Muerto04 schrieb:In welchem Bereich arbeitest du denn...wenn ich mal fragen darf?
Ich denke wir würden uns wirklich wundern, wie viele ihr Leben so verbringen.
Man stellt sich das ja immer Schwarz-Weiß vor. Ist man obdachlos, lebt man die ganze Zeit auf der Straße und schläft unter der Brücke.
Bewegt man sich in der Kleinkriminalität, ist man ein Dealer oder Hehler. Oft verschwimmt das aber alles miteinander.
In einem Bereich der öffentlichen Verwaltung, in dem es um den tatsächlichen Aufenthaltsort geht.
Wenn ich mit den Menschen spreche, beginnt die Geschichte sehr häufig mit dem Satz:" und dann haben wir uns getrennt!". Trennung und Stress mit den Eltern, Arbeitsplatzverlust, psychische Erkrankungen. Eine Spirale.
Es ist eben nicht die Brücke, es sind die, welche von Freund zu Freund, von freier Couch zu freier Couch ziehen.
Der richtige verwaltungstechnische Ausdruck hierfür ist eigentlich ja wohnsitzlos.
Ich bin kein Spezialist für solche Fragen, aber oft empfinde ich die Grenze von wohnsitzlos zu obdachlos als fließend. Ich hab keine Ahnung, wann genau diese gezogen wird. Zwischendurch findet sich keine Couch, keine billige Herberge, kein billiges Hotel. Dann auf die Straße, in Übergangswohnheime.
Die weitaus größere Anzahl Menschen sind wohnsitzlos, nicht obdachlos, wie man sich das vorstellt. Und davon dürften die Mehrzahl Frauen sein.
Ich hab hier diesen Artikel gefunden zum Thema:
https://www.bpb.de/shop/zeitschriften/apuz/183448/wohnungslosigkeit-in-deutschland/Wenn wir uns also jetzt vorstellen, dass es unzählige Menschen gibt, welche einfach so durch das Raster fallen, welche eben nicht beim Sozialamt etc. registriert sind, dann wäre das für mich eine Erklärung warum jeder den Zopfmann kannte, und keiner ihn kennt.
Möglicherweise gehört er genau zu der Personengruppe. Wohnt mal hier, mal da, schläft mal hier auf der Couch, in der Jugendherberge, im Übergangswohnheim, in der Übernachtungsstätte, auf der Straße.
Nie lange genug, dass Menschen sich seiner ernstlich erinnern, aber lange genug, dass man sich denkt, man habe ihn schon mal gesehen.
Und falls er bei Freunden war, wer glaubt schon von seinem Kumpel dass er ein mordendes Monster sei?
Falls der Täter danach einfach die Stadt gewechselt hat, und sei es nur ins nächste Ort, dann ist er nicht greifbar, und nur der Zufall kann helfen.