Banshee202 schrieb:Er soll sich ja gestört gefühlt haben, und deshalb den Schnitt am anderen Bein nicht zu Ende ausgeführt haben, bzw. es nur bei einem Schnitt belassen haben. Andererseits nahm er sich doch noch genug Zeit für die Nachtathandlungen (Kleidung hochziehen, Turnschuh vom Tunnel-Eingangsbereich holen).
Tatsächlich merkwürdig, denn der nicht zu Ende gebrachte Schnitt ist über die Obduktion nachgewiesen. Das spricht dafür, dass der Täter mehrere Trophäen mitnehmen wollte, zeitlich jedoch unter Druck geraten ist. Dass er sich dann für die von dir genannten Nachhandlungen entschieden hat, ist enorm eigenartig. Wenn ich das auf mich wirken lasse, stelle ich mir folgende Fragen:
- Wofür hätte sich ein möglicher Kannibale in dieser Drucksituation entschieden?
- Wie hätte eine Person entschieden, die rituelles verfolgt und in die Tat umsetzt?
- Deutet die Nachhandlung darauf hin, dass nicht nur die Entnahme der Trophäen notwendig war sondern ebenfalls das Aufbahren?
- Konnte die Aufbahrung nicht „dem Glauben entsprechend“ durchgeführt werden und falls ja, gab es deshalb die Grabschändung?
Banshee202 schrieb:Hätte Tristan den Mörder näher gekannt, oder ihm gar vertraut, hätte der ihn doch an einen anderen, für ihn viel sichereren Ort hinbestellen, oder mitnehmen können.
In der Tat stellt sich dann die Frage, welche möglichen Orte für den Täter sicherer sein könnten? Wahrscheinlich denken hier die meisten allen voran an eine Wohnung, abgegrenzt von der Öffentlichkeit und absolut sicher innerhalb der eigenen 4-Wände. Dann stellt verständlicherweise die Frage, warum so öffentlich und gerade in diesem Tunnel? Eindeutige Antworten fehlen, einige lassen sich jedoch wiederum aus der Vorgehensweise des Mörders ableiten.
Dazu gehört allen voran der Kehlschnitt und die anschließende Ausblutung, welche zu 99% essentiell für die Entnahme der Trophäen war. Man mag sich dbzgl. nicht vorstellen, was für eine Sauerei das z.B in einer Wohnung hinterlassen würde. Da scheint der Liederbach schon nahezu eine perfekte Alternative gewesen zu sein, denn Blutspuren waren hier, laut damaliger Aussage des Hauptkommissars, nahezu nicht vorhanden.
Neben möglichen Blutflecken sollte berücksichtigt werden, dass der Täter zum Tatzeitpunkt in einem Haus gewohnt haben könnte, welches eventuell mehrere Mietwohnungen hatte. Ebenso könnte es natürlich gut möglich sein, dass er seine Unterkunft in einem Hotel oder in einer Pension hatte. Sofern der Täter kein Haus hatte, wäre das Risiko viel zu groß, gehört bzw. gesehen zu werden. Damit hätte man schon zwei weitere potenzielle Risiken, welche am Liederbachtunnel nahezu nicht existierten. Das lässt sich bzgl. der oft beschriebenen und dort herrschenden Geräuschkulisse ohne Bedenken festhalten. Anders ist es natürlich mit dem Risiko des gesehenwerdens. Darüber lässt sich jedoch, im Hinblick auf den stockdunklen Tunnel, den kaum sichtbaren Ein- bzw. Ausgänge und den in Frage kommenden Passanten, sicherlich noch diskutieren.
Die Auswahl des Tatorts bedeutet leider keineswegs, dass sich Tristan und der Täter nicht kannten und der Mörder ihm demzufolge unbekannt war. Was sich eher über die Auswahl des Tatortes schlussfolgern lässt ist, dass die Tat wohl intensiv geplant und bis ins kleinste Detail bedacht war (wobei natürlich auch hier nicht klar ist, ob Tristan Zufallsopfer war oder nicht). Und wenn dann noch klar wäre, welcher Fluchtweg tatsächlich in Frage kommt, wäre man auch der Beantwortung der Frage näher, ob der Täter (länger oder auch zumindest für eine kürzere Zeit) ortsansässig war oder nicht. Mich würde brennend interessieren, inwiefern damals die möglichen Fluchtwege auf Spuren hin untersucht wurden. Sofern mir bekannt, gibt es hierzu kaum offizielle Statements.