Loewe78 schrieb: Wenn es das nicht war, hat man dem Herrn Stoll jedoch entsetzlichstes Unrecht angetan. Nichts, was er getan oder unterlassen haben könnte, rechtfertigt nur annähernd, was ihm dann absichtlich zugefügt wurde. Dieser Gedanke tut mir in der Seele weh - genauso der Gedanke an seine Angehörigen, die diese Seelenpein seit über dreißig Jahren noch viel ausgeprägter haben werden und alle anderen, die wegen diesem Fall in Unfrieden sind. Das alles wird für diese Menschen nur durch Gewissheit enden, was geschah.
Ja, ich denke, da sind wir uns doch alle einig. Natürlich ist diese Tat mit nichts zu rechtfertigen. Dennoch- falls das Szenario auch nur in Ansätzen so war wie von mir und eingen anderen vermutet, dann hatte Stoll mächtige Feinde und vermutlich schaukelt sich so etwas auch lange hoch, bevor es derart eskaliert. Und dann erklären sich auch seine massiven Ängste im Vorfeld. Wenn er wusste oder auch nur ahnte, was mit ihm geschehen würde, dann ist es doch ganz klar, dass er völlig neben sich stand.
Mich beschäftigt ja immer immer noch die Darstellung bei xy.
Was hat man damit bezwecken wollen?
ER: Ich halt das nicht mehr aus, alle sind sie gegen mich.
SEINE FRAU: Ach was, red dir doch nichts ein!
Weniger auf einen anderen Menschen eingehen geht ja kaum. Nicht: Wer denn? Wie kommst du darauf? Was ist denn passiert? Sondern plattes Abbügeln.
ER: Ich hab einfach Angst, dass die mir was antun.
SIE: Wer soll dir denn was antun? ... Komm, du bist einfach ein bisschen down, das geht vorbei.
Sie ist ja kein bisschen überrascht oder erschrocken, gar nichts. Sie geht null auf ihn ein. Warum hat man das in dieser Art gezeigt? Das ist doch kein normaler Gesprächsverlauf, wenn der eine um sein Leben fürchtet!
Und später, als er vor dem Fernseher sitzt und 'Jetzt geht mir ein Licht auf' sagt und die Buchstabenkombi notiert, es ist der gleiche Tisch, an dem sie vorher gesessen und gegessen haben, liegt seine Frau hinter dem Tisch mit Bettsachen auf - ja? Der Couch? Einem Bett? Nebenan steht etwas, das wie ein Nachttisch aussieht und suggeriert, dass das hier ein Schlafplatz ist und nicht nur ein abendlicher Fernsehplatz mit Decken. Da liegt Frau Stoll unter ihrer Decke und schaut ihrem Mann zu. Wer und warum hat dieses Szenario so dargestellt? So vollkommen fernab von jeglicher Norm, die man sich vorstellen könnte für den Handlungsablauf? Dieses regelrecht schräge Ambiente kann ich schlicht nicht nachvollziehen. Es waren die 80er, Eheprobleme gab es meist, gerade auf dem Dorf, nur inoffiziell, darüber sprach man nicht, das zeigte man nicht- warum saß die Frau nicht einfach auf der Couch?! Das hier darzustellen war doch erheblich komplexer und auch verwirrender, es muss einen Grund gegeben haben, warum man sich dafür entschied- und gegen ein 0815- Wohnzimmerambiente eines Durchschnittsehepaares..
Der weitere Dialog:
ER: Ich muss nochmal weg, ich kann hier nicht ruhig sitzen bleiben. ... Ich hab Angst! Unheimliche Angst, dass ich umgebracht werde.
SIE: Wieso denn nur, wer soll dich denn umbringen?
Welches Ehepaar würde diesen Dialog so führen? Warum hakt sie denn nicht nach und sagt nur Allgemeinplätze?
Und dann sagt er, dann geht er halt ein Bier trinken, was ja auch absurd ist, nachdem er vorher von seinen Todesängsten sprach und sie sagt: 'Naja, wenn du meinst.'
Kein Kuss zum Abschied, nur ein 'Machst du noch den Fernseher aus?' was bedeutet, dass sie wohl ihren Schlafplatz, der eindeutig zu klein ist, um Stoll auch noch zu beherbergen, wenn er aus dem Papillon heimkehrt, nicht mehr verlassen will.
Szenen einer Ehe?!
(Dazu das bewusste Außen- vor- lassen, dass es ein Kind gab. Warum Ehepaar Stoll und nicht Familie Stoll? Wollte man das Kind schützen? Wovor?)
Was mir noch auffällt: Man sieht den Golf in der Szene mit Frau Hellfritz nicht. Er kommt zu Fuß über den Gehweg und biegt zu ihrem Haus ein. so, als ob der Golf nicht direkt vor dem Haus geparkt wurde. Frau Helfritz sagt dann sowas wie 'Fahr doch zu deiner Frau- vielleicht, weil sie sich nachts um eins auch schlicht nicht vorstellen kann, wie Stoll außer mit dem Auto nach Haigerseelbach gekommen sein soll, aber die Szene gibt nicht her, dass er wirklich mit dem Auto gekommen ist. Wir setzen das voraus, vielleicht, weil alles andere noch unlogischer erscheint.
Wir hatten Darstellungen in Aktenzeichen hier schon oft zum Thema, es ist klar, dass das keine 1:1 Darstellungen sein können, dass man die Leute auch ansprechen und fesseln will. Daher finde ich dieses schräge Szenario umso verwunderlicher, weil man damit indirekt Dinge angedeutet hat. Möglicherweise bewusst. Aber warum, zum Kuckuck?