Slaterator schrieb:Das kein Grund ermittelt werden konnte heißt nicht, daß es keinen Grund gab. Es gibt viele ungeklärte Kapitaldelikte. Deshalb eine Psychose anzunehmen erscheint mir etwas weit hergeholt.
Dass kein realer Grund für wiederkehrende Todesängste ermittelt wurde, legt nahe, dass es keinen gab. Es gibt viele Fälle für unerklärliches Verhalten mit fatalen Folgen, in denen eine psychische Erkrankung eine Erklärung ist, daher erscheint es mir auch in diesem Fall gut vorstellbar:
Lars Mittank, 28, flieht im Urlaub vom bulgarischen Flughafen in ein Sonnenblumenfeld und taucht nie wieder auf.
Elisa Lam, 21, steigt in einem Hotel in LA nackt in einen 3 Meter hohen Wassertank und ertrinkt.
Tim Winkelmann, 39, flieht ohne Schuhe aus der Berliner Charité und wird Wochen später im Gebüsch tot aufgefunden.
Daniel Kübelböck, 33, springt vom Kreuzfahrtschiff und wird nie gefunden.
Slaterator schrieb:Das seine Frau von Wahnvorstellungen sprach heißt nicht, daß es auch welche gab. Es ist ihre subjektive Meinung und Interpretation von Verhaltensweisen. Wenn jemand sich bedroht fühlt, jedoch diese Bedrohung nicht benennt, könnte man das als Einbildung (Wahnvorstellung) interpretieren. Wenn sie aber tatsächlich real ist, er sie nur der Frau gegenüber aus Gründen nicht benennt, dann ist die Annahme der Einbildung/Wahnvorstellung falsch.
Die Frage ist, warum er von den Ängsten erzählt und warum sie hinter Erzählungen Wahn vermutet und keine Realität? Das ist ja nicht der Normalfall bei sehr vertrauten Menschen. Das hieße, er lässt sie teilhaben an seinen starken Emotionen, ohne diese zu erklären, ohne sie oder andere vertraute Personen davon zu überzeugen, dass es ein reales Korrelat gibt und das sogar über seinen Tod hinaus. Er selbst ist nie straffällig geworden. Sowohl seine Angehörigen als auch die Ermittler kommen nicht dahinter, welche Kontakte ihn weswegen zuerst massiv bedroht und dann sogar ermordet haben könnten. Das ist unbestreitbar ungewöhnlich.
Slaterator schrieb:Das Auftauchen bei Fr.Hellfritz ist selbstverständlich nicht normal.
D'accord.
Slaterator schrieb:Ein Notfall ist nie normal.
D'accord.
Slaterator schrieb:Das muß klar sein.
Ja, ist es.
Slaterator schrieb:Er klingelte die alte Dame sicher nicht aus dem Tiefschlaf um wirres Zeug zu erzählen.
Er würde ja nicht wissen, dass es wirr ist, daher auch hier d'accord.
Slaterator schrieb:Ich gehe davon aus, sie hatte etwas das er in diesem Moment gut gebrauchen konnte.
Ich auch, aber für eine psychische Notlage, nicht für eine reale.
Slaterator schrieb:Das kann alles Mögliche sein. Von Geld über Kontakte oder Rat/Expertise. Wir kennen die Frau nicht und wissen deshalb zu wenig um klar benennen zu können, was sich GS erhoffte. Aber er kam leider nicht dazu, seinen Wunsch zu formulieren.
Oder er konnte es nicht sagen, weil es nicht real war, sondern nur "fürchterlich" und er nur Verständnis und Beruhigung brauchte.
Slaterator schrieb:Der Zettel ist nie offiziell erfasst worden. Er entstammt nur aus dem Gedächtnisprotokoll einer einzigen Zeugin, die den Zettel direkt entsorgte. Da die Buchstaben zudem ausgestrichen waren, könnte hier ein Ablesefehler/Irrtum vorliegen. Ich schrieb es schonmal: 0 oder O, E oder F, G oder 6 ? Den Zettel berücksichtige ich deshalb nicht. Außerdem ist Gekritzel auf Zetteln kein Symptom einer Psychose. Ich kritzel gerne beim telefonieren. Aber psychotisch bin ich deshalb sicher nicht.
Ich gehe nicht davon aus, dass seine Frau das erfunden hat. Bei den von ihr geschilderten Ängsten gehst du ja auch nicht davon aus, dass sie diese erfunden hat. Eine sinnvolle Kombination wird der Zettel nicht enthalten haben, denn sonst hätte sie diese erinnert. Ich halte auch den Ausspruch "Jetzt geht mir ein Licht auf" für eine zutreffende Erinnerung seiner Frau. Er hat aber nicht gesagt, welches Licht ihm aufgeht, er hat nur sinnlose Buchstaben notiert. Ich berücksichtige den Zettel als mögliches weiteres Zeichen von Gedankengängen, die er nicht artikulieren konnte oder wollte, weil ihn keiner versteht.
Slaterator schrieb:Wenn es die Situation erfordert und ich einzig bei jener Person die entsprechende Hilfe bekommen kann, klingel ich da. Das war sicher aus höchster Not geboren. Keine Frage. Er erhoffte sich dort adäquate Hilfe und wurde dann leider komplett ausgebremst und abgewiesen.
Wobei die Not eben auch irreal sein kann, denn reale Not und passende Hilfe wurden nicht genannt und es wurde dadurch der eigene Tod in Kauf genommen, denn Todesangst war ja vorhanden. Der Unterschied ist: Im Falle einer Psychose hätte er seinen Tod nicht durch Nennung und Inanspruchnahme konkreter Hilfe (Geld, Versteck, Waffe, Polizeirufen) verhindern können.
Slaterator schrieb:Natürlich dürfen wir das. Aber die Psychose erklärt nicht seine Ermordung.
Sie erklärt aber ein höheres Risiko, dass etwas passiert. Nur darauf möchte ich hinaus. Es erfordert noch eine Gefahr, in die er deswegen geriet. In diesem Fall einen anderen Menschen mit einem Auto, der ihn überrollte. Wobei der Grund, ihn zu überrollen, erst in dieser Nacht entstanden wäre. Wegen einer Situation, an der Stolls psychischer Zustand einen gewissen Anteil hat. Reale Gefahren traten für ihn angesichts der irrealen in den Hintergrund.
Wenn man zum Beispiel nackt ins Eisbärengehege steigt, weil einem innere Stimmen dazu raten, sieht es ähnlich aus:
Quelle Ich bleibe dabei: Beide Thesen: Die mit der realen Bedrohung durch gewaltbereite Kriminelle und die mir der eingebildeten Bedrohung und zufälligen Ereignissen in dieser Nacht, haben ihre Berechtigung und beide sind gleichermaßen, wie hier so nett gesagt wurde, tote Gleise, die nur wir noch entlanggehen.