Hanna W. tot aus der Prien geborgen
09.03.2024 um 23:11cododerdritte schrieb:Ich zumindest kann das Argument nachvollziehen und ehrlich gesagt, war es mir vorher nicht bewusst. Was soll bei einem Deal rauskommen für ihn? 1 Jahr eher Bewährung? Und dafür müsste er ja einen Deal haben. Er wird wohl kaum so naiv sein drauf zu hoffen, dass die Richterin ihm in seiner Verhandlung ein Auge kneift und ihm einfach so einen "Rabatt" gewährt, weil sie ihn als aufrechten und nützliche Zeugen in Erinnerung hat.Ich weiß jetzt nicht ganz, ob wir nur noch allgemein dabei sind, ob der Staatsanwalt Stellung genommen hat, oder auch in der Argumentation. Wenn wir mal beides nehmen.
Ich gehe auch davon aus, dass er das vorher mit seinem Anwalt besprochen hat.
Und jemand anderen 10 oder 15 Jahre ins Gefängnis zu schicken, nur damit man selbst einen relativ kleinen Vorteil hat, ist schon eine hohe moralische Hürde. Nur weil jemand (wahrscheinlich) eine mehr als fiese Sexualstraftat begangen hat, heißt das nicht, dass er völlig ohne moralischen Kompass durchs Leben manövriert. Gerade unter Knastbrüdern verbündet man sich lieber gegen die Justiz, als dass man ihr jemanden hinhängt.
Ja, insofern hat er deutlich erwähnt, dass Aßbichler die Richterin wird.
Also das Argument finde ich nicht abstrus, von der Logik her.
Er hat ja auch als Unterschied zwischen G. und M. benannt, der M. hat sich geöffnet und der G. hat was von harmlosen Steuergeschichten erzählt.
Das Argument habe ich selbst in einem inneren Dialog lange vor dem Plädoyer benutzt, warum er es nur M. erzählt haben könnte.
Insofern finde ich das alles nachvollziehbar.
Aber vom Staatsanwalt erwarte ich da halt eine insgesamte Auseinandersetzung mit dem Zeugen.
Denn schwierig ist es doch, oder? Auch hier kann ich wieder nur von der Stimmung in einem Teil der Bevölkerung berichten.
Ich habe ja gesagt, viele Beobachter scheinen an eine Unschuld des Angeklagten zu glauben und auch viele für eine Schuld. Manche sind unsicher.
Aber zumindest, die ich gesprochen habe die an eine Schuld glauben oder sie nicht ausschließen, haben alle gesagt, sie trauen der Aussage von M. nicht. Selbst die überzeugtesten hier, haben doch zumindest ein Fragezeichen hinter ihn gesetzt. Ein großes. Zumindest hätte ich nichts anderes gelesen.
Es haben auch einige gesagt, dass sie glauben der Staatsanwalt wird den M. nur streifen und sich auf die anderen Indizien konzentrieren, aber er hat 40 Prozent des Plädoyers ausgemacht. Letztens schien einer fast eher akademisch daran zu erinnern, weil es da wieder um Beweisanträge ging, dass M. ja durchaus die Wahrheit sagen kann. Und damit hat er Recht, das muss ich mir selbst manchmal überhaupt in Erinnerung rufen.
Und dann kommen mir Zweifel, ob ein Staatsanwalt und ein Nebenklagevertreter da wirklich aus den Gleichen Gründen so überzeugt sind, dass M. die Wahrheit sagt. Und dann noch eine Kammer, was ich natürlich nur vermuten kann, genau dieser Argumentation folgen wird.
Natürlich ist ein Staatsanwalt nicht der Anwalt des Angeklagten. Aber ich erwarte, dass man in Anbetracht von ca. 10 Jahren Haft bei einem jungen Mann, wirklich felsenfest davon überzeugt ist, dass dieser die absolute Wahrheit sagt und es nicht nur deswegen tut, weil es sich in der Indizienkette besser anhört und fürs Plädoyer.
Und wenn es stimmt. Warum hat er sich nach 10 Monaten gemeldet? Wenn er keine Angst hat, jemand für ein Stück Haschisch in der JVA hinzuhängen. Das zieht sicher größere Repressalien nach sich, als einen Sexualmörder zu überführen, der in einem anderen Knast sitzt.