Mordfall Tristan
23.05.2024 um 14:52Hier noch etwas zum Sadismus und den Anfängen im Kindesalter
Die Wahrscheinlichkeit durch das "Undoing" liegt weitaus höher, dass es eine Vorbeziehung zwischen Opfer und Täter gab, was mir bisher auch nicht bekannt war, als dass es sich um eine vollkommene wahllose Auswahl des Opfers hier handelt.
Die destruktive Dynamik des Sadismus entsteht durch eine sehr frühe StörungQuelle: https://www.bka.de/SharedDocs/Downloads/DE/Publikationen/Publikationsreihen/BkaForschungsreihe/2_52_FallanalyseUndTaeterprofile.html
in der Persönlichkeitsentwicklung. Frühe, präödipale Ängste werden in der
ödipalen Konfliktsituation aktualisiert. Das Kind hat seine früheren Entwick-
lungsprozesse in der Trieb- und Ich-Entwicklung sowie in den narzisstischen
Prozessen in der analsadistischen und oralen Phase nicht bewältigt. In diesem
Entwicklungsabschnitt geht es im Wesentlichen um die Thematik der Trennung
und Verschmelzung von Objekt und Selbst, Abhängigkeit und Unabhängigkeit,
Bemächtigung und Befreiung. Da das Kind durch mangelnde Autonomie-
gewinnung den neuen, reiferen Beziehungsformen und Anforderungen in der
folgenden ödipalen Phase nicht gewachsen ist, führt seine instabile Identität zu
Unsicherheit, Angst und es reagiert mit Rückzug. In seiner weiteren Entwick-
lung bleibt die Identität und das Sexualverhalten problematisch. Die Ablösung
der Sexualität von den Eltern gelingt nur unvollständig. Interessanterweise
werden in der sadistischen Deviation diese Thematiken von Beherrschung,
magischem Kontrollieren, Omnipotenz, Abhängigkeit, Verschmelzung in der
sexuellen Handlung verdichtet dargestellt, während die Persönlichkeit in ihrer
übrigen sozialen Anpassung von diesen Konflikten befreit ist. Auch empirische
Forschungen des FBI bestätigen diesen Sachverhalt bei Sexualdelinquenten.93
Beim Sadismus handelt es sich zwar um eine sehr frühe Störung der Persön-
lichkeitsentwicklung, aber es können auch aggressive und sexuelle Regungen
anderer Phasen und daraus resultierende Ängste mit einfließen. So drücken sich
im Sadismus etwa auch oral-sadistische, analsadistische und phallisch-aggres-
93
93 Vgl. auch Kapitel 6 und 7.
sive Impulse aus.94 Diese Vielfältigkeit trägt vielleicht zu den schillernden
Äußerungen beim sadistischen Handeln bei. Bei einigen sadistischen Hand-
lungen geht es ausdrücklich um eine orale Thematik in Form von Verschlingen,
Zerstückeln, Beißen, um magische Rituale mit kannibalistischen und vampiri-
stischen Fantasien.
Die Wahrscheinlichkeit durch das "Undoing" liegt weitaus höher, dass es eine Vorbeziehung zwischen Opfer und Täter gab, was mir bisher auch nicht bekannt war, als dass es sich um eine vollkommene wahllose Auswahl des Opfers hier handelt.