@sakuro Vorweg: Ich stelle nicht infrage, dass du Ahnung von psychischen Erkrankungen und Erfahrung mit Erkrankten hast. Das wird anhand deiner Beiträge deutlich. Deine Einschätzung zur Person Günther Stoll könnte auch zutreffen, aber ob sie wirklich wahrscheinlicher ist, hast du mMn. nicht ausreichend plausibel gemacht.
sakuro schrieb:Das Wahn bei Schizophrenie seltener ist habe ich nie behauptet.
Doch, hier:
sakuro schrieb:eine wahnhafte Depression kommt weitaus häufiger vor als eine paranoide Schizophrenie.
Dafür fehlt halt noch der Beleg.
sakuro schrieb:Der schizophrene Patient hat nicht nur eine wesentlich geringeres Strukturniveau sondern auch eine deutlich herabgesetztes Funktionsniveau ggü. dem wahnhaft-depressiven.
Das erscheint mir plausibel und ich verzichte daher auch auf eine Quelle.
sakuro schrieb:Frau Stoll hätte ihren wahnhaft-schizophrenen Mann sicherlich nicht mit der Tochter alleine gelassen.
Wenn er denn so in seinem Wahn verhaftet gewesen wäre, dass er nicht mehr klar denken konnte. Das war aber nicht der Fall und das ist auch bei einer manifestierten paranoiden Schizophrenie nicht regelmäßig und durchgängig der Fall. Wir können hier ggf. wohl von einem Prodomalstadium ausgehen.
Ich verweise außerdem auf diesen Beitrag:
Dasdeeeeniz schrieb:Warum nicht? Meine Mutter hat mich (und meine Schwester) auch alleine bei meinem an einer Psychose leidenden Vater gelassen, wenn es nicht anders ging. Psychose bedeutet ja nun nicht, dass jemand durchgängig in seinem Wahn gefangen ist und keine alltäglichen Dinge erledigen kann.
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sakuro schrieb:Sorry, aber was ist denn an deinen Behauptungen belegt?
Na, siehe hier:
Palio schrieb:Beides sind primäre Psychosen. Häufiger ist definitiv die durch Schizophrenie bedingte Psychose:
Und nachfolgend habe ich das belegt. Darum geht's doch bei unserer randständigen Debatte die ganze Zeit: Um die Häufigkeit von Psychosen bei Schizophrenie im Vergleich zu Psychosen bei Depressionen.
sakuro schrieb:Ist wirklich nicht böse gemeint, aber wenn ich es drauf anlege finde ich für alles eine Studie, welche meine Behauptungen untermauert.
Ich freue mich schon die ganze Zeit drauf. Bald ist ja Weihnachten
:) sakuro schrieb:Was ist denn an der Behauptung, dass Stoll einen Peilsender in seiner Kleidung vermutete belegt?
Das ist die persönliche Interpretation der Psychologin Wypych, naturgemäß in diesem Fall eine reine Spekulation. Der Unterschied zu deiner Behauptung ist, dass du eine Tatsachenbehauptung vorgebracht hast bezüglich der Relation von Fallzahlen zweier unterschiedlicher Erkrankungsarten. Tatsachenbehauptungen sind zu belegen, Meinungen nicht.
sakuro schrieb:Die Studie bzgl. der Häufigkeit einer Erkrankung entsteht aus Fallzahlen von Menschen, welche sich in eine Behandlung begeben haben.
Na klar. Es geht jetzt ums Posten/Verlinken/Benennen der entsprechenden Studie(n).
sakuro schrieb:Die Notwendigkeit einer Behandlung ergibt sich aus dem Leidensdruck des Betroffenen. Je größer der Leidensdruck, umso eher und umso häufiger findet Behandlung statt.
Auch klar. Psychosen führen zu Leidensdruck der Betreffenden und deren Umgebung. Dieser führt zu Behandlung und zur Diagnose. Das führt zu Zahlen, die vergleichbar sind. Und dieser Vergleich führt zu dem Ergebnis, dass primäre Psychosen am häufigsten dem Schizophrenie-Formenkreis entstammen und nicht den Depressionen. So wird es nämlich allgemein publiziert. Dazu hast du aber etwas anderes behauptet.
sakuro schrieb:Und nein, Schizophrenien sind nicht häufiger als Depressionen
Selbstverständlich nicht! Wer hat das denn behauptet? Du hattest behauptet,
mit Wahnvorstellungen einhergehende Depressionen wären häufiger als paranoide Schizophrenien.
Hier:
sakuro schrieb:eine wahnhafte Depression kommt weitaus häufiger vor als eine paranoide Schizophrenie.
(Unterstreichung von mir)
Das bezweifle ich, weil primäre Psychosen am häufigsten vorkommen bei Schizophrenie.
sakuro schrieb:Einen Beleg für die Dunkelziffer zu fordern ist unsinnig.
Habe ich auch nicht, mache ich auch nicht. Ich fordere nur die Quellen für die offiziellen Fallzahlen, die das oben von dir Behauptete belegen.
sakuro schrieb:Die kognitiv-beviorale-Therapie ist kein Leitlinienverfahren. Heißt, kommt defacto nicht zur Anwendung, weil keine Krankenversicherung die Kosten übernimmt.
Blicken wir nochmal zurück. Es geht bei diesem Punkt allgemein um Psychotherapie und deine Ausgangsbehauptung:
sakuro schrieb:Eine paranoide Schizophrenie ist psychotherapeutisch nicht behandelbar. Insofern dürfte Frau Wypych kaum Felderfahrung im Umgang mit diesem Patientenklientel haben.
In der neuen S3-Leitlinie "Schizophrenie"
Ist Psychotherapie enthalten:
Original anzeigen (0,2 MB)S3-Leitlinie Schizophrenie - AWMF Leitlinienregister
https://www.awmf.org/leitlinien/detail/ll/038-009.htmlUnd die AOK übernimmt auch die Kosten:
https://www.aok.de/pk/leistungen/therapien/psychotherapie-ambulant/Das leistet die ambulante Psychotherapie
Jedes Jahr leiden knapp 28 Prozent der erwachsenen Bevölkerung unter einer psychischen Störung, dazu gehören unter anderem Essstörungen, Schizophrenie oder auch Alkoholismus. (...)
Es gibt verschiedene Möglichkeiten, psychische Krankheiten zu behandeln. Eine davon ist die ambulante Psychotherapie.
Auf die Weise kannst du Frau Wypych jedenfalls nicht weniger Erfahrung als dir selbst attestieren. Sie kann durchaus neben theoretischem Wissen auch praktische Erfahrungen gesammelt haben.
sakuro schrieb:Ich selber berschäftigte mich allerdings seit 15 Jahren mit dem Fall und habe sämtliche mediale Berichterstattung dazu verfolgt.
Die mediale Berichterstattung ist ja nun recht dürftig. Hinzu kommt etwas Dorftratsch. Damit haben wir jetzt alle keine besondere Kompetenz für eine Fallbewertung und Ferndiagnose im Gegensatz zu der Psychologin im Podcast erworben. Wir haben vielleicht ne Minute länger drüber nachgedacht und kommen einer Lösung außerhalb von persönlichen Präferenzen nach individuellen Plausibilitätsaspekten trotzdem nicht näher.
sakuro schrieb:Man darf ja nicht vergessen, dass Stoll durchaus ein sehr funktionaler Mann war,
Ja, das ist das Hauptargument gegen eine Psychose an sich und bei dir für eine depressionsbedingte Psychose. Aber war er "sehr" funktional? Er ist nicht aufgefallen und musste nicht stationär behandelt werden. Aber was sagt das über seine Funktionalität? Er war arbeitslos und offenbar viel in der Kneipe und in Holland war er auch ein paar Mal. Ist was über seine Freunde oder Hobbys bekannt?
Außerdem macht es auch keinen Unterschied für die Diagnose, wenn man von der Prodomalphase ausgeht. Es gibt immer ein erstes Mal für das Übertreten einer Schwelle zur Auffälligkeit. Eine schwerste Depression mit völligem Antriebsverlust ist hier jedenfalls auch nicht offenkundig. Er hat ja zumindest gern die Örtlichkeiten gewechselt und ist nicht im Bett geblieben.
sakuro schrieb:Auszuschließen ist eine Prodromalsymptomatik nicht, aber halt einfach unwahrscheinlicher als eine Depression mit psychotischen Symptomen.
Naja und da stehen sich die Behauptungen und Meinungen verschiedener externer und interner Fallbeobachter gegenüber. Wenn Frau Wypych eher an Schizophrenie denkt und du eher an psychotische Depressionen, ist zunächst mal beides möglich. Aber deine Behauptung, ein Wahn bei Depression sei häufiger als bei Schizophrenie, die stimmt halt nicht. Und auch die Art der Wahnvorstellungen passt nach den Zeugenaussagen besser zu einem Verfolgungswahn als zu dem von dir postulierten Schuldwahn. Von Schuld hat er nämlich nicht gesprochen, sondern davon, dass alle gegen ihn seien und er befürchtet, dass man ihm etwas antut. Er war nervös und unruhig und nicht antriebsgemindert.
sakuro schrieb:Ein Großteil der Schizophrenie-Patienten erkrankt zwischen dem 20. und 35. Lebensjahr. Stoll war bereits 34.
Passt also.
sakuro schrieb:Die Depression passt in der Gesamtschau der Lebensumstände in denen sich Stoll befunden hat einfach besser.
Das ist gefühlt für dich so, Frau Wypych sagt was anderes, die Zahlen sagen was anderes, die Art des Wahns passt auch weit weniger gut zu psychotischer Depression. Ich würde daher beides für möglich halten und keine Wahrheit so apodiktisch und unbelegt behaupten wie du hier:
sakuro schrieb:Die Psychose-Theorie ist nicht haltbar.
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sakuro schrieb:Es haben nicht "vier Typen" G.S. überfahren. GS wurde einmalig überfahren. Da jeder mir bekannte PKW lediglich Platz für einen Fahrer bietet, saß folglich auch nur einer am Steuer.
Das hast du jetzt aber absichtlich falsch verstanden, oder?
Ich dachte ggf. natürlich an vier Typen in einem Auto (zur Erklärung, um Missverständnissen vorzubeugen:
Einer fährt, die anderen sitzen nur drin oder gehören zumindest zu ihm), welche ihn überfahren und dann an eine einzelne Person, die nicht dazugehört, die GS aber findet und ihn retten will.
Ob das wahrscheinlich ist, habe ich übrigens nicht gesagt. Es ist nur ein neuer Gedanke.
Deine kombinierte These (Bedrohung
und Wahnvorstellungen) ist eine Möglichkeit. Ich frage mich aber immer noch, warum du die Thesen kombinierst. Die Verbrecherthese kommt ohne Psychose aus, weil es dann eine echte Bedrohung gab, die seine Ängste erklären kann und die Psychosethese kommt ohne echte Verfolger aus, weil diese dann nur eingebildet waren.
Wenn man nach Ockhams Rasiermesser geht, ist die Kombination von gleich zwei unbelegten und ungewöhnlichen Umständen weniger sinnvoll, weil weniger wahrscheinlich.
Auszuschließen ist aber nach wie vor nichts.