Hier mal das Zitat zum Thema Hübsch eines anderen User:
@allDer Mordfall Tristan ist einer, der auch mich mit am meisten beschäftigt. In diesem Zusammenhang stelle ich mir immer wieder die Frage, wie Tristan wirklich war. Hintergrund ist ein Beitrag von Hadayatullah Hübsch in einem Buch über Jugend und Jugendkultur in Hessen, erschienen 1999. Der Text trägt den Titel "Tristan oder Die Traurigkeit der Gewalt.
Dort heißt es unter anderem "... Wer nicht nur das Maul aufreißt, sondern auch hart zuschlagen kann, ist der King. Das war auch das Motto von Tristan. [...] Aber Tristan hat es immer wieder in seine alte Gegend gezogen. Hier lungerte er rum und lauerte den kleinen Jungs auf, die er bei der leisesten Provokation verprügelte, so daß sie es nicht mehr wagten, alleine aus dem Haus zu gehen, und sei es nur, um den Mülleimer auszuleeren.
Mit den anderen Gleichaltrigen in der Gegend verband ihn alles, was verboten war. Klauen, Kiffen, Saufen, Rauchen, Omas kaschen. Manchmal saß er einsam am Rinnstein und grübelte vor sich hin. Seine Freunde versorgen ihn mit Drogen, er hatte immer Geld in der Tasche, keiner weiß woher. In den umliegenden Stadtteilen kannte er sich gut aus. Er wußte, wo Haschisch gehandelt wird und wo es Hehlerware gibt. [...] Und die Zeitungen schrieben von dem unschuldigen Kleinen, der aus unbegreiflichen Gründen ums Leben gekommen war. Als die Nachricht im Viertel die Runde machte, war von kleinen Jungs ein Seufzer der Erleichterung zu hören: "Jetzt habe ich keine Angst mehr", hieß es.
Polizei kämmte die Wohnblocks durch und fragte, ob jemand Genaueres wußte, mit wem Tristan zusammengewesen war. Aber Genaueres weiß man hier nicht. Vor allem nicht, wenn die Polizei danach forscht. Also blieb das Bild eines sanft aussehenden blonden Knaben in Tageszeitungen und auf Fahndungsplakaten alles, was von ihm bekannt war. [..] Die Halbwüchsigen im Viertel wusste es besser. Sie lachten über die Märchen, die die Reporter verbreiteten. [...] Daß er trotz seiner jungen Jahre ein Kleinkrimineller gewesen war. Daß er Furcht und Schrecken verbreitete, wohin er kam. [...] Tristan, so war es nun zu lesen, war ein schlimmer Knochen. In Hehler- und Dealer-Kreise verwickelt. Sein Mörder mußte ihn gut gekannt haben...."
Wenn das alles stimmt - und ich bin mir sicher, dass Hübsch sich das nicht aus den Fingern gesaugt hat - könnte es bezüglich des Motivs in eine ganz andere Richtung deuten und zu dem passen, was @Wydmont schreibt.
Das Buch, aus dem ich zitiert habe, heißt "Von out bis cool - Jugend und Jugendkultur in Hessen - Ein Lesebuch (herausgegeben vom damaligen Ministerpräsidenten Hans Eichel).