AdmiralAal schrieb:Wenn in einer eingeschworenen Gemeinschaft, besonders in einem kleinen Ort, jemand in den Augen der Mehrheit etwas falsch macht und deswegen einen auf den Deckel kriegt, halten normalerweise alle dicht.
Nein, weil sowas auch immer eine Sensation darstellt, mir der man sich wichtig machen will, weil man selbst ja etwas drüber weiß: "Hier, guck mal, da ist in der Zeitung was über den Typ aus eurem Dorf, der damals umgebracht wurde, dieser Stoll oder wie der hieß, weißte, der bei XY war!" "Ach ja, die Geschichte, die suchen den Mörder ja immer noch, aber den werden sie nicht finden, die suchen da ja an der ganz falschen Stelle, also, ich kann Dir sagen, in Wirklichkeit hat das nichts mit diesem Zettel zu tun, sondern das war anders, wenn die wüssten, was ich weiß..."
Oder weil man das Fehlverhalten moralisch brandmarken will: "Also, der Stoll, der hat ja damals seine Frau verprügelt, ich kann Dir sagen, das hätte der mal besser gelassen und das hat ihm ja auch ziemlichen Ärger eingebracht.... / Ach, der Stoll, ja, so kann es gehen, wenn man sich mit den falschen Leuten einlässt, wer krumme Geschäfte macht...."
petersi schrieb:Ich glaube aber nicht, dass auch nur irgend jemand, die Polizei diesbezüglich informieren würde, so dass auch bei einem Bruch des Schweigekartells keine neuen Ermittlungen starten würden.
Wahrscheinlich nur dann, wenn es wirklich ganz konkrete Angaben sind die irgendwie mit etwas in Verbindung zu bringen sind, was damals schon seinen Weg in die Akten gefunden hat und was sich heute noch irgendwie überprüfen lässt.
Nehmen wir mal als Beispiel die Geschichte, die der besagte User als Dorfgerücht wiedergegeben hat: Stoll hätte seinen Arbeitgeber erpresst.
Ich persönlich glaube nicht daran, aber nehmen wir mal an, Stoll hätte bei der Fa. Meier gearbeitet und die angeblich erpresst, ohne dass damals konkrete Hinweise darauf eingegangen wären, mit was genau - so dass die Polizei damals, weil es bei der Fa. Meier keine Auffälligkeiten gab, es im Gegenteil ein Musterbetrieb war und die Kontrollen der Gewerbeaufsicht nie etwas negatives ergeben haben, zwar mal bei Meier vorbeigeschaut hat, aber keine Anhaltspunkte finden konnte.
Und wenn das nun heute durch eine neue Aussage präzisiert werden würde, also z. B. dass die Fa. Meier irgendwelche mit Pestiziden verseuchte Lebensmittel verarbeitet hätte, wie will man das heute noch überprüfen wenn die Fa. Meier längst aufgelöst ist, der Chef Hans Meier längst tot und alle Unterlagen aus der Firma in die Papiermühle gewandert?
Man wird dann vielleicht mal bei Meier junior anrufen, der ganz empört sagt: "Nein, also mein Vater würde sowas nie getan haben!" oder mit Glück findet man irgendwo noch einen alten Mitarbeiter, der irgendwie sagt: "Naja, so ganz korrekt ist damals nicht alles gelaufen bei uns im Betrieb, aber ich weiß auch nicht mehr, das ist schon so lange her, kann schon sein...." - aber was hilft einem das?
Und selbst wenn zehn Leute sagen, dass der alte Meier geldgeil war und Salatblätter aus Seveso verarbeitet hätte, wenn es ihm Geld eingebracht hätte, dann ist noch lange nicht gesagt, dass der alte Meier bezahlte Killer angeheuert hat um den Stoll aus dem Weg zu räumen indem sie ihn vor dem Jagdhaus des alten Meier plattfahren. Mal abgesehen davon, dass man am Jagdhaus keine Spuren mehr finden wird.