wieder Textbaustein Urteil?

Das Urteil enthält keine "Textbausteine". Es listet die Ermittlungsergebnisse auf, enthält also das, was am Tatort tatsächlich gefunden wurde. Im einzelnen wird beschrieben, welche und wieviele Gläser in der Spülmaschine in welcher Position mit welchem Inhalt gefunden wurden.

Und dann geht es weiter:

Folgende Personen wurden am Tattag vom Opfer mit Getränken bewirtet:

Na, neugierig geworden? Dann Urteil lesen statt irgend was anderes. Dann erfährst du auch, wem welche DNA an den Gläsern zugeordnet werden konnte.

BoobSinclar schrieb:Volle Zustimmung. Mich irritiert, wie alle Bence-Unterstützer darauf rumreiten, das Motiv der drohenden Enterbung falle ja unter den Tisch, weil Böhringer schon wusste, dass er nicht mehr studiert.

Die Bence-Unterstützer können sich nicht vorstellen, dass CB das wahrscheinlich erst mal nicht fassen konnte, derartig belogen worden zu sein, vielleicht hoffte sie, alles würde sich als harmloser Irrtum aufklären und dann so eine wichtige Entscheidung wie eine Testamentsänderung, nicht ohne sich wirklich absolut sicher zu sein, treffen wollte.

emz schrieb:Die Bence-Unterstützer können sich nicht vorstellen, dass CB das wahrscheinlich erst mal nicht fassen konnte, derartig belogen worden zu sein, vielleicht hoffte sie, alles würde sich als harmloser Irrtum aufklären und dann so eine wichtige Entscheidung wie eine Testamentsänderung, nicht ohne sich wirklich absolut sicher zu sein, treffen wollte.

Gibt es für deine emotionalen Annahmen irgendwelche Belege?

BoobSinclar schrieb:Volle Zustimmung. Mich irritiert, wie alle Bence-Unterstützer darauf rumreiten, das Motiv der drohenden Enterbung falle ja unter den Tisch, weil Böhringer schon wusste, dass er nicht mehr studiert.

Vielleicht gab es nur Schlüsselentzug und Rauswurf als "pädagogische Reaktion". Aber Enterben war dann doch ein Hirngespinat. Die Testamentsversion "Stiftung" und "Tierheim" gibt es ja auch nicht.

emz schrieb:Die Bence-Unterstützer können sich nicht vorstellen, dass CB das wahrscheinlich erst mal nicht fassen konnte, derartig belogen worden zu sein,

Ich denke, sie wusste bis zum Schluss nicht, wie sehr sie belogen worden war. Letztlich kommt es aber nicht auf ihre Sicht der Dinge an, sondern auf BTs Sicht.

Dem stand zur Tatzeit das Wasser bis zum Hals. Der Zeitpunkt des 2. Staatsexamens im Mai (zu dem er wegen Nichtbestehens des 1. Staatsexamens nicht zugelassen würde), stand bevor. Nach dem Termin wäre klar gewesen, dass er niemals der Jurist wäre, den CB haben wollte.

Hinzu kam, dass BT sich eine Woche zuvor mit CB zerstritten hatte, ihm die Schlüssel abgenommen worden waren und er danach die Garage nicht mehr betreten hatte.

Punkt 3: CB hatte den neuen Geschäftsführer, mit dem sie zufrieden war. Sie brauchte BT nicht mehr.

Aus Sicht von BT also höchste Zeit, zu handeln, bevor er für überflüssig befunden und wegen seiner Lügerei enterbt würde.

Andante schrieb:Ich denke, sie wusste bis zum Schluss nicht, wie sehr sie belogen worden war. Letztlich kommt es aber nicht auf ihre Sicht der Dinge an, sondern auf BTs Sicht.

Der wahre Umfang, das denke ich auch, der war ihr noch nicht bekannt.
Aber er war dann doch so klug, dass er wusste, aus der Nummer gab es kein Entrinnen.
Es ist schon beachtlich, welche Meisterleistung er da im Verdrängen geschafft hat.

durant12 schrieb:Gibt es für deine emotionalen Annahmen irgendwelche Belege?

Gut, dass du das Thema Belege ansprichst. Da steht von dir noch die Quelle zu einem Link aus.

Dann können wir uns gern darüber unterhalten, wie das mit Belegen für wahrscheinliche Annahmen abzulaufen hat.

emz schrieb:Gut, dass du das Thema Belege ansprichst. Da steht von dir noch die Quelle zu einem Link aus.

Ich glaube jeder andere hat 1+1 zusammenzählen können und den Autor zum verlinkten pdf
passend zum Quellenort mit Daniel Reinhard verknüpft.
Insistieren = Schikane?
Und wie sind deine Belege? Blankes Bauchgefühl oder gesunder Menschenverstand?

durant12 schrieb:Ich glaube jeder andere hat 1+1 zusammenzählen können und den Autor zum verlinkten pdf
passend zum Quellenort mit Daniel Reinhard verknüpft.
Insistieren = Schikane?

Folge einfach der Anweisung in der Löschbegründung:

Dann verlink doch einfach die Quelle und gut ist es.

durant12 schrieb:Vielleicht gab es nur Schlüsselentzug und Rauswurf als "pädagogische Reaktion".

Gibt es dafür irgendwelche Belege oder Andeutungen? Oder ist das nur eine Vermutung?

Lustigerweise lassen beide Dokus, die Du hier als Gegengewicht zu der rein juristischen Sichtweise des Urteils anführst, wenn mich meine Erinnerung nicht täuscht, eben diesen Rauswurf samt Schlüsselentzug unmittelbar vor der Tat einfach weg.

BoobSinclar schrieb:Gibt es dafür irgendwelche Belege oder Andeutungen? Oder ist das nur eine Vermutung?

Lustigerweise lassen beide Dokus, die Du hier als Gegengewicht zu der rein juristischen Sichtweise des Urteils anführst, wenn mich meine Erinnerung nicht täuscht, eben diesen Rauswurf samt Schlüsselentzug unmittelbar vor der Tat einfach weg.

Fakt ist doch, dass es keine Testamentsversionen gibt in denen BT enterbt ist. Auch der Urteilstext liefert für diese Annahme keine Belege. Keine Ahnung was die Dokus weglassen, da vor über einem Jahr gesehen.
Natürlich nehme ich an und beschreibe eine mögliche Variante ("vielleicht"!). Ich diktiere ja schließlich auch keine Wahrheit.

durant12 schrieb:Fakt ist doch, dass es keine Testamentsversionen gibt in denen BT enterbt ist.

Das ist ein relativ absurdes Argument zu seiner Entlastung.

Zudem, nach dem Rausschmiss mit Hausverbot und Schlüsselentzug blieb ihr auch nicht mehr soviel Zeit dafür, schliesslich war die Tante ein paar Tage später tot. Und die Wahrscheinlichkeit ist relativ hoch, dass Bence, als er die Umschläge anfasste, zufrieden zur Kenntnis nahm, dass er noch rechtzeitig war. Oder er hat das geänderte Testament mit der Tatwaffe verschwinden lassen.

durant12 schrieb:Fakt ist doch, dass es keine Testamentsversionen gibt in denen BT enterbt ist.

Fakt ist, dass keine gefunden wurde. Was da letztendlich auf dem Schreibtisch lag wissen wir doch gar nicht.

Herrn Toth sind ja einige, eher dumme Fehler unterlaufen aber dass er ein Testament liegen lässt, dass ihn enterbt? Kaum vorstellbar.

durant12 schrieb:Fakt ist doch, dass es keine Testamentsversionen gibt in denen BT enterbt ist.

Es ist davon auszugehen, dass er (offiziell) noch nicht enterbt war, der Enterbung zuvorkommen und durch den Tod der Tante früher in den Genuss des Erbes gelangen wollte...das ist ein für mich ein sehr nachvollziehbares Mordmotiv.

durant12 schrieb:Fakt ist doch, dass es keine Testamentsversionen gibt in denen BT enterbt ist. Auch der Urteilstext liefert für diese Annahme keine Belege.

Die Annahme ist ja nicht dass die Enterbung längst vollzogen war , sondern dass Bence befürchten musste, dass sie unmittelbar bevorstand.

Wer einen Beleg für eine vollzogene Enterbung fordert hat das Urteil entweder nicht gelesen, oder nicht verstanden.