@brigittsche brigittsche schrieb:Und selbst wenn das üblich war oder willkürlich gemacht wurde: Ob ich nun einen dicken Packen Papiergeld erklären muss ("Wo haben sie das her?") oder Goldmünzen ist kein so großer Unterschied. In beiden Fällen wäre ein, sagen wir mal. etwas abgerissen daherkommender Mann verdächtig, wenn er die Herkunft nicht erklären kann, wobei natürlich das Gold schon etwas verdächtiger war als das Papiergeld. Aber dafür eben auch wertvoller.
Die Vorschriften die privaten privaten Goldbesitz einschränkten kamen erst im Mai und August 1923.
Fast auf den Punkt gebracht. Daher zur Ergänzung:
Es wird aus heutiger Perspektive irgendwie immer wieder übersehen oder falsch bewertet, dass das edelmetallhaltige Münzgeld zu dem Zeitpunkt noch völlig legales Zahlungsmittel war.
@Ahmose Ahmose schrieb:Zum täglichen Gebrauch war das Goldgeld nicht da. Aber die Grubers waren ja zweifelslos Eigentümer dieses Geldes. Sie hätten es natürlich jederzeit umtauschen können ohne Gefahr zu laufen dabei wegen Diebstahl und Mordes verhaftet zu werden. Die Täter wären so ein Risiko schon eingegangen.
Wie sinnvoll, aus finanztechnischer Sicht, so ein Umtausch gewesen wäre, sei dahingestellt. Darum geht es hier ja auch nicht, sondern um das Risiko für denjenigen, der umtauschen will. Und das wäre für die Täter schon erheblich gewesen.
Es bestand zu der Zeit nicht die Notwendigkeit, es auf der Bank umzutauschen, um damit zahlen zu können. Das waren keine Krügerrands, die man erst zu Mark machen musste.
10 Mark in Gold waren offiziell 10 Mark in Papier.
Es war also
nicht von vornherein "wertvoller".
Es versprach lediglich im Falle einer schon zu spürenden Inflation ( = Vermehrung der Geldmenge durch Druck von immer mehr Papiergeld )
wertbeständig zu bleiben ( Parallelen zur derzeitigen Wirtschaftssituation sind natürlich rein zufällig ).
Und deshalb wurde es von klugen Leuten gehortet bzw. als Zahlungsmittel gerne angenommen. Und wenn jemand zwei Kunden hatte, die etwas von ihm kaufen wollten, wurde sicher der bevorzugt, der ganz oder teilweise in Gold oder Silber zahlte. Kriegte vielleicht sogar einen Preisnachlass.
Deswegen versuchten die, die es sich leisten konnten, das Edelmetallgeld zu halten.
@jaska jaska schrieb:Ich versuche gar nichts außer klarzustellen, wie es damals 1922 war.
O.k., aber das gelingt nicht immer schlüssig.
jaska schrieb:Gold konnte eigentlich nur von kriminellen Quellen stammen, sollte es bei arbeitslosen/vorbestraften Personen gefunden werden. Papiergeld liess sich viel leichter argumentieren.
Man hüte sich vor Verallgemeinerungen. Gold- und Silber
münzen waren legales Zahlungsmittel. Der Besitz nicht verboten und die Herkunft nicht
automatisch als kriminell anzusehen. Auch Arbeitslose und Vorbestrafte waren nicht
automatisch verdächtig. Konnten auf Arbeitssuche sein, siehe Maria Baumgartner, die auch unterwegs gewesen war.
Ein Erklärungsnotstand für
jegliche Sorte Geld oder Wertgegenstände aus Edelmetallen hätte sich überhaupt erst ergeben
können, wenn man die Leute, die man kontrollierte, auch durchsucht hätte. Und da habe ich meine Zweifel. Wenn die sich ausweisen konnten und nicht ohnehin schon auf der aktuellen Fahndungsliste standen, halte ich eine Durchsuchung für wenig wahrscheinlich. Es sei denn, Du hättest dafür eine Quelle im reichlichen Fundus.
Typen wie den Bäcker Bärtl hätte man sicher durchsucht, aber der war ohnehin schon auf der Fahndungsliste.
Weiterhin hätte m. E. ein Erklärungsnotstand sich auch für Durchsuchte nur ergeben können, wenn es sich um eine für die Person auffällig große Summe Geldes ( egal ob Münz- oder Papiergeld ) gehandelt hätte. Oder eben Wertgegenstände in entsprechend verdächtiger Größenordnung. Kirchengeräte, Schmuck oder sowas.
jaska schrieb:Große Summen Goldgeld mit sich zu führen war damals für Umherziehende enorm riskant.
Große Mengen Geld mit sich rumzuschleppen, ist
immer ein Risiko. Es könnte einem nämlich weggenommen werden.
jaska schrieb:Gerade nach Bekanntwerden der Tat wurden die eh schon häufigen Kontrollen an markanten Punkten erhöht.
Dass
nach Bekanntwerden der Tat kontrolliert wurde, ist klar und nachvollziehbar.
Was mich an dem Satz interessiert sind die "eh schon häufigen Kontrollen an markanten Punkten" die Du erwähnst. Da Du diesen Umstand als Argument anführst, hätte ich gerne einen belastbaren Vergleich zwischen vorher und nachher angestellt.
Was ist "häufig", wo nimmst Du das her?
Personenkontrollen sich zeit- und personalaufwändig. Ich lasse mich gerne von Gegenteil überzeugen, aber bis dahin halte ich es für wenig wahrscheinlich, dass da im Outback häufige Personenkontrollen stattfanden.
Was sind die "markanten Punkte"?
Wenn die so markant waren, dann war das auch den örtlichen Kriminellen bekannt. Und dann konnten sie sie umgehen.
Zudem haben die Täter alles mögliche getan, um die Entdeckung der Tat zu verzögern, was ihnen ja auch gelang. In dieser Zeit liefen sie kaum ein erhöhtes Risiko.
Dass sie sich also bewusst gegen die Mitnahme von Beutegut entschieden, entbehrt für mich jeglicher Begründung.
Kailah2 schrieb:6 Menschen bestialisch ermorden.
Aber zugleich „Schiss“ vor Goldgeld?
Sorry, ich lach mich tot.
@Kailah2 trifft hier, m. E. auch in der Drastik des Ausdrucks, die kriminelle Realität 1922 deutlich besser.
Das hier
jaska schrieb:Zum einen hatte sich der Täter (oder die) ja nicht bewußt gegen Goldgeld entschieden. Das noch vorhandene Goldgeld wurde auch von den Ermittlern wohl erst bei der 2. Suche gefunden, es lag nicht offen da:
klingt für mich viel wahrscheinlicher. Und lässt sich auch viel griffiger im Gesamtzusammenhang begründen.
Entweder hielten die Täter das Geld ( eine unbekannte Summe in Papier und Münzgeld ), was sie schon gefunden hatten inkl. Verpflegung und vielleicht ein paar Klamotten für alles, was sie auf dem Anwesen finden würden und hörten deshalb auf, zu suchen.
Oder es genügte ihnen zur Vortäuschung des Raubmordes, was immer auch das wahre Motiv gewesen sein mag und sie suchten deshalb nicht weiter.
MfG
Dew