Mordfall Tristan
20.06.2024 um 07:49Foxie123 schrieb:Ich tue mich ebenfalls schwer mit Theorien rund um Rituale, aber vielleicht weiß ich auch einfach nicht genug darüber.Man kann ja nun, wenn man denn will, in jedes Detail irgendeine Botschaft hineininterpretieren oder irgendein unbewusstes Verhalten. Ich hatte das weiter oben mal mit dem von mir ausgedachten Beispiel zu zeigen versucht: "Der Strommast ist ein Phallussymbol und weil der Täter den Rucksack dort abgelegt hat, muss er ein Problem mit seiner Männlichkeit haben! Wahrscheinlich wohnt er noch bei seiner Mutter und hat Probleme mit Frauen."
Angenommen die Tat bewegte sich im Motivationsbereich der Rituale etc. - ist es dann nicht ungewöhnlich, dass es nur diese ein Tat in dieser Art und Weise gab?
Ich hätte angenommen, dass derart Rituale mittel- oder langfristig eine gewisse Regelmäßigkeit haben. Bedeutet nicht zwangsläufig jede Woche, jeden Monat, vielleicht nicht einmal jedes Jahr. Aber zu für das Ritual wichtige Zeiten (gibt da ja verschiedene Möglichkeiten vom Stand der Planeten bis hin zu Vorkommnissen welche diese Art des Rituals fordern oder eine Neuaufnahme eines Mitgliedes).
Das hat niemand hier so gesagt, aber die Argumentation, die hier teilweise vorgebracht wird, läuft nach diesem Muster.
Dann baut sich aber auf einem Detail gleich eine ganze Theorie auf - einem Detail, das schlicht und ergreifend Zufall sein kann oder reichlich banal ist, so wie eben dass der Täter Geräusche vermeiden will. "Ach!" wie Loriot sagen würde. Das kann auch ganz einfache, praktische Gründe haben, man stelle sich vor.
Und was nun Rituale angeht: Hier wird ja gerne die Doku zum Fall Tristan rauf und runter zitiert, in der der Kommissar erzählt, wie ihm gesagt wurde: "Der Täter wird früher oder später wieder eine solche Tat begehen!" - dass ebenso in der Doku gesagt wird, dass es keine erkennbaren rituellen Aspekte gab, wird aber irgendwie ignoriert.
Ab 9:59
Im Visier der Fahnder - Der Fall Tristan Brübach | SPIEGEL TV | 2007
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Denn Rituale müssen ja in irgendeiner Form einer größeren Gruppe bekannt sein, sonst machen sie keinen Sinn. Gäbe es nun irgendeinen irren Kult, bei den es dazu gehört, Jungs in der Pubertät Körperteile abzuschneiden, dann wäre das in dieser Form häufiger passiert und man würde im Zusammenhang mit Tristan nicht von einer singulären Tat sprechen können.
Natürlich kann man jetzt argumentieren, dass das im Kopf des Täters, und nur dort, ein "Ritual" war. Aber das hat dann nach meinem Verständnis nichts mit Ritual zu tun, sondern es ist eben einfach nur eine (kranke) Phantasie eines einzelnen Irren.