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Mordfall Hinterkaifeck

51.867 Beiträge ▪ Schlüsselwörter: Mord, Bauernhof, Hinterkaifeck ▪ Abonnieren: Feed E-Mail
Zu diesem Thema gibt es eine von Diskussionsteilnehmern erstellte Zusammenfassung im Themen-Wiki.
Themen-Wiki: Mordfall Hinterkaifeck

Mordfall Hinterkaifeck

01.11.2019 um 20:20
Karl Gabriel fiel im Dezember 1914. Sein Tod wurde ordnungsgemäß verzeichnet, sein Körper bestattet und 1921 nach St. Laurent-Blangy umgebettet. Mehrere Kameraden bezeugten seinen Tod. Wer sich der Theorie vom Zombie-Karl anschließen will, sollte zuvor Antworten auf die folgenden Fragen finden:

1.) Wie schaffte es Karl, seinen Tod vorzutäuschen, mitten aus den Schützengräben der Westfront zu desertieren und sich anschließend vier Jahre lang verborgen zu halten? So etwas ist nicht vielen gelungen. Auf Fahnenflucht stand bekanntlich die Todesstrafe. Die meisten Deserteure suchten bei ihrer Familie Zuflucht, aber gerade das scheidet ja hier aus.

2.) Angenommen, es sei ihm dennoch möglich gewesen, warum hätte er überhaupt desertieren wollen, und gerade zu diesem Zeitpunkt? Die Kriegslage kann nicht der Grund gewesen sein. Der Krieg war noch kein halbes Jahr alt, fast alle glaubten noch an einen deutschen Sieg und die Zahl der Deserteure war verschwindend gering. Erst ab 1916 ist ein Anstieg zu verzeichnen. Waren es also private Gründe? Was war denn im Dezember 1914 so anders als im Sommer zuvor oder danach, und wenn es so etwas gab, wie hätte Karl an der Front davon erfahren können?


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Mordfall Hinterkaifeck

03.11.2019 um 12:06
1. Ich selbst bin absolut kein Anhänger der Karl Gabriel Theorie und halte dessen Soldatentod vor dem Schützengraben in Frankreich für belegt.
Aber die gute Zusammenfassung von @ErnstHellfritz will ich doch noch um den Aspekt ergänzen, dass der mittlerweile längst pensionierte Kriminalhauptkommissar Konrad Müller-Thumann - ein ausgewiesener Kenner des Komplexes Hinterkaifeck und vor seiner Penionierung auch dienstlich damit befasst - nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion und der Öffnung von Archiven Nachforschungen in Moskau entweder selbst getätigt oder erbeten haben soll. Details sind mir nicht bekannt. Zur Person vgl. etwa https://www.hinterkaifeck.net/wiki/index.php?title=Ermittler:_M%C3%BCller-Thumann_Konrad
Zitat von elfeeeelfeee schrieb am 06.10.2007:[Zitat:]
"Wenn Konrad Müller-Thumann im Sommer mit Polizeikollegen nach Moskau fährt, will er allerdings einem Fahndungsbuch von 1918 nachgehen, in dem deutsche Desserteure - darunter auch Karl Gabriel - gesucht worden waren."

Das stand in einem Bericht des Donaukurier vom 22./23.03.1997...hey, seid Ihr alle schon so müde ???
Beitrag von elfeee (Seite 380)
und hier ein noch konkreteres Zitat:
Beitrag von elfeee (Seite 608)

2. Folgt man jedenfalls der Schlittenbauerchronik soll er in einem seiner Vorträge über Hinterkaifeck hierzu angeblich folgendes gesagt haben:

"Lichtbildervortrag Vortrag am 04.06.1997 in Hundszell im Bauernmuseum
Vom Kriminalhauptkommissar Konrad Müller Wettstetten
Ich Alois geb. 1932 war ganz vorne anwesend. (Es waren so 200 Leute anwesend)".
"Vortrag:"
..........
"Die Hinweise aus Russland die höre ich immer wieder. ...
.....
Aber ich habe jetzt ungefähr 6 Personen die sich nach Russland abgesetzt haben, und vom Buch ,Erster Weltkrieg" da ist auch vom Karl Ludwig Gabriel was erwähnt, in den Fahndungsbüchern die in Russland später gedruckt worden sind. Und wenn ich jetzt Ende Juni (1977) [sic] nach Russland komme, da werde ich mich bemühen, ob da in der Richtung etwas geht. Obwohl ich im Grund genommen der Meinung bin, dass Karl Gabriel am 12. Dez. 1914 gefallen ist, denn seine Schulkameraden haben ihn auf dem Schlachtfeld erkannt."
.....

https://www.hinterkaifeck.net/wiki/index.php?title=Schlittenbauerchronik2:_11

Aber in diesem Buch, das später gedruckte Fahndungsbücher zitiert, geht es angeblich um einen "Karl Ludwig Gabriel" - doch selbst im Ehevertrag (vgl. HKnet Wiki) ist "unser" Karl nur als "Karl Gabriel" eingetragen. Insoweit fehlt es vorneweg schon an einer eindeutigen Identifizierung. Sehr unwahrscheinlich, dass hier Personenidentität anzunehmen sein könnte, solange der zweite Vorname "Ludwig" nicht belegt ist.

Dieser Aspekt hat -soweit für mich ersichtlich- jedenfalls in diesem Forum noch keine Auflösung gefunden, obwohl z. B. KHK a. D. Konrad Müller-Thumann das schon geklärt haben könnte und vermutlich zumindest über vorläufige Ergebnisse in einem seiner weiteren Vorträge schon gesprochen haben könnte.

Ich habe zum Diskussionsstand keinen übergreifenden Forenüberblick. Der Punkt ist und bleibt m.E. aber auch in diesem Forum diskussionswürdig und könnte doch auch ggf. zur posthumen Entlastung des Karl Gabriel von solch schwerwiegenden, immer wieder aufflammenden Gerüchten beitragen.


3. Jedoch immer wieder auch die Presse:

"Und dann ist da noch Viktorias Ehemann, der nach kurzer Ehe 1914 in den Krieg zog. Lange ging man davon aus, dass er noch in diesem Jahr gefallen ist. Recherchen der Redaktion haben allerdings ergeben, dass er den Krieg möglicherweise doch überlebt und die Identität eines verstorbenen Kameraden angenommen hat. Er könnte zurückgekehrt sein und entdeckt haben, dass seine Frau ein Kind von einem anderen bekommen hat. Eine Geisenfelderin erinnert sich an die Erzählungen in einer befreundeten Familie, die sehr detailgetreu vom Lebensweg des vermeintlich verstorbenen Ehemannes samt einer Art Geständnis berichteten. Beweise fehlen freilich."
https://www.hinterkaifeck.net/wiki/index.php?title=Zeitungsartikel:_2007-04-04_Donaukurier

Wenn es sich bei den "Recherchen der Redaktion" lediglich um die genannten Erinnerungen einer Geisenfelderin - diese aus zweiter Hand einer "Familie" - handeln sollte, lege ich das getrost beiseite bis die fehlenden Beweise vorliegen.
Falls sich der Donaukurier allerdings dabei (auch) auf den früheren Artikel vom 22./23. März 1997 aus der Sonntagsbeilage bezogen haben sollte, ist das vielleicht schon interessanter. Ich habe aber allerdings die oben zitierte Stelle zu Karl Gabriel -betr. Fahndungsbuch von 1918- im Donaukurier nirgends verifizieren können.

…….
https://www.hinterkaifeck.net/wiki/index.php?title=Zeitungsartikel:_2007-04-04_Donaukurier


4. Abschließend zu dem Komplex eine der frühen Erwägungen aus dem Forum, die ich im wesentlichen teile:

Beitrag von AngRa (Seite 380)

[Alle Hervorhebungen und Seitenumbrüche von mir].


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Mordfall Hinterkaifeck

04.11.2019 um 13:38
@pensionär
@ErnstHellfritz
Zitat von ErnstHellfritzErnstHellfritz schrieb:1.) Wie schaffte es Karl, seinen Tod vorzutäuschen, mitten aus den Schützengräben der Westfront zu desertieren und sich anschließend vier Jahre lang verborgen zu halten? So etwas ist nicht vielen gelungen. Auf Fahnenflucht stand bekanntlich die Todesstrafe. Die meisten Deserteure suchten bei ihrer Familie Zuflucht, aber gerade das scheidet ja hier aus.
Vorab..auch ich habe Karl Gabriel als Mörder nicht auf der Rangliste ganz oben, aber gestrichen habe ich ihn noch nicht.

Wie schaffte es Karl Gabriel zu desertieren? musste er denn überhaupt desertieren? Könnte er nicht auch gefangen genommen worden sein? Es wurden 10 Millionen Menschen im 1.WK interniert, davon 8 Millionen Soldaten. Das geht aus den Gefangenenlisten der IKRK hervor, das von den kriegsführenden Ländern Karteikarten von 5 Millionen gefangenen Soldaten erhielt. Man stelle sich diese Zahlen vor! Und 3 Millionen Soldaten sind also demnach namentlich nicht erfasst. Das ist nicht "der eine oder andere", der halt ohne Namen in einem Lager gefangen gehalten wurde. Das waren drei Millionen! Ich möchte nicht gänzlich ausschliessen, dass Karl Gabriel etwa darunter gewesen sein könnte.
Dagegen spricht allerdings, dass er von zwei Kameraden identifiziert wurde.
Sie haben ihn erkannt, heisst es. Und er hatte Verletzungen im Gesicht, heisst es. Auch hier bin ich nicht gänzlich überzeugt. Ich glaube eher, dass sie nur meinten, ihren Kameraden trotz der schweren tödlichen Gesichtsverletzungen erkannt zu haben. Und er war ja sicher nicht der einzige, der aus dem Schützengraben nach vorne stürmte und nicht zurückkehrte.
Zitat von ErnstHellfritzErnstHellfritz schrieb:sein Körper bestattet und 1921 nach St. Laurent-Blangy umgebettet.
Klar wurde ein Körper bestattet.
Ich stelle mir mal vor, dass 20 junge Männer der 6. Kompanie aus dem Schützengraben stürmten, schwer beschossen wurden und nur 10 wieder zurück kamen. Da lagen also 10 Soldaten draussen im Feld. Tot, schwer verletzt, bewegungsunfähig, besinnungslos. Tagelang. Einer davon mit schweren Gesichtsverletzungen, die "Hundemarke" weggeschossen oder zerstört. Als der Feind zwischendurch über das Feld stürmte, nahmen diese Soldaten beim Rückzug 2 oder 3 Deutsche, noch lebende, mit.
Erst nach Tagen konnten die Deutschen ihre Toten bergen. Und darunter war dieser im Gesicht verletzte tote Soldat ohne Hundemarke. Er musste ja einen Namen bekommen. Wie passend, dass ihn ehemalige Schulkameraden erkannten. Trotz Gesichtsverletzungen, trotz einsetzender Verwesung, trotz schmerzverzerrten Zügen.
Und dann diese Sichtungen von Karl Gabriel in der Heimat. Auch diese Leute kannten ihn persönlich! Sie sahen ihn im Zug, sassen ihm gegenüber, sprachen mit ihm. Mit Karl Gabriel, ohne Verletzungen im Gesicht, ohne Verwesungsmerkmale, die ihn entstellten. Soll man all diese Sichtungen, denn es war ja nicht nur eine, als Unfug oder Irrtum abtun?


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Mordfall Hinterkaifeck

04.11.2019 um 16:20
Hier ist die Verlustliste des 13. Reserve-Infanterie-Regiment, 6. Kompanie
(mittlere Spalte, etwa Mitte)
http://des.genealogy.net/search/show/1166933

Das ganze 13. R. I. R. hatte im Dezember 1914, 17 gefallene und einen vermissten Soldaten.
Es waren also keine hunderte Gefallenen, bei denen sich eine Verwechslung einschleichen könnte. Sondern aus der 6. Kompanie wirklich nur der Karl Gabriel.


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Mordfall Hinterkaifeck

04.11.2019 um 16:33
Zitat von margarethamargaretha schrieb:aus der 6. Kompanie wirklich nur der Karl Gabriel.
Ergänzend hierzu noch aus der Aussage des Josef Bichler:
Es dürfte der 16. oder 17. Dezember gewesen sein, als ich von seinem Tod hörte. Am 25. Dezember ging ich am frühen Nachmittag zur 6. Kompanie hinüber, um mir Näheres über den Tod meines Schulfreundes erzählen zu lassen.

Auf meine Frage, wo Gabriel liegt, erfuhr ich, gleich vor dem Graben. Sie haben mir auch die Leiche gezeigt. Sie war noch nicht beerdigt und lag angeblich noch da, wie er gefallen war. Sie lag drei Meter vor dem Graben.

Bei mir war Nikolaus Haas aus Rachelsbach. Er war ebenfalls in meiner Kompanie. Haas und ich krochen die paar Meter zur Leiche.



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Mordfall Hinterkaifeck

04.11.2019 um 18:01
Zitat von HathoraHathora schrieb:.......
.........Sie haben ihn erkannt, heisst es. Und er hatte Verletzungen im Gesicht, heisst es. Auch hier bin ich nicht gänzlich überzeugt. Ich glaube eher, dass sie nur meinten, ihren Kameraden trotz der schweren tödlichen Gesichtsverletzungen erkannt zu haben. Und er war ja sicher nicht der einzige, der aus dem Schützengraben nach vorne stürmte und nicht zurückkehrte.
……..
Zitat von HathoraHathora schrieb:Da lagen also 10 Soldaten draussen im Feld. Tot, schwer verletzt, bewegungsunfähig, besinnungslos. Tagelang. Einer davon mit schweren Gesichtsverletzungen, die "Hundemarke" weggeschossen oder zerstört.
…...

Stattdessen sind sich aber die Zeugen Bichler/Haas jedenfalls in diesen wichtigen Punkten einig :

Josef Bichler:
…...
"Als wir einige Tage später abgelöst wurden, haben mir Kameraden von Gabriel erzählt, dass er am Abend des 13. Dezember, kaum dass die Kompanie in Stellung gegangen war, gefallen ist. Von wem ich dies erfuhr, weiß ich nicht mehr.
Sie sagten nur, dass Karl durch einen Minenschuß sofort getötet worden ist.
Gabriel muss außerhalb des Schützengrabens auf Beobachterposten gewesen sein.
...
.. Seine Stirn war leicht gespalten, der Mund war offen und man konnte sehen, dass auch der Unterkiefer verletzt war. Trotzdem war der Tote einwandfrei als Karl Gabriel zu erkennen. Auch die Kameraden haben gesagt, dass er dies ist."

…….
https://www.hinterkaifeck.net/wiki/index.php?title=Aussagen:_1951_Bichler_Josef

Nikolaus Haas:
………

"Von Seiten der Kameraden habe ich erfahren, dass er gefallen ist. Sie erzählten, dass er durch eine Gewehrgranate getötet wurde. Er soll auf Horchposten gesessen haben. Wir ließen uns die Leiche zeigen. Das Gesicht war nicht gerade entstellt. Ich weiß sicher, dass es Karl Gabriel gewesen ist."
……...
https://www.hinterkaifeck.net/wiki/index.php?title=Aussagen:_1951_Haas_Nikolaus

vgl. hierzu auch die Ausführungen von @margaretha .

[Alle Hervorhebungen von mir.]


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Mordfall Hinterkaifeck

04.11.2019 um 19:39
Mir ist noch ein Tatverdächtiger aus Schrobenhausen eingefallen, als ich den Namen Bichler oben las. (Unterbräu Schrobenhausen)

Joseph Koller war Elektromonteur in Garmisch, er soll Mitwisser gewesen sein, heraus gekommen ist weniger als null. Obwohl seine Verwandtschaft nicht uninteressant war. :-)

Er gehört aber auf eure Liste: "sonstige Tatverdächtige".


Dateianhang: Raubmord in Kaifeck,Koller Joseph, Elektromonteur Garmisch,Bäckermeistersohn Schrobenhausen.pdf (3116 KB)


....und beim Bärtl taucht auch ein Koller auf.....


Dateianhang: Dokumente_ 1927-03-10 Zeugenaussagen zu Josef Bärtl – Das Hinterkaifeck-Wiki.pdf (166 KB)


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08.11.2019 um 13:19
Nur zwei Begebenheiten könnten noch zum Täter oder den Tätern führen. In der Nacht nach der Tat wurde etwas im Backofen verbrannt, dessen Geruch widerlich war.

Das wird mit großer Wahrscheinlichkeit die blutvetschmierte Kleidung des Täters/der Täter gewesen sein.

Welche Leute haben nach der Tat also plötzlich andere Kleidung getragen? Ich nehme an, dass damals niemand zig andere Kleidungsstücke besaß, also hätte das auffallen müssen. Auch als Ausschlußkriterium.

Und das zweite Indiz ist das Familienfoto, welches im Kirchenbuch gefunden wurde mit den eindeutigen Beleidigungen gegen die Familie Gruber. Hier könnte man auch heute noch die Schrift mit Schriftproben damaliger Verdächtiger vergleichen.

Außerdem bleibt festzuhalten, dass der Hofhund versorgt wurde und auch das Vieh. Der Tater/die Täter hatte/n also nur einen ausgeprägten Hass auf die Familien Gruber/Gabriel, nicht jedoch auf das Leben allgemein. Besonders das Verschonen des Hundes ist bemerkenswert, weil dieser ja nach der Tat wohl auch mehrmals gebellt hat und das Entdeckungsrisiko stark erhöhte. Mutmaßlich hatte/n der Täter/die Täter selbst einen Hund und brachte/n dessen Tötung entgegen der grausamen Taten an den Opfern nicht übers Herz. Wurden Hund und Vieh versorgt, weil man die Tat unentdeckt lassen wollte oder weil deren Geräusche sonst anderen aufgefallen wären? Wusste der Täter das z.B. der Kaffeehändler kam und die Reparatur der Landmaschine anstand?

Die Magd musste meiner Meinung nach nur sterben, weil sie zufällig vor Ort und potenzielle Zeugin war.


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Mordfall Hinterkaifeck

08.11.2019 um 13:22
Hat Karl Gabriel überlebt?

Die Aussagen von Bichler und Haas widersprechen sich in entscheidenden Punkten, hier Teil einer Aussage von Haas (1951):

"Kagermeier: Erzählen Sie mir in allen Einzelheiten, wie Sie damals die Leiche gesehen haben.

Haas: Das war so. Wir standen im Schützengraben. Von dort heraus konnte ich den Gefallenen vor mir liegen sehen. Den Bichler, der kleiner ist als ich, musste ich hochheben, damit er über den Graben schauen konnte.

Kagermeier: Haben Sie die Leiche etwas eingescharrt, bevor Sie zu Ihrer Einheit zurückgingen?

Haas: Nein!"

Zweifel sind dabei stark angebracht, dass sie Karl Gabriel sahen, vielleicht war der durch eine Explosion einer Gewehrgranate wirklich betäubt und robbte nur weiter - leider in die falsche Richtung, wo die Franzosen ihn gefangen nahmen. Auch sagten Bichler und Haas, dass Gabriel gar nicht zu ihrer Kompanie gehörte, sondern ca. 300 Meter weiter im Graben war, wenn das zutraf, wie hätten sie unmittelbar vor sich Karl Gabriel sehen können? Auch wenn Karl Gabriel mit dem letzten Gefangenentransport nach Schrobenhausen kam, wie der Kriminalkommissar vermutet hatte, heißt das nicht, dass er der Mörder war.

Was mich stutzig machte, ist, dass die Tochter von Karl Gabriel ebenfalls schwer verletzt wurde und nach ca. 2-3 Stunden verblutete. Hätte Karl Gabriel das seiner eigenen Tochter angetan?
Was mich ebenfalls sehr stutzig machte, sind die angeblichen Würgemale am Hals der alten Gruberin und von Viktoria. Wenn das zutraf, konnte das nur Andreas Gruber gewesen sein, und zwar früher am Tage - aus Wut über irgendeine neue Information.
Es passt nicht, dass der Mörder ein Rind losbindet, um durch das Gebrüll die Bewohner nicht etwa nur in den Kuhstall, sondern auch noch in den Stadel zu locken, dort die Gruberin und Viktoria erst zu würgen und dann bis zu neunfach (!) mit der Reuthaue zu erschlagen. Es wurden ja alle Mordopfern auf der RECHTEN Seite der Schädel zertrümmert.


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Mordfall Hinterkaifeck

08.11.2019 um 13:27
Zitat von wydmondwydmond schrieb:Hätte Karl Gabriel das seiner eigenen Tochter angetan?
Sicherlich nicht. Die Geschichte mit Karl Gruber ist ein Märchen, an Stammtischen erzeugt. Vielleicht extra in die Welt gesetzt um von dem oder den eigentlichen Täter/n abzulenken. Auch hätte er seine Mutter nicht getötet. Nicht auf diese grausame Art und Weise.

Wer immer das war, hatte einen unbändigen Hass auf die gesamte Familie ohne mit denen direkt verwandt gewesen zu sein.


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Mordfall Hinterkaifeck

08.11.2019 um 13:33
Hallo @GigiNazionale
Zitat von GigiNazionaleGigiNazionale schrieb:In der Nacht nach der Tat wurde etwas im Backofen verbrannt, dessen Geruch widerlich war.

Das wird mit großer Wahrscheinlichkeit die blutvetschmierte Kleidung des Täters/der Täter gewesen sein.
Woher stammt das?


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Mordfall Hinterkaifeck

08.11.2019 um 13:34
Schlittenbauer

Was mich im Falle Schlittenbauer sehr stutzig machte, i
, ist dies:

Unmittelbar nach Rückkehr seines Sohnes soll Schlittenbauer zu seinem Nachbarn gelaufen sein und in dessen Hof geschrieen haben:" Heh, Du, geh nur gleich mit, in Hinterkaifeck sind alle erschlagen!“ Daraufhin begaben sich Schlittenbauer, der von ihm angerufene Nachbar und ein dritter Einwohner von Gröbern, deren Namen mir entfallen sind, zum Anwesen Hinterkaifeck. Dort angekommen, soll Schlittenbauer das von innen versperrte Scheunentor aufgerissen haben und als erster in das Anwesen eingedrungen sein. Als er in der Scheune die mit Stroh zugedeckten Leichen der Eheleute Gruber und deren Tochter liegen sah, soll er ausgerufen haben: „Ha, da liegen`s ja die Herrgottsakra, jetzt sind`s hin!“ In Gegenwart der beiden Begleiter soll nun Schlittenbauer die Leichen bei den aus dem Stroh herausstehenden Füßen gefaßt und nacheinander herausgezogen haben.

Wieso konnte Schlittenbauer wissen, dass alle auf Hinterkaifeck erschlagen wurden? Vielleicht waren sie ausgeflogen oder sonstwas? Besonders verdächtig ist der Ausruf Schlittenbauers: „Ha, da liegen`s ja die Herrgottsakra, jetzt sind`s hin!“ Damit heißt er die Morde gut.

Später, am Keller des abgerissenen Hauses konnte Schlittenbauer dem Lehrer noch die Stelle zeigen, wo "der Mörder" versucht hatte, die Leichen zu verscharren.

Fazit: Wenn nicht überhaupt Schlittenbauer, in irrsinniger Wut, der Mörder war, so dürfte er zumindest bei den Morden dabei gewesen sein.


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Mordfall Hinterkaifeck

08.11.2019 um 14:27
@wydmond
Zitat von wydmondwydmond schrieb:Unmittelbar nach Rückkehr seines Sohnes soll Schlittenbauer zu seinem Nachbarn gelaufen sein und in dessen Hof geschrieen haben:" Heh, Du, geh nur gleich mit, in Hinterkaifeck sind alle erschlagen!“
Wenn da Jakob Sigl Deine Exklusiv-Quelle ist empfehle ich einen Blick in die Aussageevolution der Auffinder.
Die findest in unserem Wiki unter: https://www.hinterkaifeck.net/wiki/index.php?title=Aktencheck:_Die_Auffindung

Damit sollten sich Deine Fragen erledigt haben.


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08.11.2019 um 14:34
Zitat von jaskajaska schrieb:GigiNazionale schrieb:
In der Nacht nach der Tat wurde etwas im Backofen verbrannt, dessen Geruch widerlich war.

Das wird mit großer Wahrscheinlichkeit die blutvetschmierte Kleidung des Täters/der Täter gewesen sein.
Woher stammt das?
Aus Wikipedia. Und die Quellen dazu hier: https://www.hinterkaifeck.net/wiki/index.php?title=Sachverhalte:_Die_Begegnung_am_Backofen

Das mit der blutverschmierten Kleidung ist meine Vermutung, könnte aber Sinn ergeben und den widerlichen Geruch erklären. Bei der Tat muss viel Blut geflossen und gespritzt sein und diese Kleidung wollte/n der Täter oder die Täter sicherlich loswerden. Da bietet sich das Verbrennen sehr an.

Deshalb auch meine Frage, welche Tatverdächtigen nach der Tat plötzlich andere Kleidung trugen. Und welche nicht.


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Mordfall Hinterkaifeck

08.11.2019 um 14:46
Zitat von wydmondwydmond schrieb:Auch sagten Bichler und Haas, dass Gabriel gar nicht zu ihrer Kompanie gehörte, sondern ca. 300 Meter weiter im Graben war
Bichler und Haas waren in der 7. und Karl in der 6. Kompanie des 13. RIR.

Dazu kommt, daß im Dezember aus der 6. Kompanie nur 1 Gefallener zu beklagen war:
http://des.genealogy.net/search/show/1166933

Dessen Identität wird vorort von zwei ihm aus der Heimat bekannten Soldaten bestätigt

Und es empfiehlt sich immer die Aussagen ganz zu lesen 😉
Josef Bichler:
Es dürfte der 16. oder 17. Dezember gewesen sein, als ich von seinem Tod hörte. Am 25. Dezember ging ich am frühen Nachmittag zur 6. Kompanie hinüber, um mir Näheres über den Tod meines Schulfreundes erzählen zu lassen.
Auf meine Frage, wo Gabriel liegt, erfuhr ich, gleich vor dem Graben. Sie haben mir auch die Leiche gezeigt. Sie war noch nicht beerdigt und lag angeblich noch da, wie er gefallen war. Sie lag drei Meter vor dem Graben.
Bei mir war Nikolaus Haas aus Rachelsbach. Er war ebenfalls in meiner Kompanie. Haas und ich krochen die paar Meter zur Leiche. Gabriel lag auf dem Rücken. Seine Stirn war leicht gespalten, der Mund war offen und man konnte sehen, dass auch der Unterkiefer verletzt war. Trotzdem war der Tote einwandfrei als Karl Gabriel zu erkennen.
Nikolaus Haas:
Als wir nach einigen Tagen aus der Stellung kamen, ging ich wieder zu Gabriel. Von Seiten der Kameraden habe ich erfahren, dass er gefallen ist.
Das er Gefallen ist dürfte gesichert sein!


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Mordfall Hinterkaifeck

08.11.2019 um 14:55
Zitat von wydmondwydmond schrieb:Fazit: Wenn nicht überhaupt Schlittenbauer, in irrsinniger Wut, der Mörder war, so dürfte er zumindest bei den Morden dabei gewesen sein.
Viele möchten einfach nicht an eine Tatbeteiligung von Herrn Schlittenbauer glauben. Wirklich nachvollziehbar ist das nicht.

Bei der Vorgeschichte zwischen dem alten Gruber und dem Schlittenbauer hat dieser einfach ein sehr starkes Motiv. Dazu kommt die Tatortnähe von nur 350 Metern, die es Herrn Schlittenbauer ermöglicht hätte, die Tiere zu versorgen ohne das dies seiner Familie groß aufgefallen wäre.

Außerdem kannte er sich gut mit der Versorgung des Viehs aus, dieses wurde ja auch noch nach der Tat gemolken. Und ein Raubmord war es nicht, was viele andere Konstellationen ausschließt.

Ich denke auch, dass er vorhatte das irgendwer die Leichen früher entdeckt. Als dies einfach nicht passierte, musste er selbst die Initiative ergreifen. Was er dann ja auch tat. Das er dazu seine zwei Söhne mitnahm, könnte man damit erklären, dass er nicht allein die Leichen entdeckten wollte. Quasi eine Art Alibi. Das er alleine seelenruhig weiter ins Haus ging, obwohl seine Söhne bei der Sichtung der Leichen wieder panisch aus der Scheune rannten, spricht sicher nicht für ihn.

Das Rennen aus der Scheune wäre die normale Reaktion gewesen und dann zur Polizei. Es sei denn, man hat sich eben schon an den Anblick der Leichen und des Tatortes gewöhnt und weiß auch was einem noch im Haus erwartet (die anderen Leichen, darunter auch die Kinder).

Fur mich persönlich ist der Mörder klar. Aber das Spekulieren um andere Täter nebst die Wiederauferstehung von Karl Gruber ist natürlich immer noch hochinteressant und zum Teil auch amüsant.


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Mordfall Hinterkaifeck

08.11.2019 um 15:01
Zitat von GigiNazionaleGigiNazionale schrieb:Fur mich persönlich ist der Mörder klar. Aber das Spekulieren um andere Täter nebst die Wiederauferstehung von Karl Gruber ist natürlich immer noch hochinteressant und zum Teil auch amüsant.
Entschuldigt bitte, natürlich meinte ich Karl Gabriel. Die Zeit zur Bearbeitung war leider abgelaufen.


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08.11.2019 um 15:16
Zitat von GigiNazionaleGigiNazionale schrieb:Und das zweite Indiz ist das Familienfoto, welches im Kirchenbuch gefunden wurde mit den eindeutigen Beleidigungen gegen die Familie Gruber. Hier könnte man auch heute noch die Schrift mit Schriftproben damaliger Verdächtiger vergleichen.
Du meinst sicher das Sterbebildchen ("Totenzettel"), hier in der Galerie Bild 42 und folgende.

Das sieht irgendwie fast so aus wie der erste Notizzettel, den ich mir zu Hinterkaifeck gemacht habe. Wollte damit aber gar niemanden beleidigen! Meine Oma hat sich auch ganz ähnliche und manchmal nicht so schmeichelhafte Notizen auf Sterbebildern gemacht. Zum Teil waren die in einer Schuhschachtel verwahrt, zum Teil dienten sie ihr als Lesezeichen (Bibel und Bücher).

https://www.hinterkaifeck.net/wiki/index.php?title=Wissen:_Die_Sterbebildchen


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Mordfall Hinterkaifeck

08.11.2019 um 15:28
@GigiNazionale
Zitat von GigiNazionaleGigiNazionale schrieb:Das mit der blutverschmierten Kleidung ist meine Vermutung, könnte aber Sinn ergeben und den widerlichen Geruch erklären.
Unsere Wikiseite listet die Aktenfundstücke auf. Ohne Wertung.
Ein wenig "Medienkompetenz" sollte da schon erwartet werden. Dass sich die Qualität der Aussagen unterscheiden ist doch klar. Wenn also ein alkoholisierter Zeuge, der zur Tatzeit nicht vor Ort wohnte und auch nicht vor Ort war und überdies sehr wichtigtuerisch auftrat mit einem Belastungseifer und vieler Unwahrheiten zwischendurch (ale Einziger) von einem widerlichen Geruch berichtet - wie belastbar ist das denn?

Wer mehr über Maier und seine Frau bzw. ihre Aussagen erfahren möchte: https://www.hinterkaifeck.net/wiki/index.php?title=Aktencheck:_Die_Aussagen_des_Ehepaar_Maier_1931ff


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Mordfall Hinterkaifeck

08.11.2019 um 15:38
@GigiNazionale
Zitat von GigiNazionaleGigiNazionale schrieb:Dazu kommt die Tatortnähe von nur 350 Metern
500m
Zitat von GigiNazionaleGigiNazionale schrieb:die es Herrn Schlittenbauer ermöglicht hätte, die Tiere zu versorgen ohne das dies seiner Familie groß aufgefallen wäre.
wie denn konkret?
Zitat von GigiNazionaleGigiNazionale schrieb:Außerdem kannte er sich gut mit der Versorgung des Viehs aus,
Das war damals kein Alleinstellungsmerkmal, oder?
Zitat von GigiNazionaleGigiNazionale schrieb:Ich denke auch, dass er vorhatte das irgendwer die Leichen früher entdeckt.
Das hab ich schon früher gehört. Aber woran wird sein angebliches Vorhaben festgemacht? Was aus den bekannten Akten spricht dafür?


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