Kriminalfälle
Menschen Wissenschaft Politik Mystery Kriminalfälle Spiritualität Verschwörungen Technologie Ufologie Natur Umfragen Unterhaltung
weitere Rubriken
PhilosophieTräumeOrteEsoterikLiteraturAstronomieHelpdeskGruppenGamingFilmeMusikClashVerbesserungenAllmysteryEnglish
Diskussions-Übersichten
BesuchtTeilgenommenAlleNeueGeschlossenLesenswertSchlüsselwörter
Schiebe oft benutzte Tabs in die Navigationsleiste (zurücksetzen).

Der Fall Gregory Villemin

299 Beiträge ▪ Schlüsselwörter: Mord, Frankreich, 1984 ▪ Abonnieren: Feed E-Mail

Der Fall Gregory Villemin

04.05.2014 um 02:37
Hallo @all :)

Meine erste Diskussion möchte ich mit einem Fall eröffnen, der mich schon als Twen schockiert hat und durch die französischen Justizbehörden wieder aufgerollt wurde:

Der Fall Gregory Villemin

Der Mord an dem vier Jahre alte Gregory Villemin zählt zu den spektakulärsten Kriminalfällen der französischen Nachkriegsgeschichte.
Das Drama in dem kleinen Vogesen-Dorf handelt von finsteren Familienfehden, stümperhaften Ermittlern und von einer Spirale der Gewalt. Die Frage aber, wer den vier Jahre alten Jungen Grégory Villemin vor 28 Jahren umgebracht hat, ist noch immer ungelöst.


Die grauenvolle Tat passiert am 16. Oktober 1984 im Dörfchen Lépanges-sur-Vologne.
Um viertel nach neun abends ziehen Feuerwehrleute den leblosen Körper ans Ufer der Vologne: Es ist der vermisste Grégory, die Arme und Beine gefesselt und die übers Haupt gezogene Wollmütze mit einer Schnur fest verknotet. Schon um 17.32 Uhr hat ein Bekenner, den sie in Frankreich „le corbeau“ (der Rabe) nennen, die Familie des Jungen informiert. Am Morgen danach liegt schließlich ein Brief des „Raben“ im Briefkasten. Darin steht: „Ich hoffe, du stirbst vor Trauer. Dein Geld kann dir deinen Sohn auch nicht mehr zurückgeben. Das ist meine Rache, du Blödmann.“

Drei Wochen vergehen, da fällt der Verdacht auf Bernard Laroche, einen Vetter von Grégorys Vater. Doch schon nach drei Monaten setzt Jean Michel Lambert, der unerfahrene und hoffnungslos überforderte Untersuchungsrichter, den Inhaftierten mangels Beweisen auf freien Fuß. Jean-Marie Villemin hingegen nimmt am 29. März 1985 das Recht in die eigene Hand, greift zur Jagdflinte und erschießt den Vetter in Gegenwart seiner hochschwangeren Frau. Ein Mord, für den er später mit fünf Jahren Gefängnis bestraft wird.

Nun hat der nervöse Untersuchungsrichter plötzlich Grégorys Mutter im Visier. Diese, im sechsten Monat schwanger, will am 5. Juli 1985 ihren in U-Haft einsitzenden Mann besuchen. Da legen sie auch ihr Handschellen an. Zwar kommt Christine Villemin schon nach elf Tagen frei, doch die Nation verurteilt vor und ist sich sicher: Christine, das schreckliche Biest, ist die Kindsmörderin...

Den genauen Wortlaut findet ihr hier:
http://www.derwesten.de/panorama/ungeloester-mord-von-gregory-4-wird-wieder-aufgerollt-id7167620.html


1x zitiertmelden

Der Fall Gregory Villemin

04.05.2014 um 02:46
Gregory Villemin, 4, ✟ 16. Oktober 1984

Gregory Villemin


melden

Der Fall Gregory Villemin

04.05.2014 um 02:53
Bergung der Leiche

Leichenfund Gregory Villemin


melden

Der Fall Gregory Villemin

04.05.2014 um 03:12
Ohjeee, so ein niedlicher, kleiner Junge.

Den Fall kannte ich noch garnicht.

Musste er so jämmerlich ertrinken?


5x zitiertmelden

Der Fall Gregory Villemin

04.05.2014 um 04:12
@Lorea

Das war er. Ja.
Zitat von LoreaLorea schrieb:Musste er so jämmerlich ertrinken?
Offensichtlich:
Gregory war ertrunken, laut Befund der Gerichtsmediziner, um 17.20 Uhr.
Die übers Haupt gezogene Wollmütze mit einer Schnur fest verknotet, Hände und Füße gefesselt und einfach in den Fluß geworfen:
Eine verzerrte Stimme flüsterte: "Ich hab' mich gerächt. Ich hab' den Kleinen geschnappt und ihn in die Vologne geworfen."



melden

Der Fall Gregory Villemin

04.05.2014 um 08:05
@stop_crime
Ich hab DAS hier gefunden:
Demnach hätte er wenigstens nicht den grausamen Weg des Ertrinkens gehen müssen.

http://www.zeit.de/1985/33/der-mord-in-den-vogesen/seite-3
Der Arzt Professor de Renn konnte nur feststellen, daß Gregory wenig Wasser in der Lunge und kein Adrenalin im Blut hatte: Das Kind hatte anscheinend nicht Angst gehabt, war vermutlich vor der Untat bewußtlos gemacht worden. An mancherlei Anzeichen – so an der Art, wie die Fesseln geknotet waren – glaubte der Gerichtsmediziner zu erkennen, daß „das Verbrechen von einer Frau begangen worden ist“.


melden

Der Fall Gregory Villemin

04.05.2014 um 08:28
Ich bin auf diesen mysteriösen Fall im Jahr 2007 aufmerksam geworden durch Beiträge die @sarafin7 hier eingestellt hatte.

Ungelöste Mordfälle /international (Seite 6)

Der Fall ist aber so komplex, dass ein eigener Thread sinnvoll ist. Ich hatte mich immer mal wieder mit dem Fall beschäftigt.

Der letzte Bericht, den ich damals gefunden hatte, stammt aus dem Jahr 2009 und es ging darin um eine DNA Spur eines Mannes und einer Frau, die am Bekenner-Brief gefunden worden sind. Die sollte damals neu ausgewertet werden. Von einem Ergebnis habe ich dann aber nichts mehr gehört.

Hier ist der Bricht, der online nicht mehr verfügbar ist:


"Neue Spur zu Mord vor 25 Jahren an Kind in Frankreich
(AFP) – 22.10.2009

Dijon — In einem der rätselhaftesten Kriminalfälle Frankreichs hat sich nach einem Vierteljahrhundert eine neue Spur ergeben: Laboruntersuchungen zum Mord an dem kleinen Grégory hätten Genspuren einer Frau und eines Mannes auf einem alten Bekennerbrief zutage gefördert, teilte die Staatsanwaltschaft Dijon mit. Der Fall hatte auch für Aufsehen gesorgt, weil der Vater des Jungen einen Verdächtigen erschossen hatte.

Der vierjährige Grégory Villemin war im Oktober 1984 an Händen und Füßen gefesselt tot in einem Bach in der Nähe seines Elternhauses gefunden worden. Von den Eltern des Jungen stammten die Genspuren nicht, hieß es in Ermittlungskreisen in Dijon. Der Bekennerbief war laut Staatsanwaltschaft neun Monate nach dem Mord an den Großvater des Jungen gerichtet gewesen. "Ich werde Euch das Fell über die Ohren ziehen, Familie Villemin", schrieb der Verfasser. "Das nächste Opfer ist Monique", die Großmutter des getöteten Jungen.
Die auf dem Brief gefundene DNA müsse nun mit dem Erbmaterial all derjenigen verglichen werden, die seinerzeit mit dem Fall zu tun hatten, zitierte die französische Tageszeitung "Le Parisien" einen Justizexperten. Möglich sei auch, dass die Spuren von den Ermittlern stammten.

Nach Grégorys Tod war vorübergehend ein Cousin seines Vaters in Verdacht geraten. Jean-Marie Villemin übte daraufhin Selbstjustiz und erschoss den Verwandten; er saß dafür eine gut zweijährige Gefängnisstrafe ab. Danach ermittelte die Justiz acht Jahre lang gegen Grégorys Mutter. Einige Medien veranstalteten eine regelrechte Schmutzkampagne gegen die junge Frau. Das Verfahren gegen Christine Villemin wurde aber mangels Beweisen eingestellt. Die Eltern verließen ihr Dorf in den Vogesen, um Anfeindungen zu entgehen. Im Dezember vergangenen Jahres erreichten sie, dass das Verfahren neu aufgerollt wurde.

Auch die Familie des erschossenen Cousins verlangte einen neuen Prozess. Sie will durchsetzen, dass eine Audiokassette mit der Stimme des Bekenners neu ausgewertet wird. Der Vetter von Jean-Marie Villepin war einen Monat nach dem Fund von Grégorys Leiche von einer Schwägerin bei der Polizei angeschwärzt worden und saß mehrere Monate in Haft, bevor der Vater des Jungen ihn tötete."

Copyright © 2009 AFP. Alle Rechte vorbehalten.

-----------------------------

Es handelt sich hier mE um ein Familiendrama und es gibt von Zeit zu Zeit wohl Anläufe, ob der Fall aufgrund des kriminaltechnischen Fortschritts nicht doch noch geklärt werden kann.


4x zitiertmelden

Der Fall Gregory Villemin

04.05.2014 um 08:38
@AngRa
Interessant. Wie der Fall an sich. Danke.
Zitat von AngRaAngRa schrieb:Es handelt sich hier mE um ein Familiendrama und es gibt von Zeit zu Zeit wohl Anläufe, ob der Fall aufgrund des kriminaltechnischen Fortschritts nicht doch noch geklärt werden kann.
Ein Familiendrama - was internes - ist auch mein erster Gedanke hierzu.

Hast Du eine/n Hauptverdächtige/n?

In dem einen Bericht ist die Rede davon, die Mutter sei bei der graphologischen Auswertung nicht so gut weggekommen. In dem anderen kann man lesen, dass gentechnisch nichts auf die Eltern hinweist.

Den Vater kann man wohl schonmal ganz ausschließen, oder?


melden

Der Fall Gregory Villemin

04.05.2014 um 08:49
Weiß denn Jemand was aus der Familie geworden ist? Sie sind weggezogen und haben ja mindestens ein Kind noch bekommen.
Das muss die Ehe ja sehr belasten, wenn die Mutter als TV gilt.


melden

Der Fall Gregory Villemin

04.05.2014 um 10:16
@Feelee
Leider konnte ich bis jetzt nichts über den Aufenthaltsort finden. Vielleicht wird er auch nicht preisgegeben? Ist ja vielleicht besser, wenn sie anonym bleiben.


melden

Der Fall Gregory Villemin

04.05.2014 um 10:19
Hier auf der Seite kann man die Stimme des "Raben" aufrufen:
http://www.thinesclaude.com/affaire-gregory---sommaire.php (Archiv-Version vom 21.05.2014)

Sie soll ja verzerrt worden sein, wie ich irgendwo las. Klingt für mich, so spontan und intuitiv, eher männlich. Was meint Ihr?


melden

Der Fall Gregory Villemin

04.05.2014 um 11:20
@Lorea

Der Fall ist sehr verworren. Ich kann mich auch nach reiflicher Überlegung nicht auf einen Tatverdacht gegen eine bestimmte Person festlegen.

Ich gehe aber davon aus, dass der Täter aus dem engsten Familienkreis stammt. Der tote Junge ist mit tief ins Gesicht gezogener Mütze aufgefunden worden. Der Täter oder die Täterin konnte also dem Kind nicht ins Gesicht schauen, seinen Anblick nicht ertragen, als er es getötet hat.

Der Tat sind zahlreiche anonyme Briefe vorangegangen, die jemand stets mit "Corbeau" (Rabe) unterschrieben hatte. Interessant ist die Bezeichnung "Rabe". Nach altem Volksglauben kümmert sich der Rabe wenig um seine Jungen und stößt sie, wenn er sie nicht mehr füttern will, aus dem Nest, daher die Bezeichnung "Rabenmutter" für Eltern, die ihre Kinder vernachlässigen. Die Bezeichnung "Rabe" kann also eine Anspielung auf liebloses Verhalten eines Elternteiles sein.

Eine besondere Rolle scheint der "Bekennerbrief " zu spielen, der am Tattag, 16.10.1984 auf dem Postamt von Lepargne abgestempelt worden ist und der einen Tag nach der Tat bei den Eltern des toten Jungen eingegangen ist.

Der Brief hatte folgenden Inhalt:

"J`espère que tu mourras de chagrin, le chef. Ce nèst pas ton argent qui pourra te redonner ton fils. Voilà ma vengeance, pauvre con."

"Ich hoffe, dass Du vor Kummer sterben wirst, der Chef. Dein Geld wird Dir Deinen Sohn nicht zurückgeben. Hier meine Rache, armes Arschloch."

Daraus wird mE deutlich, dass das Tatmotiv Rache am Vater des Kleinen war, der sich aus ärmlichen Verhältnissen hoch gearbeitet und es zu Wohlstand gebracht hatte.

Es mag sein, dass der Vater des Kindes innerhalb seiner Familie viele Neider hatte. Aber mE reicht Neid auf den Wohlstand des Cousins nicht aus dessen Sohn zu töten. Da müssen ganz andere Hass- Gefühle dahinter stecken. Den ermordeten Cousin Laroche halte ich daher nicht für den Mörder. Der Cousin wurde immer wieder von Christine Villemin der Tat bezichtigt. Sie schürte den Hass so weit, dass der Ehemann seinen Cousin letzten Endes erschoss.

Die Schrift des "Bekenners" soll der Schrift der Mutter Christine Villemin sehr ähneln. Im Rahmen der Ermittlungen konnte aber wohl nicht zweifelsfrei festgestellt werden, dass sie die Verfasserin der Briefe war. Der Bekennerbrief war mit zittriger Hand geschrieben worden, vielleicht lag es daran. Trotzdem wundert es mich, dass der Brief nicht eindeutig zugeordnet werden konnte.

Christine Villemin. hatte ihren Angaben zufolge als letzte Person Kontakt zu dem toten Jungen, denn sie behauptet, dass sie ihren Sohn noch kurz vor seinem Verschwinden vor dem Elternhaus gesehen habe, als er dort auf einem Sandhaufen spielte. Es gibt keine Zeugen für das Verschwinden.

Die französische Schriftstellerin Marguerite Duras ( 1914-1996) interessierte sich sehr für den Fall. Sie besuchte das Haus der Eltern und den Fundort der Leiche. Danach hat sie sich auf einen Verdacht gegen die Mutter festgelegt und sie sogar öffentlich beschuldigt. Diesen Verdacht konnte sie allerdings nicht mit Fakten stützen, sondern sie hat es mit einem Gefühl begründet, das sie im Haus beschlichen habe. Sie war der Auffassung , dass der Kleine im Haus getötet worden ist und dass er dann in die Dordogne geworfen wurde. Das bringt die Aufklärung in diesem Fall allerdings nicht weiter, sondern ist auch nur Klatsch. Wegen der Beschuldigungen wurde sie dann auch zu einer Geldstrafe verurteilt.

------------------------


Die Eltern von Gregory Villemin sind damals nach der Haftentlassung des Vaters ins Departement Essonne gezogen um neu zu beginnen. Sie sind zusammen geblieben und sie haben noch zwei weitere Kinder bekommen und führen ein sehr zurückgezogenes Leben.


http://www.ladepeche.fr/article/2004/10/18/164000-vingt-ans-apres-gregory-que-sont-ils-devenus.html


3x zitiertmelden

Der Fall Gregory Villemin

04.05.2014 um 11:48
@AngRa
Danke für diese ausführliche Erklärung. Das das Paar zurück gezogen lebt, kann ich gut verstehen. Mich hat eben nach den schwerwiegenden Vorwürfen dann doch interessiert, was nach all den Jahren aus ihnen geworden ist.


melden

Der Fall Gregory Villemin

04.05.2014 um 11:54
@AngRa
Hochinteressant Deine Recherchen und Gedanken dazu.
Zitat von AngRaAngRa schrieb:Ich gehe aber davon aus, dass der Täter aus dem engsten Familienkreis stammt. Der tote Junge ist mit tief ins Gesicht gezogener Mütze aufgefunden worden. Der Täter oder die Täterin konnte also dem Kind nicht ins Gesicht schauen, seinen Anblick nicht ertragen, als er es getötet hat.
Das ergibt Sinn. Anhand dessen wäre ja die Mutter vorrangig verdächtig. In meinem Verständnis.
Zitat von AngRaAngRa schrieb:Nach altem Volksglauben kümmert sich der Rabe wenig um seine Jungen und stößt sie, wenn er sie nicht mehr füttern will, aus dem Nest, daher die Bezeichnung "Rabenmutter" für Eltern, die ihre Kinder vernachlässigen. Die Bezeichnung "Rabe" kann also eine Anspielung auf liebloses Verhalten eines Elternteiles sein.
Das deutet, für mich, wieder auf die Mutter hin. Wenn man diesen Volksglaube in den Fall überhaupt einbeziehen kann.
Obwohl: Wäre es nicht sehr ungeschickt, sich als "Rabenmutter" selbst das Pseudonym "Rabe" zu geben?
Zitat von AngRaAngRa schrieb:Die Schrift des "Bekenners" soll der Schrift der Mutter Christine Villemin sehr ähneln. Im Rahmen der Ermittlungen konnte aber wohl nicht zweifelsfrei festgestellt werden, dass sie die Verfasserin der Briefe war. Der Bekennerbrief war mit zittriger Hand geschrieben worden, vielleicht lag es daran. Trotzdem wundert es mich, dass der Brief nicht eindeutig zugeordnet werden konnte.
Ist es ein Zeichen der Schuld oder Unschuld der Mutter? So hinterwäldlerisch kann man doch eigentlich auch nicht sein, anzunehmen, dass die Briefe nicht graphologisch analysiert würden. In den 80.er Jahren.


Also, auf den ersten Blick spricht m. M. n. sehr viel gegen die Mutter. Auf den zweiten siehts eher aus, wie eine Intrige gegen sie.

Graphologen täuschen? Mit der Bezeichnung "Rabe" extra den Verdacht auf die Mutter lenken?

Echt verzwickt.


melden

Der Fall Gregory Villemin

04.05.2014 um 12:36
Ja, der Fall ist sehr verzwickt. Wie das in Frankreich mit Schriftvergleichen prozessual gehandhabt wird, ist mir leider nicht bekannt. Ich vermute mal, dass Übereinstimmungen festgestellt worden sind, die aber nicht ausreichend waren um mit Sicherheit annehmen zu können, dass die Mutter die Briefe geschrieben hat.

Die Mutter hat das Kind, ihren Angaben zufolge, kurz vor seinem Verschwinden vor dem Haus noch spielen sehen. Sie hätte somit Gelegenheit zur Tatausführung gehabt. Wenn sie auf das Kind vor dem Haus geachtet hat, dann hätte sie an sich auch mitbekommen müssen wer sich dem Kind genähert hat. ME ist das Kind in einem Fahrzeug zum Fluss gebracht worden. Von einem anfahrenden Fahrzeug hätte sie etwas mitbekommen müssen. Das hat sie offensichtlich aber nicht.

Andererseits ist es schwierig bei der Mutter ein Motiv zu erkennen das eigene Kind zu töten. Das Kind könnte, wenn man in ihr die Täterin sieht, getötet worden sein, um den Ehemann dafür zu bestrafen, dass er ihr und auch dem Kind wegen der Arbeit zu wenig Aufmerksamkeit hat zukommen lassen, sie beide vielleicht sogar emotional vernachlässigt hat. Er wäre dann der Rabenvater gewesen, dem der Rabe als Wink mit dem Zaunpfahl Briefe geschrieben hat, die aber nichts bewirkt haben. Dahinter muss nicht in erster Linie eine Bestrafungsaktion gesteckt haben, sondern der Hilferuf nach mehr Aufmerksamkeit und Zuwendung. Dieses Ziel ist mit der Tat erreicht worden.

Ein Teil der französischen Öffentlichkeit muss wohl ein Motiv in dieser Art gesehen haben. Hinzu kam, dass die Mutter der Presse gegenüber nach kurzer Zeit erklärte sie habe ihre Spirale entfernen lassen, weil sie so schnell wie möglich wieder einen Sohn haben wollte. Den Namen des Kindes, Jonathan, hatte sie der Presse auch schon mitgeteilt. Auch dieser Punkt ist merkwürdig, muss aber nicht unbedingt belastend sein, weil einige vielleicht so den Tod eines Kindes am besten kompensieren können. Andererseits entsteht der Eindruck, als sei ein Kind gegen ein anderes austauschbar.Auf jeden Fall wollte sie aber wohl stets an der Ehe festhalten.


melden

Der Fall Gregory Villemin

04.05.2014 um 12:57
Zitat von AngRaAngRa schrieb: "Ich werde Euch das Fell über die Ohren ziehen, Familie Villemin", schrieb der Verfasser.
Zitat von AngRaAngRa schrieb: Der tote Junge ist mit tief ins Gesicht gezogener Mütze aufgefunden worden. Der Täter oder die Täterin konnte also dem Kind nicht ins Gesicht schauen, seinen Anblick nicht ertragen, als er es getötet hat.
@@AngRa

Deine Interpretation entspricht zwar durchaus den allgemeinen Erfahrungen für Beziehungstaten, aber wenn ich mir die oben zitierte Zeile des Bekennerbriefes ansehe, dann könnte die komplett über den Kopf gezogene Mütze auch rein symbolischen Charakter haben .

Eine Mütze schützt vor Kälte - wie Fell. Und sie wurde dem Opfer ja im wahrsten Sinne des Wortes komplett und unübersehbar über die Ohren gezogen.

Aus meiner Sicht weist das zumindest darauf hin, dass Täter und Briefeschreiber wirklich ein und dieselbe Person sind.


melden

Der Fall Gregory Villemin

04.05.2014 um 13:06
Ich könnte mir die Mutter als Täterin nur vorstellen, wenn sie eifersüchtig auf das Kind gewesen wäre, weil der Vater ihm mehr Liebe und Aufmerksamkeit schenkt als ihr. Ansonsten würde der Brieftext gar keinen Sinn ergeben. Wie könnte sie ihrem Mann wünschen, er möge vor Trauer ums Kind sterben, wo sie als Mutter doch ebenso das Kind verloren hat? Sie müsste das eigene Kind GEHASST haben, um die Tat SO zu begehen. Keine Mutter, die ihr eigenes Kind z.B. im Affekt getötet hat, wäre doch fähig, das Kind so brutal zu fesseln und lieblos in einen Bach zu werfen wie Dreck. So kann man nur mit einem Kind umgehen, das einem NICHTS bedeutet. Dann aber müsste die Mutter im zwischenmenschlichen Bereich psychisch total gestört sein, was widerum wohl vorher im Verhältnis zum Kind jemandem aufgefallen sein müsste. Ich halte es daher für sehr unwahrscheinlich, dass sie es war.

Und wenn sie es nicht war, könnte ihr "Hetzen" gegen den Cousin auch den einfachen Grund haben, dass ihr trauerndes Mutterherz einfach spürte, dass nur er als Täter in Frage kommt. Gerade wenn ein Mensch starken emotionalen Belastungen ausgesetzt ist, sind die Sinne bezüglich zwischenmenschlicher Schwingungen sehr geschärft, fast wie ein lebender Lügendetektor, das könnte erklären, warum sie sich auf den Cousin einschoss, vielleicht spürte sie, dass dessen Anteilnahme nur geheuchelt war und sich dahinter unterdrückte Schadenfreude verbarg. Und somit der Richtige vom Vater erschossen worden ist damals.


melden

Der Fall Gregory Villemin

04.05.2014 um 13:10
Hallo @all und DANKE für Eure Ausführungen ;)

Bezgl. der Briefe wollte ich folgendes aufzeigen:
Während die vogesischen Gendarmen im Auftrag des jungen Ermittlungsrichters Jean-Michel Lambert, 32, ihre unbeholfenen Ermittlungen anstellen, hat Frankreich den Mörder längst überführt. Es war natürlich "der Rabe", und der - die Handschriftenproben lassen kaum einen Zweifel zu - ist Bernard Laroche, ein Vetter der Villemins.
Unterdessen ordnet der "kleine Richter", wie er verspottet wird, sein Belastungsmaterial gegen die "kleine Christine", so nennt er Gregorys Mutter. Ihre Schrift ist beinahe identisch mit der des "Raben".
http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-13515673.html

Demnach konnten weder die Mutter noch der später durch den Vater ermordete Laroche zweifelsfrei ausgeschlossen werden, die Briefe verfasst zu haben.


Zu der Mütze:
Die Theorie von dem Täter, der seinem Opfer nicht ins Gesicht/ Augen sehen kann weil er es gut kennt, kann in diesem Fall auch zutreffen. Wenn ich aber überlege, wann und warum man Opfern ebenfalls den Kopf vollständig bedeckt oder zumindestens die Augen verbindet, dann kann wiederum jemand aus dem weiteren Umfeld der Familie Villemin infrage kommen. Und nicht zuletzt: Lepanges ist ein sehr kleiner Ort, wo eh jeder jeden kannte.
Ich könnte das Detail mit der Mütze so nicht bewerten.


melden

Der Fall Gregory Villemin

04.05.2014 um 13:17
Dass sie nicht mitbekam, dass das Kind vorm Haus verschwand, kann den einfachen Grund haben, dass Täter und Opfer sich gut kannten und das Kind deshalb arglos mitging. "Komm mal mit, ich zeig dir was Tolles, aber psssst, es ist ein Geheimnis, wir müssen ganz leise sein." Der Täter hatte das viell. gar nicht geplant, sondern nur die günstige Gelegenheit genutzt, als er merkte, dass das Kind unbeaufsichtigt ist. Es reicht zeitlich ein Klogang, und das Kind kann schon um die Ecke sein. Wenn man dann noch in der falschen Richtung sucht, ist der Täter schon über alle Berge.

Für den Cousin als Täter spricht, dass man ihn nicht SOFORT in Verdacht hatte. Es herrschte also keine grundsätzlich schon vorhandene Aversion der Mutter gegen ihn, sondern die entstand erst in der Zeit nach dem Fund&Tod des Kindes. Sonst hätte sie ja DA schon ihn direkt in Verdacht gehabt und beschuldigt, dann hätte man das Kind viell. direkt bei ihm gesucht, als es verschwand, und dann auch evtl. da noch gefunden.


melden

Der Fall Gregory Villemin

04.05.2014 um 13:25
@diegraefin
Du glaubst, eine Mutter wäre nicht fähig, ihr getötetes Kind einfach so in einen Bach zu werfen?
Es gab Mütter, die haben ihr eigenes Kind nach der Tötung vergraben, verbrannt, in die Mülltonne geworfen oder einfach in ihrem eigenen Bettlein verschimmeln lassen....

Wenn die Mutter ihr Kind so gehasst hatte - weil der Vater dem Kleinen z.B. zuviel Aufmerksamkeit geschenkt hat - warum wurde sie später nochmal schwanger? Einem Baby wird doch noch sehr viel mehr Aufmerksamkeit entegegen gebracht. Und nicht nur vom Vater. Steckt da Berechnung dahinter?


melden