Suppengespenst schrieb:wie das Thema Gewalt bei solch streng gelebten Ausrichtungen seinen Platz finden kann
Das ist in extrem frommen christlichen Gemeinschaften wie den Zeugen Jehovas, evangelikalen Sekten aber nichts Ungewöhnliches. Und das, obwohl das Christentum ja als Religion der Barmherzigkeit gilt. Jesus selbst wäre vermutlich dagegen gewesen, Kinder zu schlagen, jedenfalls findet man keinen solchen Satz bei ihm. Dafür gibt es aber in anderen der Bibel deutliche Aufrufe zur Gewalt in der Erziehung oder zumindest Billigung derselben. Und auf die berufen sich solche Leute.
Gewaltlosigkeit gilt dann nur nach außen, etwa als Wehrdienstverweigerung, nicht aber nach innen, innerhalb der Familie. Und wenn man überzeugt ist, dass ein Kind, das nicht freiwillig von "Sünden" ablässt, in der Hölle landen könnte, hält man Gewalt, um es dazu zu zwingen, vielleicht für das kleinere Übel und Prügeln gilt dann nicht nur nicht als verwerflich, sondern gar als Zeichen von Liebe.
Es spricht meiner Meinung nach alles dafür, dass das in der Familie des Großvater ähnlich war bzw. ist, selbst, wenn er im Internat nicht selbst Schüler geschlagen, sondern das nur ausdrücklich gerechtfertigt hätte. Nun ist aber nicht eines seiner eigenen Kinder verschwunden und später tot aufgefunden worden, sondern sein Enkel. Gegenüber Enkelkindern sind die meisten Großeltern gutmütiger als gegenüber den eigenen Kindern, sicher auch, weil deren Erziehung ja die Aufgabe von deren Eltern ist und nicht die der Großeltern.
Falls eines der älteren Kinder der Großeltern für Emiles Tod verantwortlich sein sollte, was ich immer noch für denkbar halte, egal ob durch Gewalttat oder Unfall, bin ich ziemlich sicher, dass es sich bemühen würde, das vor seinen eigenen Eltern und auch den (eventuell petzenden) Geschwistern geheimzuhalten. Es wüsste, was es zu erwarten hätte.