"Ich bin der Mörder von Kaifeck“
"Inzwischen hatte Mitte Mai 1927 ein Waidhofener eine unheimliche Begegnung, deren Aufklärung damals die Gendarmeriestationen Hohenwart und Schrobenhausen beschäftigte: Ein Waidhofener, der sich spät nachts auf seinem Fahrrad auf der Heimfahrt befand, wurde kurz nach 12 Uhr, als er sich auf der Staatsstraße bereits dem Ortseingang näherte, von einem fremden Mann angehalten und aufgefordert vom Rade zu steigen. Der Fremde stellte dann verschiedene Fragen, die sich auf die Nachforschungen nach dem Mörder von Kaifeck bezogen. Zum Schluss rief der Unheimliche: „Bald wird Licht in die Sache kommen! Ich bin der Mörder von Kaifeck!“ Darauf sprang er über den Straßengarben und verschwand in den Feldern auf den Wald zu. Die Beschreibung, die der Waidhofener der Gendarmerie von dem unheimlichen Fragesteller gegeben hat, passte auf den Mann, der sich am Tage vorher auf dem Waidhofener Friedhof die Gräber der Ermordeten zeigen ließ. Seit der nächtlichen Begegnung fehlte von dem Manne jede Spur, und seine Ankündigung, dass bald Licht in die Sache kommen werde, hat er bis heute noch nicht wahr gemacht."https://www.hinterkaifeck.net/wiki/index.php?title=Zeitungsartikel:_1931-04-01_Schrobenhausener_ZeitungHierzu kommt mir natürlich die Aussage der Zeugin Magdalena Sch. betr. ihrer Jahre mit Adolf G. in den Sinn:
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"POPP: jetzt noch etwas, jetzt würde es mich noch interessieren, ob ihr in Waidhofen am Friedhof vorbeigekommen seid
SCHINDLER: am Friedhof, in Waidhofen
POPP: den an der Straße
SCHINDLER: ja, da ist dortmals eine Frau mitgegangen, da haben wir auch so gejammert und dann hats uns das sechsfache Grab gezeigt. Na haben wir gesagt, mein Gott, wie man so etwas nur auch machen kann. Mit dem Pickel haben die Leute gesagt. Dies ist ja lange darnach gewesen, mindestens ½ Jahr
POPP: was hat denn der Adolf damals gesagt
SCHINDLER: na sowas, na sowas, die sind dann in den Stall gegangen und waren nicht mehr herausgekommen. So haben halt die Leut erzählt. Eins ist nach den andern nachi und san halt nimmer rumkomma. Nachher hat eins zum andern gesagt, geh her schau umi, warum kommt er denn nicht mehr uma, warum gehens denn jetzt nicht mehr rum. Die Bauern bei denen wir gearbeitet haben, die haben es uns immer erzählt
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SCHINDLER: in Tegernbach waren wir damals, da hat er niemand gekannt
POPP: in Tegernbach...
SCHINDLER: dort unten hat er niemand gekannt
POPP: hat er denn da eine Arbeit gekriegt
SCHINDLER: ja, da haben wir dann gearbeitet. Da sind wir bereits 8 Tage gewesen
POPP: 8 Tage, wards da in Waidhofen oder in Tegernbach
SCHINDLER: in Tegernbach, in Waidhofen haben wir überhaupt nichts gearbeitet
POPP: seid ihr dort nur hin, damit ihr das Grab seht
SCHINDLER: ja, da sind wir halt nach. Der Adolf ist dann mit den Bauern mitgegangen, sie sind gefahren mit dem Roß
POPP: sie sind aber da nicht mitgefahren nach Hinterkaifeck
SCHINDLER: nein, ich bin nicht mitgefahren, auf Kaifeck bin ich nicht
POPP: nachher ist der Adolf allein hin mit den Bauern
SCHINDLER: ja, ja, die haben sie sich das angeschaut, da ist der Bauernhof schon weggewesen und alles
PRÄHOFER: wie der Adolf hingekommen ist
POPP: hat er ihnen das nicht erzählt
SCHINDLER: er hat mir gesagt, da siehst nichts mehr wie Obstbäume. Ich hab ihn gefragt, was da los sei
POPP: wissen sie, warum sie den Bauernhof weggerissen haben
SCHINDLER: ja
POPP: hat er da was erzählt
SCHINDLER: ja, weil sie gesagt haben, auf dem Bauernhof ist kein Glück, weils alleweil gestohlen haben, Bei dem Bauern ist immer gestohlen worden
POPP: bei dem Bauern ist immer gestohlen worden. Und wer hat ihnen erzählt, dass man bei dem Bauern immer gestohlen hat, Frau Schindler
SCHINDLER: ja, dös sagen die Bauern
POPP: oder hat dös ihnen der „Adi“ erzählt
PRÄHOFER: dies hat ihnen der Adi erzählt und der Adi hats von den Bauern gehört
POPP: hat der Adi in den Jahren, wo sie so 38 Jahre alt waren, einmal mehr Geld gehabt...wie ist es denn bei ihm mit dem Geld gewesen
SCHINDLER: der hat nie Geld gehabt...was er halt so verdient hat. Wir haben schon oft keinen Pfennig gehabt
POPP: keinen Pfennig. Haben sie ein arges Gfrett ghabt mit ihm
SCHINDLER: ja wir haben ja nie ein Geld gehabt..." ............................
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https://www.hinterkaifeck.net/wiki/index.php?title=Aussagen:_1952-05-06_Schindler_MagdalenaAber es geht mir halt mit den Zeitangaben nicht auf. Zum einen datiert sie den Friedhofsbesuch in Waidhofen auf "...lange darnach gewesen, mindesten ½ Jahr" später den Besuch des Tatorts durch Adolf G. auf "da ist der Bauernhof schon weggewesen und alles".
Der Zeitungsartikel datiert aber die unheimliche Begegnung auf Mitte Mai 1927. Bei aller Unschärfe die das gesamte Protokoll manchmal in ihren Aussagen hat, sind die Zeitabstände m. E. aber doch zu groß, um Personengleichheit zwischen dem Friedhofsbesucher Adolf G. und dem unheimlichen Selbstbezichtiger annehmen zu können. Viele dürften sich damals, (wie heute noch) für die Grabstelle in Waidhofen interessiert haben - belanglos ist das markante Interesse gerade von Adolf G. m. E. dennoch nicht.
Wie soll man aber auch über den bereits zitierten Punkt der Aussage Magdalena Sch. wegkommen : "der hat nie Geld gehabt...was er halt so verdient hat. Wir haben schon oft keinen Pfennig gehabt".
(Man mag mir nachsehen, dass mich auch das "umi-uma" Lokalkolorit in der Sprache der Zeugin dazu veranlaßt hat, diesen kleinen Ausschnitt aus dem teilweisen Wortprotoll zu zitieren, um sie so auch hier nochmals zum Klingen zu bringen. Ich verweise aber hinsichtlich des Gesamtkomplexes Adolf G. auf etwa das HKnet-Wiki).
[Alle Hervorhebungen von mir.]