Seine Arbeitslosigkeit lastet schwer auf ihnen. Seine Frau sagt der Polizei später, dass ihr Mann depressiv war, dass er jeden Tag trauriger und trauriger wurde. Außerdem soll er Wahnvorstellungen gehabt haben.
In psychologischer Behandlung sei er nie gewesen. Das alles belastet auch die Beziehung des Paares. Immer wieder kommt es zu teils schweren Auseinandersetzungen, sagt Stolls Ehefrau bei der Polizei aus. Auch am Abend des 25 Oktober 1984, dem Abend vor seinem Tod, ist er in keiner guten Verfassung, erzählt sie.
Günther Stoll und seine Frau sitzen zusammen am Küchentisch und essen zu Abend, ihre Tochter schläft schon. Günther Stoll ist zunehmend nervös, panisch, spricht immer wieder davon verfolgt zu werden, dass ihn jemand umbringen will. Seine Frau kennt solche Aussagen von ihm und versucht ihn zu beruhigen, doch es ist zwecklos. Er springt auf und läuft nervös im Zimmer umher. Vor was genau er solche Angst hat, will oder kann Günther Stoll seiner Frau nicht sagen.
Quelle: Podcast, Themen-Wiki
Slaterator schrieb:Das wäre dann der Fall, wenn GS tatsächlich bedroht wurde und gegenüber seiner Frau ganz bewusst keine Namen, die Art der Bedrohung oder den Grund dafür genannt hat z.B. weil er seine Familie nicht mit hineinziehen wollte oder familiäre Konsequenzen fürchtete, wenn der Grund herauskommt.
Dann ist es aber reichlich widersprüchlich, seiner Frau über einen längeren Zeitraum solche Angst zu machen, ohne sie ganz ins Vertrauen zu ziehen, ohne Ratschläge zu geben oder nach Lösungen zu suchen. Da er das nicht getan hat, müsste man annehmen, dass er sie nur beunruhigen wollte.
Das gleiche Spiel wiederholt sich ja bei Frau Hellfritz. Auch hier erwähnt er eine empfundene Bedrohung, ohne zu sagen, weswegen er bedroht wird und was Frau Hellfritz dagegen tun könnte.
Wenn Frau Stoll, die ihren Mann mit am besten kannte, dann von Wahnvorstellungen sprach, halte ich das für eine sehr naheliegende und höchstwahrscheinlich zutreffende Interpretation. Wenn GS außerdem noch beklagt, seine Eltern würden ihn nicht verstehen, dann heißt das, er hatte durchaus das Bedürfnis, verstanden zu werden. Im Fall einer realen Bedrohung hätte er doch entweder ganz geschwiegen oder (zumindest ansatzweise) erklärt, worum es geht und versucht, einen realen (!) Ausweg zu finden. Diese Lösungssuche hätte aber wiederum irgendeine Vertrauensperson bezeugen können.
Bei eingebildeter Bedrohung sieht es anders aus. Hierzu passt das Verhalten des Günther Stoll sehr gut. Wenn es nur das
Gefühl von Verfolgtwerden gibt - wie soll man da einen realen Ausweg finden? Seine Ängste konnte er nicht verbergen, dafür waren sie zu belastend, ohne reale Bedrohung konnte er jedoch nicht sagen, wodurch er sich bedroht fühlte. Seine akute Strategie bei ansteigender Angst war an dem Abend offensichtlich spontanes Herumfahren und Wechseln der Lokalitäten.