Leider habe ich den Bericht noch nicht gefunden.
Allerdings finde ich diesen hier auch sehr aufschlussreich (November 2013):
http://www.spiegel.de/panorama/justiz/spiegel-tv-zum-fall-tristan-ermittler-gehen-von-sexualmord-aus-a-935154.htmlNeue Spuren im Fall Tristan: Ermittler gehen von Sexualmord aus
Von Daniel Hartung
Der 13-jährige Tristan wurde am helllichten Tag in Frankfurt-Höchst getötet, seine Leiche geschändet. 15 Jahre später ist der Täter noch immer unbekannt. Nun gibt es neue Erkenntnisse, SPIEGEL TV hat die Ermittler exklusiv begleitet.
Am 26. März 1998 endete das Leben des Schülers Tristan Brübach in einem Tunnel unterhalb des Bahnhofs in Frankfurt-Höchst. Der 13-Jährige wurde ermordet, ihm wurden Teile des Muskelfleischs und die Hoden entfernt. Es folgten enorm aufwendige Ermittlungen: Die Polizei verfolgte mehr als 20.000 Spuren, Tausende Männer aus der Region gaben freiwillig ihren Fingerabdruck, um als Tatverdächtige auszuscheiden.
Bis heute blieb die Fahndung nach dem Mörder erfolglos.
Jetzt geht die Polizei neue WegeErstmals präsentiert sie schon länger bekannte Zeugen der Öffentlichkeit. Durch deren Aussagen erhoffen sich die Mordermittler neue Hinweise aus der Bevölkerung. SPIEGEL TV hat die Arbeit der Kriminalisten exklusiv begleitet. Am Sonntagabend (22.50 Uhr, RTL) wird auch erstmals die Stimme eines Mannes präsentiert, der behauptet, Tristans Mörder zu sein.
Renommierte Profiler unterstützen die Frankfurter Ermittler. SPIEGEL ONLINE sprach mit dem Leiter der bayerischen Operativen Fallanalyse, Alexander Horn.SPIEGEL ONLINE: Herr Horn, der leitende Ermittler in Frankfurt und Sie gehen inzwischen sicher von einem Sexualmord aus. Warum?
Horn: Im Rahmen unserer Fallanalyse haben wir uns natürlich mit der Frage des Kernmotivs beschäftigt. Wir konnten herausarbeiten, dass das Kernmotiv der Tat die Ermöglichung von sexuell abweichenden Phantasien war.
SPIEGEL ONLINE: Um welche sexuellen Phantasien handelt es sich Ihrer Meinung nach?
Horn: Wir können davon ausgehen, dass der Täter die Phantasie hatte, einen pubertären Jungen umzubringen. Warum der Täter Teile seines Muskelfleischs herausschnitt, die Hoden abtrennte, und diese dann offenbar vom Tatort mitnahm, lässt sich nur erahnen. Entweder wollte er sie aufbewahren, um sich daran zu erregen. Oder sie vielleicht auch zu verspeisen.
SPIEGEL ONLINE: Was kann der Tatort über den Täter aussagen?
Horn: Der Tunnel ist interessant, weil er direkt unterhalb des Bahnhofs liegt. Also befinden wir uns in einer extrem hochfrequentierten Gegend. Aber gleichzeitig ist es der einzige Ort, der eine Rückzugsmöglichkeit bietet.
Deshalb gehen wir fest davon aus, dass der Täter diesen Ort gezielt ausgesucht hat, um eben dort seine Tat ungestört begehen zu können.SPIEGEL ONLINE: Der Mord wurde am helllichten Tag verübt. Konnte sich Tristans Mörder so sicher sein?
Horn: Wir glauben, der Täter hat deswegen tagsüber zugeschlagen, weil es in diesem Zeitraum die einzige Möglichkeit ist, an Jungs in diesem Alter heranzukommen. Denn nur zu diesem Zeitpunkt sind sie unterwegs. Sie kommen aus der Schule oder treffen ihre Freunde. Es ist wahrscheinlich eine rein pragmatische Entscheidung des Täters gewesen, zu dieser Zeit die Tat zu begehen, weil er zu dieser Zeit eben auch Opfer finden konnte.
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SPIEGEL ONLINE: Ist davon auszugehen, dass der Mörder Tristan schon im Vorfeld als Opfer ausgesucht hat?
Horn: Es kann durchaus sein, dass Tristan und der Täter im Vorfeld Kontakt hatten. Es gab in Frankfurt-Höchst und auch im benachbarten Hofheim zu der Zeit andere Jungen, die im Vorfeld der Tat von einem Unbekannten angesprochen oder zumindest beobachtet wurden. Einige davon haben sich gegenüber SPIEGEL TV geäußert. Es ist aber genauso möglich, dass das Zusammentreffen am Nachmittag des 26. März 1998 der erste Kontakt war, und es dann umgehend zu der Tat gekommen ist.
SPIEGEL ONLINE: Es gibt die Theorie, dass der Täter potentielle Opfer an der S-Bahn-Station angesprochen hat.
Horn: Von besonderer Bedeutung für diese Ermittlung ist die Spur des sogenannten Zopfträgers.
Es kam vor dem Tötungsdelikt an Tristan vermehrt zu Kontaktaufnahmen einer Person, die beschrieben wurde mit einem Zopf, mit einem Pferdeschwanz.
Das ist sehr bedeutsam für uns. Es ist davon auszugehen, dass ein Täter, der ein solches Delikt begeht, im Vorfeld versucht, Kontakte herzustellen. Auch mal auszuprobieren: "Wie komme ich denn am besten an diese Kinder ran?"
SPIEGEL ONLINE: Er nimmt in Kauf, dass er von potentiellen Zeugen wahrgenommen wird?
Horn: Ja. Interessant in diesem Zusammenhang ist die Tatsache, dass der Täter offensichtlich kein Problem damit hat, auch in der Öffentlichkeit mit diesen Kindern gesehen zu werden. Es könnte insofern natürlich denkbar sein, dass er polizeilich nicht groß in Erscheinung getreten ist, dass er nicht die Gefahr sah, wiedererkannt zu werden.
SPIEGEL ONLINE: Was lässt sich über die psychische Verfassung des Täters sagen?
Horn: Die Tatbegehung zeigt, dass der Täter extrem kontrolliert vorgegangen ist. Das lässt den Schluss zu, dass er stressresistent ist. Ebenso, dass er genau wusste, was er dort tun wollte. Es ist nicht davon auszugehen, dass es die erste kriminelle Tat des Mannes war. Zwar muss er keinesfalls bereits gemordet haben. Es könnte aber durchaus sein, dass er im Vorfeld schon auf Friedhöfen unterwegs war, oder sich zu Leichenhallen Zutritt verschafft hat.
SPIEGEL ONLINE: Auch Tristans Grab wurde geschändet.
Horn: Im Herbst des Folgejahres nach Tristans Mord hat ein Unbekannter versucht, an die Leiche des Jungen zu kommen. Ob es sich dabei um Tristans Mörder handelt, lässt sich nicht abschließend sagen. Richtig ist aber, dass solche Vorgehensweisen sehr selten sind und dass seinerzeit nur Tristans Grab betroffen war.
SPIEGEL ONLINE: Welche Art von Täter suchen Sie?
Horn: Betrachtet man dieses Delikt, könnte man annehmen, man suche ein Monster.
Tatsächlich müssen wir feststellen, dass es sich bei solchen Delikten oft um sehr angepasste Menschen handelt.
Dieser Täter setzt zwar sehr außergewöhnliche Verhaltensweisen um, weil sie ihren Ursprung in seinen sexuellen Phantasien finden. Es ist aber gut denkbar, dass er im Alltagsleben sehr unauffällig ist.
Die Belohnung für sachdienliche Hinweise ist auf 100.000 Euro erhöht worden. Hinweise nimmt die Polizei unter der Telefonnummer
069-75551188 entgegen.