blacklady2309 schrieb:Vielleicht kannst du diese ja logisch erklären, bin gespannt.
Ich versuche mich gern in logischen Erklärungen, aber dir sollte klar sein, dass jede Antwort ein Dutzend neue Fragen mit sich bringen kann
;)blacklady2309 schrieb:1. Mit der ersten Person kommt auch der Hund in den Raum. Wie kann der Täter dann das erste Opfer in Ruhe würgen, während er vom Hund attackiert und verletzt wurde.
2. Das zweite Opfer kommt dazu während er Opfer eins noch würgt und vom Hund tracktiert wird. Er hat nichts in der Hand, da er würgt. Wie soll er jetzt Opfer 1, Hund und Opfer 2 gleichzeitig abwehren und töten?
Also dass der Täter in 'Ruhe' würgte, habe ich nicht behauptet.
Durch das Hundegebell herbeigerufen könnte Viktoria (oder Cäcilia) an der Tür vom Stallgang zur Futterkammer mit dem Eindringling zusammengerumpelt sein. Dessen erste Reaktion (oder auch seine zweite, nachdem er vielleicht verbal was zu regeln versuchte?) bestand darin, die Frau durch Erwürgen unschädlich zu machen. Wenn ihm gleichzeitig der Hund (angeblich ein Spitz, normal 40 - 50cm hoch, kein ausgesprochener Killer) am Hosenbein hing, wird ihn das zwar beeinträchtigt, aber nicht aufgehalten haben. Eher schon eine weitere Person, die den Stallgang herankam - nun musste er seine Taktik der Situation anpassen. Ob von der gewürgten Frau noch maximale Gefahr ausging, wissen wir nicht, anzunehmen ist aber, dass sie zumindest mal Luft holen musste - nachdem der Täter von ihr abliess. Im nächsten Moment konnte er jedenfalls die Tatwaffe ergriffen haben und damit beide Frauen erschlagen.
Das sollte die Frage (n) beantworten, denn wenn es sich beim Täter um einen im Grabenkampf erfahrenen Soldaten gehandelt hat, sehe ich keinen Grund, warum er diesen ersten Konflikt - gegen zwei unbewaffnete Frauen und einen kleinen Hund - nicht unter seine Kontrolle hätte bringen sollen.
blacklady2309 schrieb:3. Das zweite Opfer hatte mehrere Möglichkeiten, schreien und damit warnen der anderen Mitglieder, dabei weggelaufen oder Täter selbst angreifen während das erste Opfer sich wehrt und der Hund angreift.
Wäre dann wirklich noch ein anderes Mitglied des Haushaltes unbedarft in den Raum gegangen?
Nun, Cäcilia (oder Viktoria) wussten ja nicht, was wir wissen. Ein kläffender Hund, vielleicht ein menschlicher Schrei - dazwischen noch ein Stall mit merklicher Geräuschkulisse durch die Tiere. Nehmen wir an, es war Cäcilia, die als nächste zum Nachschauen ging. Eine Siebzigjährige, die auf jenem Hof den grössten Teil ihres Lebens verbracht hat und in all den Dekaden jedes Problem in den Griff bekommen hatte. Sie konnte nicht mit einem Mörder hinter der nächsten Ecke rechnen.
Man sollte sich auch immer vor Augen halten, dass die Leute damals kein Fernseh-Krimi-Grundwissen oder überhaupt Erfahrung mit derlei Situationen besassen. Es hätte auch wenig geholfen, da es kein Telefon gab.
blacklady2309 schrieb:4. Wenn der Haushalt auf Grund der vorrangegangen Nächte schon in Alarmbereitschaft war, warum ging dann nicht der Hausherr mit der Waffe nachschauen, war früher eigentlich so üblich, daß der Mann für die Sicherheit sorgte.
Wie erst umfangreich behandelt gehe ich davon aus, dass zumindest die Schrotflinte von den Tätern in deren Vorbereitungsphase aus dem Haus geschafft wurde. Daneben war die Waffe meines Wissens ein Vorderlader, sowas legt man sich jetzt nicht geladen unters Kopfkissen. Hier gibt es Experten, die das besser wissen als ich.
Natürlich gab's sicher auch Küchengeräte, die als Waffe herhalten konnten, aber an des Grubers Bekleidung gemessen gehe ich davon aus, dass er die Gefahr nicht als solche einstufte und statt Alarmbereitschaft einfach ins Bett ging.
blacklady2309 schrieb:5. Warum ging der Hausherr barfuss, er wusste nicht was los war, musste aber auf Grund der Vornächte mit dem schlimmsten rechnen
Inwieweit es für den alten Gruber üblich war, barfuß in den Stall zu gehen, kann ich dir nicht beantworten. Manche Menschen sind reinlich, andere weniger. Immerhin gab es in Hinterkaifeck kein Bad (obwohl sowas längst existierte), daher werden hygienische Gesichtspunkte einen untergeordeten Stellenwert besessen haben.
Zumindest, sollte er der letzte in der Reihe der Futterkammer-Opfer gewesen sein, wird er halt seine Frau im Bett vermisst haben, deswegen guckte er in der Küche nach und anschliessend im Stall und daraufhin in der Futterkammer.
Alles an ihm (Nachtgewand, barfuss, unbewaffnet) sagt aus, dass er eben nicht mit dem Schlimmsten rechnete.
blacklady2309 schrieb:6. Wenn die Waffe bereit gemacht wurde, bedeutet das, daß der Hausherr diese neben seinem Bett Griffbereit hat incl. Munition. Wieso lag die Munition dann am Herd in der Magdkammer?
Wie schon gesagt, ich gehe davon aus, dass sich keine Flinte mehr im Haus befand. Bleischrot alleine stellt keine Gefahr dar.
blacklady2309 schrieb:7. Wieso wartete er nicht auch auf die Magd in dem Raum? Warum ging diese nicht ebenfals nachschauen, das Kind aber schon?
Das schrieb ich schon im vorangegangenen Beitrag:
"Bei Maria Baumgartner muss man natürlich bedenken, wer sie war. Hatte eine Frau schon wenig Rechte, dann eine Magd noch weniger. Es stand ihr nicht zu, sich in die Angelegenheiten ihrer Arbeitgeber einzumischen.
Dazu war sie erst angekommen, kannte weder die räumlichen/örtlichen Gegebenheiten (ich meine in der Weise, dass sie auch bei Dunkelheit und unter Stress das Richtige zu tun in der Lage gewesen wäre - zB aus dem Haus schleichen und zum Nachbarn gehen), noch wusste sie über die Gepflogenheiten in Hinterkaifeck Bescheid. Was Voraussetzung gewesen wäre, um überhaupt Schlüsse zu ziehen."
Vom Täter wissen wir nicht, ob er mitbekommen hat, dass gegen 17:00Uhr eine neue Magd ins Haus gezogen ist.
blacklady2309 schrieb:8. Und zu guter letzt die beiden Fragen überhaupt
Warum ging man bei den vorgeschehen einzeln in Abständen schauen, statt gemeinsam
Warum liess es der Täter auf solche Zufälle ankommen?
Meiner Meinung nach waren es zwei Täter, skrupellose Kerle, die es gewohnt waren zu improvisieren. Vielleicht sind sie aus der Kriegsgefangenschaft geflohen und hatten jede Menge Erfahrung, wie man sich auf dem (Feindes-)Land durchschlägt.
Die Hinterkaifecker waren das genaue Gegenteil. Keiner von ihnen wusste, wie man sich gegen einen Feind oder Eindringling organisiert. Soviel ich weiss war der Gruber nicht Krieg.
Eine der echten Schwierigkeiten für uns, sich möglichst objektiv mit Hinterkaifeck zu befassen, besteht m.M. nach in der Beurteilung der tatsächlichen Lebensumstände 1920 im bayrischen Outback (oder sonstwo auf dem Land).
Zwei Ochsen, Wasser aus dem Brunnen, kein Strom, kein Radio ..
Die dortige Evolution lag näher an der Antike als beispielsweise an den 1960ern, die uns durch Familie, TV etc deutlich verbundener sind.