Mr.Brain schrieb:Dein Fachwissen zu diesem Fall ist wirklich beeindruckend. Da kann ich leider nicht mithalten. Ich denke auch, dass an
Vielen Dank. Aber da gibt es hier noch ganz andere, dagegen bin ich ein kleines Licht.
Mr.Brain schrieb:Was ich mich allerdings frage ist, wieso sich die Täter anscheinend schon Tage vorher und dann Tage danach noch am Hof aufgehalten haben.
so viele Tage vorher haben sie sich nicht auf dem Hof bewegt.
Da war zuerst ein Einbruchsversuch am Motorhaus, wohin Fußspuren führten. Gruber bemerkte die Fußspuren und wunderte sich, dass diese zum Häuschen hin, aber nicht mehr wegführten.
holzinger schrieb am 08.12.2011:Die Darstellung, am Vormittag des 30.03. wären Fusspuren von zwei Männern im Schnee sichtbar gewesen, die hin aber nicht wieder zurück führten, stammen ausnahmslos von Schlittenbauer.
Dieser sagte am 05.04.1922 aus:
"Bemerken möchte ich noch, daß mir der verlebte Gruber am Donnerstag den 30. März vorm. gegen 11 Uhr auf dem Felde zugerufen hat, dass er vergangene Nacht von Einbrechern heimgesucht worden sei. Er habe die Spuren im Neuschnee bemerkt u. verfolgt, habe aber dabei keine Spur die vom Haus weggeführt hätte, gefunden; dagegen habe er bemerkt, daß an der Türe des Motorhauses der Verschluss aufgerissen sei. Die Einbrecher (2) wären auch im Motorhaus gewesen, hätten aber nichts mitgenommen. Ferner sagte Gruber, dass an der Türe zur Futterkammer Eindrücke von Brechwerkzeugen ersichtlich sind."
Diese Darstellung findet sich prompt auch im Tatortbefundbericht der Münchener Polizei vom 06.04.1922 wieder:
"Weiter ist zu erwähnen, dass in der Nacht zum Donnerstag den 30.3.22 im Anwesen der Verlebten von 2 Männern ein Einbruch verübt worden ist. Es ist nach Angabe des Andreas Gruber das Motorhäuschen erbrochen, jedoch nichts entwendet worden. Im Neuschnee waren Fusspuren von 2 Männern ersichtlich, die zum Anwesen führten, es war angeblich keine Spur vorhanden, welche vom Anwesen weggeführt hätte. (Angaben des Schlittenbauer).
Am Mittwoch den 29.3. nachm. sollen neben dem Walde des Anwesens der Ermordeten 2 Burschen im Alter von 18 und 22 Jahren bemerkt worden sein. Sie sollen luckiartiges Aussehen haben. Eine genaue Beschreibung konnte ich nicht beibringen. Die Gend. Hohenwart hat davon Kenntnis und wird weitere Feststellungen hierüber einleiten."
Unter Hinzuziehung der Aussage des Kaspar Stegmair von Gröbern, die nicht erhalten geblieben ist, sowie der ebenfalls nicht erhalten gebliebenen Tatortskizze von OAR Wissner schildert STA Pielmaier am 06.11.1926 den Sachverhalt wie folgt:
"Nach den Erhebungen hat der Austrägler Andreas Gruber am 30. März 1922, ein Donnerstag, vormittags noch mit dem in der Nähe ackernden Landwirt Lorenz Schlittenbauer von Gröbern und später mit dem Landwirt Kaspar Stegmeier von Gröbern gesprochen und ihnen mitgeteilt, daß bei ihm in der Nacht nach den in leichtem über Nacht gefallenen Schnee ersichtlichen Spuren ein Einbruch versucht worden sein soll, wobei die Diebe in die Motorenhütte eingedrungen sein sollen, da sich in dieser noch Schneespuren fanden. Da aber die Motorhütte nur einen Zugang von außen und keinen Zugang zu den übrigen Räumen des Anwesens hat, konnten die Diebe von da aus nicht in das Anwesen gelangen und sollen ihr Heil dann an der äußeren Futterkammertüre, das ist an der äußeren Türe der Raum, der an die Motorenhütte und den Stadel stößt, versucht haben!"
Ob diese Einbrecher auch die Mörder waren, die den Mord verübten? Wissen wir nicht. Aber der Einbruchsversuch geschah also in der Nacht zum Donnerstag. Der Täter ( ich spreche jetzt auch der Einfachheit halber im Singular) kann schon Tage vorher sich in der Gegend aufgehalten haben. Wenn er Hamsterer oder Störarbeiter war, konnte er sich bei Tag oder Nacht frei bewegen und hatte trotzdem Übernachtungsmöglichkeiten.
Magdalena Schindler war zu dieser Zeit nicht bei Gump. Sie lebte nach der Entbindung ihres ersten Kindes einige Monate bei ihrer Mutter und zog erst im Sommer 22 wieder mit Gump.
Dass die Fußspuren nicht wieder vom Motorhaus wegführten, kann mehrere Gründe haben. Entweder der Einbrecher ist auf das Dach geklettert, von dort aus aufs Stadeldach und in das Spitzbodenfensterchen in den Wohntrakt eingedrungen. ( Spitzbodenfensterchen sind die meiste Zeit offen gehalten worden, um eine gute Durchlüftung zu gewährleisten, da das Getreide auf dem Dachboden gelagert war).
Oder er hat entlang der Gebäude diese umrundet und ist auf Fahrspuren oder Fußspuren der Familie gelaufen.
Mr.Brain schrieb:Das zweite Problem ist der fast dreitägige Aufenthalt am Hof nach der Tat. Wieso
Ehrlich gesagt, ich glaube nicht, dass der Täter sich noch Tage dort aufgehalten hat. Er hat doch jeden Augenblick mit Entdeckung rechnen müssen. Was spricht denn für einen längeren Aufenthalt?
Das Versorgen von Vieh, weil der Gang sauber war? Der Gang und Stall wurde am Freitag abend von den Bewohnern gerichtet. Dann war dort nichts mehr los bis zur Auffindung. Der Stallgang zeigte sich also wie er Freitag abend war: sauber.
Das Vieh war versorgt? Nein, war es nicht! Es hieß mehrmals, dass das Vieh in sehr schlechtem Zustand war, dass es nur Mengen von Wasser verlangte und dass sich Schlittenbauer sofort um das Vieh kümmerte.
Weil Hofer, der Monteur einen wehenden Mantel aus den Augenwinkel wahrnahm? Im Nachhinein war ihm wohl etwas mulmig und hat es so ausgedrückt. Und der Hund sei mal vorne angekettet gewesen, mal im Stall. Ich denke, der Hund konnte sich im Stallund Haus frei bewegen, weil alle Türen offen waren und gerade da, wo Hofer außen klopfte und rief oder arbeitete, bellte innen der Hund.
schluesselbund schrieb:Dafür gab es wahrlich genug innerfamiliäre Gründe
Stimmt. Bei Grubers gab es sicher oft Gründe für Meinungsverschiedenheiten und Streit.
schluesselbund schrieb:Es ist doch nicht auszuschliessen, dass am Samstag oder Sonntag Gump oder Bärtl in Hinterkaifeck auftauchten und den Andreas Gruber töteten. Die Möglichkeit, dass einer der Schwager von Viktoria den Andreas Gruber töteten ist nicht ferner als Gump oder Bärtl.
Das stimmt. Ausschließen läßt sich ein anderer Täter wie Bärtl oder ein Gabriel oder ein ehemaliger Knecht wohl nicht.