Raspelbeere schrieb:Zunächst ist es das aber einmal - in den meisten Fällen mit harmlosem Ausgang, teils mit mittlerem, teils mit schwerem/ tödlichen.
Das oben von CorvusCorax beschriebene Kind ist entwischt, nichts weiter passiert außer ein Schreck. Das Kind hätte auch ertrinken können. Oder entführt werden können. Anderer, tragischer Ausgang - gleicher Beginn.
Ich denke, jeder, der selber Kinder hat, kennt die Angst, dass sie einem mal für einen kurzen Augenblick "entwischen" und ihnen dabei irgendwas zustößt. Es können schreckliche Dinge passieren, dazu muss das Kind nicht mal auf eine viel befahrene Straße laufen und an den bösen fremden Mann, der im Handschuhfach seines weißen Kastenwagens immer eine Tüte bunte Bonbons liegen hat, braucht man auch nicht gleich denken. Es reicht schon, dass der Nachbar einen kleinen, nicht eingezäunten Gartenteich hat, der eigentlich eher eine Pfütze ist, dass auf dem Herd ein Topf mit kochendem Nudelwasser steht, der gerade noch für die Kinderhände erreichbar ist oder dass jemand vergessen hat, das Sicherungsgitter vor der Kellertreppe wieder zuzumachen.
Aber ich denke, jeder der Kinder weiß auch, wie schnell einem ein agiler und nach dem Mittagsschlaf putzmunterer 2 1/2-jähriger, der noch dazu vielleicht vor laute Vorfreude auf den Besuch bei den Pferden völlig aufgedreht ist, entwischen kann, wenn man nur einen Augenblick nicht hinschaut, abgelenkt ist oder denkt, das Kind sei gerade bei einem anderen Erwachsenen gut aufgehoben, der aber genau das gleiche denkt.
Das passiert auf dieser Welt jeden Tag wahrscheinlich 100.000 x oder öfter. Meist ist es nur ein Schreck von wenigen Minuten, das Kind kommt nach zwei-dreimal rufen munter und lebendig angelaufen, der Nachbar kommt mit ihm auf dem Arm angeschleppt, weil er es auf der Straße gesehen hat oder man findet es 20 Meter weiter hinten im Garten, wie es im Sandkasten völlig versunken Matschekuchen backt.
Ich denke deshalb nicht, dass sich die Großeltern besonders fahrlässig verhalten haben müssen, als der Junge unbemerkt das Grundstück verlassen hat. Und zudem haben sie die Abwesenheit ja auch sehr schnell bemerkt und haben angefangen zu suchen.
Ansel schrieb:Ich habe ein Enkelkind im gleichen Alter und habe exakt vor Augen, was ein Kind in diesem Alter kann und was es nicht kann. Mir gefallen diese Aussagen nicht, "dass Emile sich dort auskannte, dass er es gewohnt war, im Dorf herumzugehen, dass die Nachbarn es gewohnt waren, ihn im Dorf herumgehen zu sehen.
Allerdings finde auch ich diese Aussagen ebenfalls sehr befremdlich. Wir haben das ja schon sehr viel weiter vorne in diesem Thread diskutiert.
Zwar weiß man nie, woher solche Formulierungen in Zeitungsaretikeln kommen, aber ganz frei erfunden dürften die Journalisten diese Aussagen wohl kaum haben, dazu sind die zu speziell und individuell auf das Kind und die Situation zugeschnitten. Es sind eben keine Banalitäten, die man halt über jeden 2 1/2-jährigen Jungen schreiben könnte, sonder sogar das Gegenteil: so unrealistisch, dass sich das eine fremder Journalist nicht einfach ausdenkt.
Ich denke, dass es sich da um ein Statement der Eltern oder der Großeltern ganz vom Beginn der Suche handeln dürfte. Und das finde ich dann schon wirklich eine sehr bemerkenswerte Einstellung einem 2 1/2-jährigen gegenüber.