kegelschnitt schrieb:Eine Vergewaltigung hat hier aber gerade nicht stattgefunden (zum Glück). Insofern ist mir schon nicht klar, wie das "perfekt" auf die Tat passt. Davon abgesehen ist mir nicht klar, worauf genau der StA hinaus will:
- Entweder dieser Gewaltporno ist tatrelevant und ST wollte etwas Ähnliches ausprobieren. Dann aber verstehe ich nicht so ganz, warum er zuvor im Plädoyer auf dem Ausraster mit dem Schlag gegen die Wand rumgeritten ist. Denn wenn dieser Gewaltporno ihn zu diesem Verbrechen inspiriert hat, dann braucht es dafür ja nicht mal einen Gewaltausbruch.
- Falls es hingegen ein Ausraster war (wegen Ablehnung z.B.), ist der Gewaltporno eher nicht ausschlaggebend, zumal der Sachverständige ja auch immer wieder betont hat, dass man sich vor Augen halten müsse, wie viele sich sowas anschauen.
Ich meine mich zu erinnern, dass der Film, der im Gerichtssaal gezeigt wurde, recht willkürlich aus der Menge an Pornos, die S.T. im Zeitraum vor der Tat geschaut hatte, herausgegriffen wurde, um eben mal ein Beispiel anzuschauen. Es wurde dabei weder von den Richtern noch vom Staatsanwalt gezielt ausgewählt, weil genau dieser Film Parallelen zur Tat hatte oder weil er besonders brutal war.
Er sollte halt einen Eindruck vermitteln, was man sich hinter den Titel der konsumierten Pornos überhaupt vorzustellen hat.
Es ging dem Staatsanwalt auch denke ich nicht darum, zu behaupten, S.T. habe diesen Porno nachstellen wollen, sondern um die Frage, welche Art von sexueller Interaktion mit Frauen S.T. offenbar sexuell erregend findet und zu hinterfragen, welches Frauen-Männerbild hinter dann damit verbunden ist.
In diesem (und wohl vom Titel her und den eingegebenen Suchwörtern) ging es darum, Frauen zu sexuellen Praktiken zu zwingen, die sie nicht wollten, Macht über sie auszuüben, ihnen Gewalt anzutun, und offenbar gibt es Menschen, die sich daran aufgeilen, Männern bei so etwas zuzuschauen.
Ich muss sagen, dass ich das maximal abstoßend finde und ich auch das Argument, dass das nur gespielt sei, da wenig gelten lassen kann. Dieses Frauenbild bzw. das Bild von Sexualität, das dort vermittelt wird, ist einfach nur widerwärtig.
Ich gehe mit dem Staatsanwalt durchaus mit, dass das beides zwei unterschiedliche Indizien sind, die getrennt voneinander und parallel bestehen und von Bedeutung sind, aber schon auch ineinandergreifen.
Der Ausraster zeigt mangelnde Impulskontrolle und gleichzeitig aber auch eine extreme innere Verletzlichkeit, wenn es darum geht, dass der Angeklagte von einer Frau zurückgewiesen wird.
Der Kontakt mit und die Zurückweisung durch "Janina" war doch zum Zeitpunkt des Gutachtergesprächs schon Monate her. Offenbar scheint das in ihm aber noch so extrem gebrodelt zu haben, dass es reichte, dass das Gespräch mit dem Gutachter auf diese Frau kam, dass S.T. seine Impulse, seine Wut darüber nicht mehr kontrollieren konnte und dass sie sogar so extrem aus ihm herausgebrochen sind, dass er sich selbst massiv verletzt hat.
Ich finde es absolut nicht abwegig, dass jemand, für den Frauen offenbar der letzte Dreck sind, der es offenbar erregend findet, wenn Frauen gequält, gewürgt, getötet und deren toter Körper danach sexuell missbraucht wird, der gleichzeitig aber damit klarkommen muss, dass ausgerechnet diese Frauen von ihm aber auch rein gar nichts wissen wollen, so eine Tat begeht. Dass jemand, der in den Tagen vor der Tat offenbar mehrfach Ärger zu Hause hatte seinen Zorn irgendwie mit Gewalt entladen muss.
Und es tut mir echt leid, aber ich kann beim besten Willen nicht nachvollziehen, wie hier einige schreiben können, der Angeklagte sei doch nur ein armes Würstchen, was sich verzweifelt nach menschlicher Nähe und den ihn weich umfangenen Armen einer Frau gesehnt hat.
Sprachlos hat mich bei Plädoyer tatsächlich gemacht, wie der Staatsanwalt die Szene mit dem Knietätscheln geschildert hat. Offenbar war das eben nicht, wie es bisher hier dargestellt wurde, ein plumper Annäherungsversuch mit einem Antouchen am Knie, sondern ein die Hand auf den Oberschenkel legen, die dann gezielt in Richtung Intimbereich hochgewandert ist. Als Verena deutlich gemacht hat, dass sie das nicht möchte, kam sogar ein zweiter Anlauf, der erst abgebrochen wurde, als die ältere Schwester Lea dazwischen ging.
Auf plumpe Art zu versuchen, Frauen anzugraben ist eine Seite, aber ihnen, trotz eines deutlichen Neins den eigenen Willen aufzuzwängen, ist eine ganz andere Liga und das hat meiner Meinung nach auch nichts mit einem Stadt-Land-Gefälle zu tun, womit der Gutachter das abgetan hat.
Da sieht jemand in einer Frau einen Gegenstand, den er auch gerne mal benutzen würde. Und weil die Gegenstände sich ihm bisher alle verweigert habe, hat er jetzt mal so richtig zugegriffen.