Der Fall Gregory Villemin
04.05.2014 um 16:38Ich muss noch mal fragen, bevor ich weiter spekuliere: Welche Funktion hatte der Großvater genau? War er irgendein Chef? Vielleicht einer Firma oder der Familie? Habe ich nicht genau durchgeblickt.
jane.marple schrieb:...und dann mit ihm ein zurückgezogenes Leben mit neuen Kindern zu führen?
Das Schweigen der Clans( Autor: Ulrich Meiste NZZ 16. Dezember 1993)
Der Mord am kleinen Gregory war ein Racheakt aus Hass gegen seinen Vater, der es, im Gegensatz zu den anderen, zu etwas gebracht hatte: zu zwei Autos, zu einem Esszimmer aus "massiver Eiche" und einem neuen Einfamilienhaus; und der dies auch vorzeigte. Er und die ganze Familie Villemin, in der es nicht an Neid und Spannungen fehlte, war vor und nach dem Tod Gregorys schon das Opfer eines corbeau (ein berühmter Filmtitel von Henri-Georges Clouzot), eines anonymen Briefschreibers und Anrufers, der über den Mord an Gregory Bescheid wußte.
Sie (die Wahrheit) blieb weiterhin verborgen hinter widersprüchlichen Zeugen- und Gutachteraussagen, einer fahrlässig geführten Untersuchung und vor allem hinter dem berechnenden Schweigen der Familien Villemin und Laroche, die mehr wissen müssen, als sie zugeben wollen.
"Du weißt doch, daß ich unschuldig bin."Diese Worte - bezeugt von seiner Frau - sagte er, während er an den Schussverletzungen durch Gregorys Vater starb.
Christine Villemin belasten graphologische Gutachten und zweifelhafte Indizien. In der Zeit, als der „Rabe“ besonders aktiv war, stieg ihre Telephonrechnung von 150 auf 600 Franc. Einen der Briefe schrieb der „Rabe“ auf Briefpapier der Marke Clairefontaine, wie es auch Christine benutzte. Vier Arbeitskolleginnen wollen sie genau zu der Zeit bei der Post gesehen haben, als der „Rabe“ seinen scheußlichen letzten Brief einwarf. „Das war am Vortag“, erwidert sie. Für alles hat sie eine durchaus plausible Erklärung. In ihrem Haus wurde – vier Monate nach dem Mord, längst hätte sie es entfernen können – ein Knäuel Schnur gefunden: jener gängigen Schnur, mit der Gregory gefesselt war.
S_C schrieb:Vielleicht wollte sie raus aus diesem sehr provinziellen und tristlosen Kaff - das es übrigends auch heute noch ist - und hat in ihrer extremen Verzweiflung eine Tat begangen, die sie hätte nie begehen dürfen und wollen? Das sie heute noch mit ihrem Mann zusammenlebt kann auch bedeuten, dass sie ihn nicht grundsätzlich gehasst hat.Das wollte sie wohl - dringend.