@Blaubeeren Ja, danke für die richtige Erweiterung des Themas.
Ich unterscheide bei Riedmayr ob er :
a) etwas
wissen wollte zum Thema "Würgemale", was er noch nicht wußte (ich nenne das mal Wissensfrage oder ergänzende Aufklärungsfrage;
oder
b) durchaus in Kenntnis der kompletten Aktenlage über den Komplex "Würgemale" nur ggf. T
äterwissen abklopfen wollte, (denn dass er LS in Tatverdacht hatte, ist aus seinen vorangegangenen Berichten m. E. eindeutig abzulesen).
Jetzt hängt es davon ab:
- Falls LS.
nicht mehr zum Thema Würgemale wußte oder gar Täterwissen hatte, konnte er, wie Du richtig schreibst, als Auffinder und Tatortkenner wahrheitsgemäß so antworten, wie er es (im Wortlaut wie andere HK Tatortbesucher schon früher es getan hatten) tatsächlich kurz gefasst getan hat. Er versuchte auch klugerweise nicht zu korrigieren (ich habe gehört dass...). [Danke für Deine Links].
- Falls LS
mehr wußte oder gar in das Ereignis verwickelt bzw. sogar Alleintäter war - dann war es m. E. schon sehr geschickt von ihm, bei der Antwort sofort die Position eines bloßen Auffinders mit dessen Wissenslage einzunehmen (es war ja dunkel in der Scheune und wer will das alles schon so genau sehen).
Im Ergebnis der Antwort hat Riedmayr jedenfalls dann aber auch gar keine weiteren Fragen zu diesem Thema mehr gestellt. Das hätte er sinnvollerweise m. E. sich so nicht entgehen lassen, wenn er bei LS etwa auffällige verbale oder nonverbale Anzeichen erkannt hätte.
A.
Ich selbst gehe nicht davon aus, dass beide Frauen Würgemale aufwiesen, das wäre sonst als ganz besonders signifikant m. E. damals allgemein bekannter geworden. Es ist bei einer
Einzeltätertheorie auch wenig wahrscheinlich, dass gleich zweimal zusätzlich zum Erschlagen, ein zeitaufwendigerer modus operandi gewählt worden wäre.
Stattdessen halte auch ich den schriftlichen Bericht von 1. Staatsanwalt Renner direkt an seine vorgesetzte Stelle bei der Oberstaatsanwaltschaft beim OLG Augsburg für durchdachter, korrekturgelesener und damit valider als einen Fernspruch, der aus meiner Sicht ggf. anfälliger für einen Flüchtigkeitsfehler war.
Damit spricht für mich mehr dafür, dass ausschließlich V. diese Gewebeeinblutungen in der Halsregion hatte, die Dr. Aumüller als Würgemale am Hals diagnostiziert haben dürfte.
Dass die Aktenlage damals (jedenfalls noch 1931) diesbezüglich unvollständig (Obduktionsprotokoll, gutachterliche Äußerung) war, scheint mir fast ausgeschlossen, denn man hätte dies bemerken müssen und m. E. die Lücke geschlossen. Wenn Riedmayr in der Vernehmung dennoch von den Frauen im Plural spricht, halte ich das deshalb für eine Fangfrage, bei der er ggf. nur Täterwissen bei LS abklopfen wollte, für sehr wahrscheinlich. Was er erhielt war aber eine andere Antwort, nämlich die eines Auffinders.
Es ist auch schon spekuliert worden, ob die Male nicht auch in der Folge grober häuslicher Gewalt - etwa am Vorabend - entstanden gewesen sein könnten. Für mich unwahrscheinlich - ohne weitere Indizien auf eine latente aber massive Gewaltbereitschaft in der Familienhierarchie von HK. Eine solche wäre früher schon im Umfeld bekannt gemacht geworden, ist es aber nicht.
Als Nichtmediziner kann ich zudem nicht beurteilen, ob hier bei der Ermordung zwischen Würgen und Erschlagen noch genügend Zeit und Blutdruck beim Opfer gegeben waren, um diese typischen Gewebeeinblutungen zu erzeugen. Dr. Aumüller hat wohl Würgemale festgestellt, weitere gutachterliche Äußerungen zur Herkunft - etwa im Obduktionsprotoll - fehlen mitsamt dem Protokoll überhaupt. Ich gehe also vom laienhaft Naheliegenden aus, dass sie ihr auch im Verlauf der Ermordung durch Erschlagen zugefügt wurden.
B.
Gleichwohl möchte ich ergänzen, dass es für mich auffällig ist, dass dem Umstand "Würgemale" in den damaligen Ermittlungsprotokollen und Berichten -soweit ich das überblicke-, nicht in
kriminalistischen Erwägungen vertieft wird. Auch bei Riedmayr nicht
Was im Forum im Zuge der nach und nach erfolgten Erweiterung der Aktenkenntnisse aufgegriffen wurde - nämlich, dass Würgespuren für Liebesmord, Intimizid an einem früheren Sexualpartner, Haß, Eifersucht und emotionale Affekte - mindestens aber für eine Beziehungstat sprechen könnten - haben die EB soweit für mich ersichtlich noch nicht einmal in die Aktenlage eingehen lassen. Falls es Gegenbeispiele gibt, bitte ich um Ergänzung. Profiler"wissen" scheint da eher neumodisch zu sein.
(Erst Frau Dr. Kastner hat im Podcast "Dunkle Heimat" wenig spekulativ aber fachkundig ausgeführt, dass aus ihrer Sicht der Täter eben zuerst gerade das Werkzeug eingesetzt haben dürfte, was für ihn zunächst "zuhanden" war, nämlich seine Hände... Wie das dann aus ihrer Sicht auch nicht in "Übertötung" sondern in den Entschluß des Täters mündet - ich muß das jetzt so schnell wie möglich hinter mich bringen - sollte man bei Frau Dr. Kastner in "Dunkle Heimat" als sehr bedenkenswerte Erklärung selbst nachhören.)
Unabhängig davon : Wie der Wechsel der Waffen - bloße Hände zu Reuthaue praktisch abgelaufen sein könnte, bleibt mir bei einer
Einzeltätertheorie unklar. Dann ist der Tötungsakt ein zweizeitiges (zweiaktiges) Ereignis, das dem Opfer, wenn es nicht völlig benommen war oder gar vom Würgen bewußtlos am Boden lag - dann allerdings in Seitenlage mit der rechten Gesichtshälfte nach oben - , noch eine Reaktionsmöglichkeit (ggf. Fluchtversuch) eröffnet haben könnte - bis die Reuthaue überhaupt zur Hand war.
Dass es, soweit für mich ersichtlich, (neben der mangelnden verterinärmedizinischen Begutachtung zu Fütterung des Viehbestandes ja/nein sondern es bei einem "vielleicht" blieb) auch zu keiner routinemäßigen KTU unter Freiräumung der Tennenböden o.ä. auch in den Ökonomiegebäuden gekommen ist, halte ich für einen Fehler. Das hätte sich damals schon aufdrängen müssen. Gendarmerie der LP stand zur Anforderung bei solchen Fällen bereit.
Sonst hätte man zumindest das Taschenmesser sofort gefunden; hätte vielleicht das mit Stroh abgedeckte Spatenloch gesehen, von dem LS hartnäckig wiederholt als abgebrochenem Vergraben der Opfer erzählt hat. Und wie ich annehme, den (immer noch ?) verschwundenen Pantoffel der V. ?
Und was sonst noch - vorbei - verschüttete Milch jetzt.
LG.