Hanne_Lore schrieb:Da liegen Jahrzehnte und damit Generationen zwischen. Muss man auf Ur- und Urur-Enkel von ehemaligen Verdächtigen 100 Jahre später noch Rücksicht nehmen?
Normalerweise würde ich Dir da absolut zustimmen. Es lebt keiner mehr, der die Sache, und sei es nur als Kind, miterlebt hat.
Nur haben solche kleinen Orte ein langes Gedächtnis, ein sehr langes. In meinem Heimatort werden bis heute Geschichten von einem Vorfahren von mir erzählt, der Anfang des 19. Jahrhunderts lebte und damals Bürgermeister war. Und meine Familie hat einen Spitznamen, der auf ihn zurückgeht. Ist harmlos, was man so erzählt und mit dem Spitznamen kann man leben, aber es zeigt doch, wie lange so etwas nachwirkt. Und das in einem Ort, der heute als Vorort zu einer Großstadt gehört.
Denn im Dorf weiß man eben, dass die und die Familie mit einem damaligen Tatverdächtigen verwandt ist. Das ist etwas anderes als wenn man irgendwo in einer Großstadt wie Berlin lebt, wo z. B. der Name Schlittenbauer vielleicht als kurios auffällt, wo aber keiner etwas damit verbinden kann.
Und auch sonst reichen Dinge aus der Vergangenheit weiter als man denkt - ich verweise hier nur auf die Familien von Opfern und Tätern aus dem Dritten Reich, die halt auch heute noch, fast 80 Jahre nach Kriegsende, damit zu tun haben, auf die eine oder andere Weise.