Möchte nochmal "kurz" was zum Rennerbericht vs Fernspruch zur Leichenöffnung mitteilen.
Folgender (etwas älterer) Beitrag ist mir noch in Erinnerung und möchte ihn zur Hilfe, bzw zur Verdeutlichung, heranziehen.
jaska schrieb am 28.07.2020:Beide Berichte weisen auf Würgemale bei jeweils 1 Frau hin. Keiner schreibt von Würgespuren bei beiden Frauen, jedoch sind die Angaben, welche Frau diese Spuren aufwies widersprüchlich: während die Telefonnotiz Frau Gruber mit den Würgemalen in Verbindung bringt ordnet sie Renner Viktoria Gabriel zu.
Insgesamt liegt da eine Verwechslung der Frauen in 1 Quelle viel näher als dass beide Berichte den Fehler machen und jeweils 1 Frau vergessen.
Ich verwende diese Annäherung/ Schema mal auch darauf, dass die Anzahl der Schläge explizit erwähnt wurde, ohne jedoch die konkrete Zahl zu betrachten. (Es geht mir um den Fakt der Aufzählung):
Fernspruch zur Leichenöffnung, 7.4.1922:
1.) Zäzilie Gruber
2.) Viktoria Gabriel
3.) u. Zäzilie Gabriel
Nummer 1 hatte sieben Schläge auf dem Kopfe, ferner Würgespuren, ferner einen Schlag in den Kopf in Dreiangelform. Die Schädeldecke war zersprungen.
Nummer 2: Die rechte Gesichtsseite war mit einem stumpfen Gegenstand eingeschlagen. An der oberen Schädeldecke war eine kleine runde Verletzung von einem spitzen Werkzeug kommend. Die Schädeldecke war zertrümmert.
Quelle:
https://www.hinterkaifeck.net/wiki/index.php?title=Berichte:_1922-04-07_Fernspruch_zur_Leichen%C3%B6ffnungBericht Renner, 10.4.1922:
Die Leiche der jungen Frau, die nicht weniger als 9 sternförmige Wunden am Kopfe aufwies, zeigte auch noch Würgespuren am Hals.
Quelle:
https://www.hinterkaifeck.net/wiki/index.php?title=Berichte:_1922-04-10_Renner_Ferdinand,_Staatsanwalt1. Es liegt für mich nahe, dass es bei Renner oder beim Fernspruch zu einem Zuordnungsfehler der Verletzungskomplexe zu den beiden Frauen gekommen ist.
2. Jedoch sind in beiden Berichten die beiden Verletzungsausprägungen (Würgemale/ Anzahl der Schläge) je Person fest miteinander verknüft.
3. Unter:
1.1 Beschreibung der Verletzungen, Aktenfundstücke
der HK.net Seite werden unter
Cäcilie Gruber die Anzahl der Schläge in 3 Quellen erwähnt (Fernspruch Leichenöffnung, Venus Skizze 51, Bildtafel Museum)
Bei Viktoria Gabriel ist es nur 1 Bericht (Renner).
Quelle:
https://www.hinterkaifeck.net/wiki/index.php?title=Sachverhalte:_Die_Verletzungen_der_Opfer4. Dann gibt es noch einen Zeitungsbericht:
Der alten Frau Gruber war der Kopf durch nicht weniger als 7 Hiebe eingeschlagen worden.
Quelle:
https://www.hinterkaifeck.net/wiki/index.php?title=Zeitungsartikel:_1922-04-10_Freie_Presse_INAuffällig: Dieser Artikel wurde genau an dem Tag geschrieben bzw. veröffentlicht, an dem auch Renner seinen Bericht verfasste, 10.4.1922.
Ausserdem eine auffällige Ähnlichkeit in der Ausdrucksweise (" nicht weniger als...")
Ich wiederhole Renner's Ausdruck:
Die Leiche der jungen Frau, die nicht weniger als 9 sternförmige Wunden am Kopfe aufwies,
Quelle: s.o.
Zufall?
Ein weiterer Zeitungsbericht, allerdings nicht ganz so konkret. Möglicherweise bedingt die größte Entstellung die meisten Hiebe?
Von den Vier Leichen wies die der Frau Gruber die größte Entstellung auf.
Quelle:
https://www.hinterkaifeck.net/wiki/index.php?title=Zeitungsartikel:_1922-04-07_M%C3%BCnchner_Zeitung5. Renner's Bericht hat 1 bzw 2 Fehler in seinem Bericht gemacht. Er hat Namen und Zahlen verwechselt:
Von den Ermordeten war Andreas Gruber im Jahre 1915 wegen Blutschande mit seiner Tochter Cäzilie Gabriel mit 1 Jahr Zuchthaus und sie selbst mit 1 Jahr Gefängnis bestraft worden.
Quelle: s.o.
Es war nicht Cäzilie, die seine Tochter war und mit der er "Blutschande" beging,
sondern Viktoria.
Cäzilie hieß bekanntlich auch seine Frau.
Möglicherweise kam es in Renner's Kopf zu einem Verknüfungsfehler. Er assoziierte für einen kurzen Moment "Cäcilie" mit der "jungen Frau", bzw. verwechselte sie.
Später kam dieser ad-hoc-Fehler (aus neheliegenden Gründen) nicht mehr vor. Er schrieb:
Bei der Sektion der Leiche der jungen Frau wurde festgestellt, dass eine neuerliche Schwangerschaft nicht bestand.
Weiterhin war Cäcilie Gabriel nicht 9, sondern 7. Gut, er schrieb "etwa":
...mit ihren 2 Kindern, (einem etwa 9 jährigen Mädchen und einem 2 ½ jährigen Knaben)...,
Quelle: s.o.
Möglicherweise geschah so eine Zahlenverdrehung erschwerenderweise auch bei der Anzahl der Schläge.
7 Schläge wurden zu 9.
6. Renner hatte es eigentlich nicht leicht mit den Namensausprägungen der Familienmitglieder. Cäzilie kam 2 mal vor: C. Gabriel und C. Gruber.
Viktoria hieß zwar Gabriel, ihre Tochter auch, aber ihr Sohn hieß Gruber.
Gruber und Gabriel sind in etwa gleichlange Namen und fangen mit "G" an.
Komplexe Namensausprägungen.
Die Ermittlungen waren noch sehr jung, man hatte am 10.April noch nicht sehr viel Zeit gehabt, die Namen stichfest zu erlernen. 6 Opfer auf einmal, zudem die Namen der vielen Zeugen und Schaulustigen.
Auch Reingruber benennt zudem in seinem Bericht vom 6.4.1922 das Kind fälschlicherweise als "Cacilie Gruber", auch wenn das auf Schlittenbauer's Angaben beruht, der es nicht besser wusste:
Die Leichen sind vom Schlittenbauer wie folgt bezeichnet worden:
....
4.) Zäzilie Gruber, etwa 8 Jahre alt, Tochter der Victoria Gabriel.
Quelle:
https://www.hinterkaifeck.net/wiki/index.php?title=Berichte:_1922-04-06_Reingruber_GeorgUnd 7. Renner's Bericht beinhaltet viel frei formulierten Text und musste recht komplexe oder komplizierte Dinge/ Gedanken wiedergeben, was der Fernspruch in der Tat nicht musste. Der beinhaltet einfache Auzählungen und hat auch eine einfache Struktur.
Also, ich tendiere aus eben genannten Gründen dazu, die Würgemale und vielen Kopf-Einschläge mit Frau Gruber, CGr, in Verbindung zu bringen.
Renner hat sich halt aus meiner Sicht wahrscheinlich menschlicherweise vertan.
(Sorry für die Länge des Beitrags)