Muß mich entschuldigen, in meinem vorigen Post sind mir die Zitate und Erwiderungen durcheinander gekommen.
Hier also, wie es richtig sein soll:
@jaskaSchau, Du hast Dich in eine Diskussion eingebracht, die gerade die Frage behandelte, ob zur Tatzeit Geld auf dem Hof war, mehr Geld als das noch vorhandene.
Richtig. Aber warum? Weil der Hintergrund dieser Diskussion war, daß Du einen Raubmord annimmst und das damit begründest, es müsse Bargeld vorhanden und gestohlen worden sein.
Dieses Vorhandensein von Bargeld ist damit der Dreh- und Angelpunkt Deiner Theorie. Es geht nun darum, Gründe vorzubringen, die die Theorie erschüttern oder wenigstens fraglich erscheinen lassen.
Die wichtigste Stütze Deiner Theorie ist dabei, daß die Grubers im Winter Holz verkauft haben müßten und dabei erhebliche Einnahmen erzielt haben. Diese führten Deiner Logik nach dazu, daß am 31.03.1922 große Mengen, vielleicht eben die 100T Mark, die Schlittenbauer erwähnte, sowohl vorhanden als auch geraubt wurden.
Ganz abgesehen davon, daß Du nicht nachweisen konntest, wieviel Geld damit erzielt wurde (von nur zwei Menschen: Gruber und Victoria), bleibt nachzufragen, ob es denn nicht noch andere Möglichkeiten gibt, die dazu führten, daß kein Geld da war.
Eisner führte schon einige auf, und ich habe weitere aufgeführt.
Wenn nun jemand sagt, nein, das könne nicht sein, dann müßte ja eigentlich dieser Jemand belegen, erstens wieviel Geld es war (lohnte sich da ein Sechsfachmord überhaupt?) und außerdem daß niemand anderer als nur und allein der oder die Täter das Geld haben mitgehen lassen.
Diesen Beleg habe ich bisher von niemandem zwingend logisch vernommen.
Was hier vorgebracht wurde, sind lediglich Indizien, aber keine handfesten Belege.
Ein User hatte behauptet nein, Du hast Dich ihm angeschlossen und eigene Argumente dafür gebracht. Konkret dass die Opfer regelmäßig und zeitnah das Geld zur Bank gebracht hätten, auch um Einbrechern kein Ziel zu bieten. Ich hab das so gut ich konnte widerlegt.
Das hast Du nicht grundsätzlich widerlegt, sondern nur auf den Stand per 31.03.22 bezogen. D.h. selbstverständlich hat der Gruber auch eine Menge Geld zur Bank gebracht, z.B. um die Pfandbriefe etc. kaufen zu können.
Du hast allerdings recht, daß zum Tatzeitpunkt in der genannten Bank offenbar kein Bargeld deponiert war. Worauf weist dies hin?
Ziehen wir hier in Betracht, daß in zeitlichem Zusammenhang zur Tat noch versucht wurde, zusätzliche Geldmittel zu leihen, jedoch längerfristige Anlagen nicht sämtlich aufzulösen, dann können wir schließen, daß Grubers kurzfristig und schnell Bargeld benötigten. Offenbar reichten die eigenen Barmittel hierzu nicht aus, auf der anderen Seite wollte man aber die Wertpapiere nicht alle verkaufen.
Genaueres wissen wir hierzu nicht, es ist aber z.B. auch denkbar, daß bereits erhebliche Mittel bereits an den Empfänger geflossen sind, wozu auch immer.
Übrigens gab es noch andere Bar-Einlagen (Konto- und Sparbücher):
IV. Kontobuch
für Andreas Gruber bei der Fa.Friedel u.Co. über 3000.-M Eilage,
Sparbuch des Darlehenskassenvereins Weidhofen
für Josef Gabriel II Haupt.S.75 Konto Nr.75,
Lebensvers.Schein des allgem. deutschen Vers.Vereins Stuttgart Nr.279127,
Sparbuch für Josef Gruber des Darl.K.Vereins Weidhofen IV Hauptb.S.113,
Sparbuch für Zäzilie Gabriel, Darl.K.Vereins Weidhofen Haupt.S.174,
fünf Lose der 40.Pferdelotterie Nr.131514, 13152?,214850, 28286, 106070.<br<
http://hinterkaifeck.net/wiki/index.php?title=Dokumente:_1926-11-06_Zusammenstellung_des_Staatsanwaltes_Pielmayer (Archiv-Version vom 08.08.2020)Weiter schreibst Du:
Denn alle Infos, die ich aus den Akten, aus zeitnahen Biografien, aus Büchern über die damalige Zeit haben sagen was anderes. Dazu noch die indirekten, viel weicheren Faktoren, wonach die Polizei, Nachbarn und Medien vermuteten, dass ein hoher Geldbetrag in Papier gestohlen wurde ...
Soweit ich weiß, hat nur ein einziger Zeuge ausgesagt, daß er vermutet, daß 100T Mark vorhanden waren. Die Polizei hat dies erstmal übernommen. Die Zeitungen haben das übernommen und dann (wie heute auch) voneinander abgeschrieben.
Soweit ich weiter weiß, haben die Nachbarn ziemlich früh was ganz anderes als Raubmord angenommen...
Und...
... und dass niemand damals dies bezweifelte, es also für die Menschen damals passte -
... das stimmt so einfach nicht.
:)Beispiele gefällig:
Kürzlich ist auch wieder der schon in den früheren Berichten genannte Ortsführer Schlittenbauer in Verdacht gezogen worden, allerdings ohne bestimmte Anhaltspunkte. Offenbar wird in der Gegend immer noch von seiner Täterschaft gesprochen. Ich habe trotz der Unwahrscheinlichkeit seiner Täterschaft das Ermittlungsverfahren gegen ihn wieder aufgenommen und Erhebungen eingeleitet, die noch im Laufe sind.
Zur Einschätzung des Raubmordes gibt es auch später noch seitens Pielmayer Bedenken:
Nach der Aufnahme der vorhandenen Fahrnis, Wertpapiere, Schmucksachen etc. lässt sich schwer feststellen, was den Tätern an Geld u. Wertsachen in die Hände gefallen ist. Nachdem noch ziemlich viel Gold- und Silbergeld, aber wenig Papiergeld vorhanden scheint den Dieben jedenfalls das in der Brieftasche vorhanden gewesene Papiergeld in die Hände gefallen zu sein. Nach dem Befund war in der Wohnung eigentlich nichts durchwühlt, mit Ausnahme des Schlafzimmer, wo der oder die Täter einige Zeit herumgesucht haben müssen; denn in dem einen der im Zimmer stehenden Betten lagen vom Oberbett verdeckt, mehrere Schlussnoten und sonstige beschriebene Papiere, ein Notizbuch, eine geleerte Brieftasche und eine Damenuhr.
Die Gerichtskommission fand dagegen noch vor: Gold- und Silbergeld, einen Fünfmarkschein, verschiedene Pfandbriefe, Schmucksachen und Sparbücher. Auf das zu Ziffer I No.5 (Seite 7) angefertigte Verzeichnis wird Bezug genommen.
http://hinterkaifeck.net/wiki/index.php?title=Dokumente:_1926-11-06_Zusammenstellung_des_Staatsanwaltes_Pielmayer (Archiv-Version vom 08.08.2020)Sehr interessant hier eben: "Nach dem Befund war in der Wohnung eigentlich nichts durchwühlt, mit Ausnahme des Schlafzimmer,...".
Komischer Raubmörder...
(Aber sicher gibt's dafür in irgendwelchen Statistiken auch einen Fall.)
Und dann: 100T Mark in einer Brieftasche? Soso...
Dann der Maier:
Als weiteres Motiv der Tat ist, daß Schlittenbauer meines Wissens für ein außereheliches Kind der Viktoria Gabriel, deren Erzeuger Schlittenbauer war, zu sorgen hatte. Um sich dieser Sorge zu entledigen, hat Schlittenbauer die ganze Familie umgebracht.
Vor ca. 3 Jahren wurde in der Gastwirtschaft des Engelbert Bauch in Karlshud von verschiedenen Gästen dem Schlittenbauer, der als Gast anwesend war, direkt auf den Kopf zugesagt, daß er der Mörder von Hinterkaifeck ist. Schlittenbauer hat dies weder bejaht, noch verneint. Der Gastwirt Bauch wird sich heute noch an diesen Vorfall erinnern können. Schlittenbauer hat damals keinen dieser Gäste wegen Beleidigung verklagt, obwohl einige darunter waren, die ein Vermögen hatten.
Ich bin überzeugt, daß Schlittenbauer zusammenbricht und ein Geständnis ablegt, wenn dieser plötzlich verhaftet wird, wobei demselben der Mord ohne Zögern auf den Kopf bestimmt zugesagt werden müßte.
http://hinterkaifeck.net/wiki/index.php?title=Aussagen:_1931-04-26_Maier_Sebastian (Archiv-Version vom 21.05.2021)Gut gut, ich weiß, daß jetzt als erstes kommt: "Das ist von 1931!". Klar.
Dann natürlich die gute Sophie Fuchs:
„Soso, Sie sind von der Kriminalpolizei, wollen Sie vielleicht noch den Mörder finden von Hinterkaifeck?“ Ich sagte, daß dieser mit Sicherheit schon lange tot sei.“Der ist mit Sicherheit schon lange tot, denn ich weiß, wer`s war. Des war kein anderer, als der Schlittenbauer selber. Da können`s mich fragen und können alle Leut von Gröbern fragen. Die sag`n alle das Gleiche, daß es nämlich der Schlittenbauer war, der hat nämlich immer schon ein Aug` auf die Viktoria gehabt.
http://hinterkaifeck.net/wiki/index.php?title=Aussagen:_1984-02-14_Fuchs_Sofie (Archiv-Version vom 12.05.2021)Alles erfunden und erlogen? Falsch erinnert?
Dann halt mal der Alois Schlittenbauer selbst:
Es ist heute noch so, dass verschiedene Familien die anderen verdächtigen, dass in ihren Familien sich der Mörder befindet, es ist so„ dass massive Risse durch die Orte gehen, es hängt schlichtweg damit zusammen, dass dieser Mord bis heute nicht aufgeklärt worden ist. Es ist auch so, dass bis heute kein Motiv feststeht. Da hat der damalige ermittelnde Generalinspekteur Georg Reingruber sehr richtig erkannt, in einem denkwürdigem Protokoll vom 6. April 1922 schreibt er, dass eigentlich der Bub den Schlüssel zur Lösung dieses Verbrechen liefern müßte. Möglicherweise hat der Bub den oder die Mörder gekannt. Es müsste heißen, dass der Täter aus dem Umfeld der Opfer kommt und nicht der sogenannte Unbekannte ist, nach dem die Polizei eigentlich gefahndet hatte.
http://hinterkaifeck.net/wiki/index.php?title=Schlittenbauerchronik1:_05#Alois2Etc. etc.
Wenn man lange genug in den Dokumenten stöbert, findet man viele Ansichten zum dem Fall und keineswegs nur "Raubmord".
...das ergibt ein widerspruchsfreies, stimmiges Bild. Für mich.
Wirklich?
Mir ist schon klar, dass hier das Viele als lächerlich hinstellen wollen. So wie Du auch.
Da irrst Du Dich: Ich will hier gar nichts als lächerlich hinstellen.
Aber Argumente Deinerseits wären besser...
Na, da waren ja jetzt erstmal genügend...