Frau_H schrieb:Ich bin mir sicher, dass Telefonate überwacht wurden.
Das ist zweifellos ein interessanter Aspekt. Aber ich bin mir da nicht so sicher wie @Frau_H.
Hätten nicht relevante Erkenntnisse aus solchen Telefonaten -etwa zwischen Sebastian T. und Verena R.- spätestens im Prozess offengelegt werden müssen?
In der Verhandlung wurden aber nur Text- und Sprachnachrichten dargestellt und öffentlich erörtert. Von daher bezweifle ich eher, dass es Abhörmassnahmen gab.
Sie wären im Übrigen wohl auch in erster Linie unmittelbar nach der Tat ergiebig gewesen. Doch damals gab es noch keinen Verdächtigen; selbst als mit Sebastian T. am 21.10. der gesuchte Jogger feststand, wurde dieser vorerst nur als Zeuge und nicht als etwaiger Mörder geführt.
Die Ermittler konnten sich also zumindest damals nicht auf Erkenntnisse aus der Überwachung von Telefonen stützen. Allerdings wäre dies -sofern es denn eine Möglichkeit dafür gegeben hätte- womöglich unergiebig gewesen, denn offensichtlich tauschten sich zum Beispiel Sebastian T. und Verena R. nicht in längeren Telefonaten aus, sondern trafen sich direkt zu Spaziergängen.
Was dabei (ob nun am 4.10. und/oder am 3.10.) beredet wurde, diente allerdings später als wichtiger Baustein dafür, Sebastian T. als Hauptverdächtigen ins Visier zu nehmen und letztendlich zu verhaften. Es ging um Täterwissen, das T. Verena R. bei dieser Gelegenheit offenbart haben soll.
Bei ihrer Vernehmung vor Gericht verhedderte sich die „Kronzeugin“ dann aber so heillos, dass sie sich schließlich komplett in die Aussageverweigerung flüchtete.
Was mich an diesem Vorgang noch immer verwundert: Warum haben die Ermittlungsbehörden nicht hieb- und stichfest abgeklopft, wie es um Inhalt, Ort und Zeitpunkt der Angaben von Verena R. steht, bevor man die offenbar etwas labile und sprunghafte junge Frau in das „Feuer“ einer Hauptverhandlung schickte?
Augenscheinlich ist ja noch nicht einmal gecheckt worden, ob ein abendlicher Spaziergang am 3.10. überhaupt mit den Geodaten bzw. mit den Kameraaufzeichnungen vom Parkplatz am Eiskeller in Einklang zu bringen war.
Wenn ich mich recht entsinne, gab es nur einmal eine Nachfrage einer Kripobeamtin, ob es tatsächlich der 3.10. war. Aber vertiefend mit Filmmaterial und Handydaten abgeglichen hat man das offenbar nicht. Und diffus geblieben ist aus meiner Sicht auch, worin denn nun ganz exakt das preisgegebene Täterwissen bestanden haben soll.
Oder habe ich da vielleicht eine getrübte Wahrnehmung?