Ungelöste Mordfälle /international
09.07.2007 um 12:37@ Rav3n
Mordfall Ursula Herrmann
Nach 25 Jahren keine heiße Spur von
Entführern
Am 15. September vor 25 Jahren wurde die damals zehnjährige Ursula
Herrmann entführt. Das Mädchen erstickte in einem Verlies in einem Wald am Ammersee. Auch
25 Jahre später gibt es in dem Fall keine heiße Spur - obwohl längst modernste
Kriminaltechnik zum Einsatz kommt.
Zwei DNA-Muster konnten nachträglich gesichert
werden. In der bundesweiten DNA-Datenbank wurden sie bisher mit 417.000 genetischen
Fingerabdrücken und 93.000 DNA-Spuren aus anderen Kriminalfällen abgeglichen. Zuletzt
geriet nach einem Hinweis ein Mann ins Visier der Fahnder, der in Taiwan im Gefängnis
sitzt. Wieder keine heiße Spur: Seine Speichelprobe stimmte nicht mit den Spuren vom
Tatort überein. Ganz ausgeräumt ist der Verdacht aber nicht: Falls noch neue DNA-Spuren
gefunden werden können, soll die Speichelprobe des Mannes damit erneut abgeglichen
werden.
Der Fall Ursula Herrmann
Am 15. September 1981 fährt Ursula
abends mit dem Fahrrad von Schondorf nach Eching, als sie entführt wird. In
Erpresserbriefen verlangen die bis heute unbekannten Entführer zwei Millionen Mark von
den Eltern. Dann brach der Kontakt ab. Drei Wochen später wurde Ursulas Leiche gefunden -
in einem Holz-Verlies in einem Wald am Ammersee. Eigentlich müssen die Entführer Spuren
hinterlassen haben. Denn alles deutet darauf hin, dass sie ihre Tat bis ins letzte Detail
geplant haben.
Das Verlies muss in einer gut ausgestatteten Werkstatt gefertigt
worden sein. Offenbar sollte Ursula eigentlich nicht sterben, zumindest nicht in dem
Verlies qualvoll ersticken: Die Kiste wurde über eine Autobatterie mit Strom versorgt.
Sie war mit rosafarbenem Dekostoff ausgekleidet. Sogar ein Radio gab es. Allerdings
funktionierte das Belüftungssystem, ein Plastikrohr mit 2.400 Löchern, nicht. Trotz der
umfangreichen Vorbereitungen: Es gab nie brauchbare Hinweise aus der Bevölkerung. Und
das, obwohl sich viele Menschen bei der Polizei meldeten - vor allem nach mehreren
"Aktenzeichen XY ... ungelöst"-Sendungen.
Spurensuche wird immer
schwieriger
Der Fall zeigt aber auch die Grenzen moderner Kriminaltechnik bei
Verbrechen, die Jahre zurückliegen. Zum einen wird es mit der Zeit immer schwieriger,
DNA-Spuren zu finden. Zum anderen wurde vor 25 Jahren die erst später entwickelte
genetische Analyse noch nicht bei der Ermittlungsarbeit berücksichtigt. DNA-Spuren können
daher auch von Ermittlern, Suchmannschaften oder Kriminaltechnikern stammen. Die DNA von
270 Menschen, die beruflich mit dem Fall zu tun hatten, wurde bereits abgeglichen. In den
meisten Fällen gilt auch nach wie vor: eine übereinstimmende DNA-Probe ist ein Indiz,
aber nicht unbedingt ein Beweis. Die Ermittlungen werden mit den Jahren also nicht
unbedingt leichter. Doch vielleicht arbeitet die Zeit trotzdem für die Ermittler.
Zumindest verjährt Mord bekanntlich nicht.
Stand 06
*********
MAI
2007
Der Fall "Ursula Herrmann"
LKA weist Vorwürfe zurück
Schlamperei? Der
Präsident des Bayerischen Landeskriminalamts reagiert auf Kritik im Umgang mit
Beweismitteln im Mordfall Ursula Herrmann.
Von Gitte Diener
Der Präsident
des Landeskriminalamts Johann Georg Koch hat die Vorwürfe, mit Asservaten im Fall Ursula
Herrmann "nicht sachgemäß" umgegangen zu sein, zurückgewiesen.
Bereits im
September 1981 sei die erste und wichtigste Spurensicherung erfolgt, so Koch. Auch der
Weg der Asservate durch die kriminaltechnischen Untersuchungen sei nach "den damaligen
Erfordernissen" dokumentiert worden.
Erst danach seien sie der Öffentlichkeit,
unter anderem in der ZDF-Fahndungssendung "Aktenzeichen XY - ungelöst", präsentiert
worden.
Ende der 90er Jahre, als die DNA-Analyse möglich wurde, seien
"die Beweismittel nachträglich den modernsten DNA-Auswertemöglichkeiten unterzogen"
worden. Das sei, laut Koch, in dem Bewusstsein geschehen, dass "sich an den Asservaten
auch DNA-Material von Personen befinden kann, die in den zwischenzeitlich vergangenen
Jahren mit den Gegenständen in Berührung gekommen waren."
Ein Beweismittel, eine
Schraube von der Kiste, in der die zehnjährige Ursula Herrmann erstickt ist, wurde jetzt
wieder interessant. Im laufenden Prozess um die Ermordung von Charlotte Böhringer wurde
an einem Glas in ihrer Wohnung die gleiche DNS-Spur gefunden wie an dieser Schraube.
Welche Verbindung es zwischen den beiden Fällen möglicherweise gibt, ist unklar.
Kritik wurde laut, weil nicht nachvollzogen werden kann, wer, wann und wie viele Menschen
die Schraube zwischenzeitlich angefasst haben.
(sueddeutsche.de
Mordfall Ursula Herrmann
Nach 25 Jahren keine heiße Spur von
Entführern
Am 15. September vor 25 Jahren wurde die damals zehnjährige Ursula
Herrmann entführt. Das Mädchen erstickte in einem Verlies in einem Wald am Ammersee. Auch
25 Jahre später gibt es in dem Fall keine heiße Spur - obwohl längst modernste
Kriminaltechnik zum Einsatz kommt.
Zwei DNA-Muster konnten nachträglich gesichert
werden. In der bundesweiten DNA-Datenbank wurden sie bisher mit 417.000 genetischen
Fingerabdrücken und 93.000 DNA-Spuren aus anderen Kriminalfällen abgeglichen. Zuletzt
geriet nach einem Hinweis ein Mann ins Visier der Fahnder, der in Taiwan im Gefängnis
sitzt. Wieder keine heiße Spur: Seine Speichelprobe stimmte nicht mit den Spuren vom
Tatort überein. Ganz ausgeräumt ist der Verdacht aber nicht: Falls noch neue DNA-Spuren
gefunden werden können, soll die Speichelprobe des Mannes damit erneut abgeglichen
werden.
Der Fall Ursula Herrmann
Am 15. September 1981 fährt Ursula
abends mit dem Fahrrad von Schondorf nach Eching, als sie entführt wird. In
Erpresserbriefen verlangen die bis heute unbekannten Entführer zwei Millionen Mark von
den Eltern. Dann brach der Kontakt ab. Drei Wochen später wurde Ursulas Leiche gefunden -
in einem Holz-Verlies in einem Wald am Ammersee. Eigentlich müssen die Entführer Spuren
hinterlassen haben. Denn alles deutet darauf hin, dass sie ihre Tat bis ins letzte Detail
geplant haben.
Das Verlies muss in einer gut ausgestatteten Werkstatt gefertigt
worden sein. Offenbar sollte Ursula eigentlich nicht sterben, zumindest nicht in dem
Verlies qualvoll ersticken: Die Kiste wurde über eine Autobatterie mit Strom versorgt.
Sie war mit rosafarbenem Dekostoff ausgekleidet. Sogar ein Radio gab es. Allerdings
funktionierte das Belüftungssystem, ein Plastikrohr mit 2.400 Löchern, nicht. Trotz der
umfangreichen Vorbereitungen: Es gab nie brauchbare Hinweise aus der Bevölkerung. Und
das, obwohl sich viele Menschen bei der Polizei meldeten - vor allem nach mehreren
"Aktenzeichen XY ... ungelöst"-Sendungen.
Spurensuche wird immer
schwieriger
Der Fall zeigt aber auch die Grenzen moderner Kriminaltechnik bei
Verbrechen, die Jahre zurückliegen. Zum einen wird es mit der Zeit immer schwieriger,
DNA-Spuren zu finden. Zum anderen wurde vor 25 Jahren die erst später entwickelte
genetische Analyse noch nicht bei der Ermittlungsarbeit berücksichtigt. DNA-Spuren können
daher auch von Ermittlern, Suchmannschaften oder Kriminaltechnikern stammen. Die DNA von
270 Menschen, die beruflich mit dem Fall zu tun hatten, wurde bereits abgeglichen. In den
meisten Fällen gilt auch nach wie vor: eine übereinstimmende DNA-Probe ist ein Indiz,
aber nicht unbedingt ein Beweis. Die Ermittlungen werden mit den Jahren also nicht
unbedingt leichter. Doch vielleicht arbeitet die Zeit trotzdem für die Ermittler.
Zumindest verjährt Mord bekanntlich nicht.
Stand 06
*********
MAI
2007
Der Fall "Ursula Herrmann"
LKA weist Vorwürfe zurück
Schlamperei? Der
Präsident des Bayerischen Landeskriminalamts reagiert auf Kritik im Umgang mit
Beweismitteln im Mordfall Ursula Herrmann.
Von Gitte Diener
Der Präsident
des Landeskriminalamts Johann Georg Koch hat die Vorwürfe, mit Asservaten im Fall Ursula
Herrmann "nicht sachgemäß" umgegangen zu sein, zurückgewiesen.
Bereits im
September 1981 sei die erste und wichtigste Spurensicherung erfolgt, so Koch. Auch der
Weg der Asservate durch die kriminaltechnischen Untersuchungen sei nach "den damaligen
Erfordernissen" dokumentiert worden.
Erst danach seien sie der Öffentlichkeit,
unter anderem in der ZDF-Fahndungssendung "Aktenzeichen XY - ungelöst", präsentiert
worden.
Ende der 90er Jahre, als die DNA-Analyse möglich wurde, seien
"die Beweismittel nachträglich den modernsten DNA-Auswertemöglichkeiten unterzogen"
worden. Das sei, laut Koch, in dem Bewusstsein geschehen, dass "sich an den Asservaten
auch DNA-Material von Personen befinden kann, die in den zwischenzeitlich vergangenen
Jahren mit den Gegenständen in Berührung gekommen waren."
Ein Beweismittel, eine
Schraube von der Kiste, in der die zehnjährige Ursula Herrmann erstickt ist, wurde jetzt
wieder interessant. Im laufenden Prozess um die Ermordung von Charlotte Böhringer wurde
an einem Glas in ihrer Wohnung die gleiche DNS-Spur gefunden wie an dieser Schraube.
Welche Verbindung es zwischen den beiden Fällen möglicherweise gibt, ist unklar.
Kritik wurde laut, weil nicht nachvollzogen werden kann, wer, wann und wie viele Menschen
die Schraube zwischenzeitlich angefasst haben.
(sueddeutsche.de