Als Stoll die Notiz anfertigte, sah er gerade fern. Ich hatte ja schon an anderer Stelle mal geschrieben, dass ausgerechnet an diesem Tag zur besagten Uhrzeit eine mehrstündige, zweiteilige Themen-Sendung im ZDF über Drogen und Suchthilfe kam.
http://retro-media-tv.de/tvp/view_tag.php?tag=1984-10-25Angesichts der damals noch wenigen empfangbaren Programme und den bereits zahlreichen, abendlichen Sendeschlüssen ist es nicht unwahrscheinlich, dass Stoll sich aus eigener Betroffenheit heraus diese Sendung ansah. Diese ging bis 0 Uhr, Stoll verlies gegen kurz vor 23 Uhr die Wohnung. Gesetzt den Fall, dass es so war, dann könnten die ersten 60 Minuten des zweiten Teils der Sendung möglicherweise Aufschluss über die Bedeutung von "YOG'TZE" geben. Zettel und Stift liegen im Schlafzimmer für gewöhnlich ja auch nicht einfach so rum. Auf den anderen drei verbliebenen Kanälen liefen nur olle Krimis und irgendwas über Hitler.
Ich glaube allerdings nicht, dass die rätselhafte Notiz wirklich etwas mit dem weiteren Verlauf des Abends zu tun hat. Stoll hätte genauso gut einen geselligen Kneipenabend verleben können oder Frau Hellfritz hätte ihm die Tür geöffnet und sie hätten zwei Stunden geredet, dann wäre alles anders gekommen und der Zettel hätte keinerlei Bedeutung mehr. Ich würde mich daran nicht so aufhängen.
Ein gezieltes Verbrechen gegen seine Person ist natürlich nicht auszuschließen. Ich kann mir allerdings überhaupt nicht vorstellen, warum man ihn erst entkleidet, dann überfährt, dann den Sitz zurückstellt, ihn ins Auto hieft, ihn mit seiner Jacke zudeckt, ihn anschnallt, dann absichtlich in die Böschung fährt und ihn dort lebendig zurücklässt - ohne wissen zu können, ob Stoll überlebt und hinterher aussagt. Das müsste mir mal jemand plausibel erklären. Entweder man will ihm eine Abreibung verpassen oder man geht auf Nummer sicher. Aber so? Hmm...
Ein Tramper mit ähnlicher Personenbeschreibung wurde ja auch gesucht und nicht gefunden. Warum sollte jemand nach einem geplanten Mord trampen und sein Gesicht preisgeben?
Es ist schade, dass so wenig Informationen über die Person Günther Stoll und den besagten Abend bekannt sind, wobei natürlich klar ist, dass die Polizei detailliertes Täterwissen für sich behält.