Hanna W. tot aus der Prien geborgen

Mikki77 schrieb:schwierig... (finde überhaupt das dieser sehr spät enthüllte Fakt auch wieder eine ziemliches Fragezeichen hinter die Anklage setzt...)

Wer sagt dir denn, dass das nicht schon in der Anklageschrift steht? Nur weil wir viele Details erst jetzt erfahren, heißt das doch noch lange nicht, dass auf diese Details die Anklage nicht auch gestützt wurde. Die Vorstellung, dass die StA erst mal blindwütig angeklagt und hinter guckt, warum und wieso überhaupt, ist ziemlich naiv.

ZB wird ein Polizist die Strecke zwischen möglichem Tatort und Wohnhaus nicht erst während des Prozesses abgelaufen sein. Dass man die Strecke in etwa 3:40 Min schafft, steht, jede Wette, schon in der Anklageschrift.

Kaietan schrieb:Könnte zeitlich passen, es wäre aber ein eher unerwartetes Nachtatverhalten, so unmittelbar nach der Tat erst mal eine Runde am Handy zu zocken.

Erstmal Handy anmachen und irgendwas öffnen, um sich zu beruhigen finde ich weniger auffällig, als den wirklich sehr "sportlichen" Zeitplan.
Mir fehlt da komplett das Vorstellungsvermögen, wie das alles so blitzschnell hintereinsnder abgelaufen sein soll.

mjk-17 schrieb:Aber was mir nicht in den Kopf geht ist warum sich unsere ,,Starverteidigerin" hier so aufregt? Ich lehne mich mal aus dem Fenster und behaupte, dass in so gut wie jedem Tötungsdelikt in dem es auch nur Ansatzweise einen möglichen Bezug zu einem Kfz gibt, eben dieses in der Kriminaltechnik landet?

Dass das Auto in der Kriminaltechnik gelandet war, darüber regt sich die Rick ja auch nicht auf, sondern dass auch die Rechtsmedizin eingebunden wurde:

Erst am letzten Verhandlungstag hatte Staatsanwalt Wolfgang Fiedler eine Stellungnahme vor Gericht abgegeben, dass das Auto Sebastian T.s untersucht worden sei. „Das Ergebnis ist aber noch nicht da, weil einiges zur Rechtsmedizin gefahren worden ist“, so Fiedler. Verteidigerin Regina Rick hatte sich massiv über die Maßnahme beschwert, während Richterin Aßbichler diese als eine völlig normale polizeiliche Maßnahme bezeichnete.
https://www.ippen.media/netzwerk/lokales/bayern/hanna-prozess-experten-zu-aussergewoehnlichem-verletzungsbild-92775950.html

Warum kein Ergebnis zu diesen Untersuchungen der Kriminaltechnik vorliegt, liegt daran, weil in diese Untersuchungen in Teilen auch die Rechtsmedizin eingebunden ist und diese eben noch nicht geliefert hat. Als Erklärung schrieb ich bereits Beitrag von emz (Seite 301): "Vielleicht ist das rechtsmedizinische Institut der Uni überlastet und hat deshalb die Auswertungen noch nicht abschließen können?"

emz schrieb:Dass das Auto in der Kriminaltechnik gelandet war, darüber regt sich die Rick ja auch nicht auf, sondern dass auch die Rechtsmedizin eingebunden wurde:

Ja gut, dass medizinisch/biologische Spuren bei der Rechtsmedizin landen ist ja normal. Den kaputten Blinker werden sie da nicht hingeschickt haben.

emz schrieb:"Vielleicht ist das rechtsmedizinische Institut der Uni überlastet und hat deshalb die Auswertungen noch nicht abschließen können?"

Aus böser Absicht werden sie das bestimmt nicht gemacht haben.... eine schlüssigere Erklärung als dies gibt es ja nicht.

fischersfritzi schrieb:Erstmal Handy anmachen und irgendwas öffnen, um sich zu beruhigen finde ich weniger auffällig, als den wirklich sehr "sportlichen" Zeitplan.
Mir fehlt da komplett das Vorstellungsvermögen, wie das alles so blitzschnell hintereinsnder abgelaufen sein soll.

In sowas kann man sich glaub immer recht schwer hineinversetzen bzw. ein Gefühl dafür bekommen.
In Wuppertal gab es vor ein paar Jahren mal einen Banküberfall bei dem der Täter innerhalb von 17 Sekunden mit über 10.000€ aus der Bank gelaufen ist.

Kann man sich auch kaum vorstellen.

Die Kopfverletzungen und die Schulterdachbrüche werden auch vom Hydromechaniker als Treibverletzungen ausgeschlossen:

Trotz des rauen Flussbetts des Bärbachs und der scharfkantigen Treppen in der Prien schließt der Hydrologe aus, dass die Kopfverletzungen Hannas durch das Abtreiben in den Fließgewässern entstanden sein könnten. Durch das Hochwasser sei die Verletzungsgefahr an den Treppen geringer und ein 90 Grad Aufschlag des Kopfes auf den Boden sei sehr unwahrscheinlich, da ein Leichnam sich nicht einmal in Wasserwalzen komplett drehen würde. (...)

Auch die Theorie, dass der Leichnam sich mit dem Kopf nach vorne in einem Abfluss verhängt haben könnte und so den symmetrischen Bruch beider Schulterdächer erklären würde – verwirft der Experte. 

Hydrologe zu Hanna W.s Kopfverletzungen: Experte schließt Abtreiben als Ursache aus (Ippen.Media)

Andante schrieb:Wer sagt dir denn, dass das nicht schon in der Anklageschrift steht? Nur weil wir viele Details erst jetzt erfahren, heißt das doch noch lange nicht, dass auf diese Details die Anklage nicht auch gestützt wurde. Die Vorstellung, dass die StA erst mal blindwütig angeklagt und hinter guckt, warum und wieso überhaupt, ist ziemlich naiv.

Dass der Angeklagte um 2:42 gespielt hat, kam erst kürzlich heraus. Das kann nicht in der Anklageschrift stehen.

Bei der Veröffentlichung dieses Artikels am 5.1.2024 war das noch nicht bekannt:

War es also so, dass der Angeklagte während des mutmaßlichen Tatzeitraums zwischen zwei und vier Uhr mit der App gespielt hat? "Es kann keine Aussage getroffen werden, ob sie wirklich aktiv genutzt wurde", sagt der Experte. Möglich sei, dass die App gestartet wurde, aber nur im Hintergrund lief.

Quelle: https://www.abendzeitung-muenchen.de/bayern/gemordet-oder-gespielt-im-hanna-prozess-sollen-handydaten-aufschluss-geben-art-950749

@Andante
Das mit dem Spiel wurde erst durch RA Rick angestoßen und aktenkundig

Die Unfalltheorie ist - wie erwartet - vom Tisch

Millennial schrieb:Dass der Angeklagte um 2:42 gespielt hat, kam erst kürzlich heraus. Das kann nicht in der Anklageschrift stehen.

Nein, weil die Verteidigung dieses Argument erst jetzt als Alibi angebracht hat, wie du ja richtig schreibst. Natürlich musste das Gericht diesem entlastenden Vorbringen nun nachgehen.

Hätte der Angeklagte schon im Ermittlungsverfahren gesagt, dass und welches Alibi er hat, wäre das schon da geprüft worden. Die Ermittler sind aber nicht von sich aus jedesmal verpflichtet, ob und welches Alibi ein Beschuldigter möglicherweise haben kann, wenn sie dafür null Anhaltspunkte haben und der Beschuldigte ihnen nichts dazu liefert.

LackyLuke77 schrieb:Die Kopfverletzungen und die Schulterdachbrüche werden auch vom Hydromechaniker als Treibverletzungen ausgeschlossen:

Ok, damit ist die gesamte Unfallhypothese vom Tisch.
Gut, dass darüber jetzt Klarheit herrscht.

fischersfritzi schrieb:Ok, damit ist die gesamte Unfallhypothese vom Tisch.

Tja, irgendwie dumm gelaufen für die Verteidigung mit dem Beweisantrag auf Einholung eines hydromechanischen Gutachtens. Aber der Gutachter hat sich geirrt bzw. war inkompetent, werden sicher einige sagen….

fischersfritzi schrieb:Erstmal Handy anmachen und irgendwas öffnen, um sich zu beruhigen finde ich weniger auffällig, als den wirklich sehr "sportlichen" Zeitplan.

Finde ich nicht.
Wenn das Handy z.B. direkt an der Haustür lag (wir haben da eine Ablage, wo immer die Schlüssel und eben auch mal die Handys liegen) und er nahm es sofort beim hereinkommen in die Hand, passt das.

Die diversen Eiskeller Zeugen sprachen mehr von Nieselregen zum Tatzeitpunkt.

Er rennt die 600 Meter heim, schnappt sich das Handy hinter der Tür und geht erstmal am ins Bad (passt zum joggen).

Andante schrieb:Die Ermittler sind aber nicht von sich aus jedesmal verpflichtet, ob und welches Alibi ein Beschuldigter möglicherweise haben kann, wenn sie dafür null Anhaltspunkte haben und der Beschuldigte ihnen nichts dazu liefert.

Paragraph 160 der Strafprozessordnung

(2) Die Staatsanwaltschaft hat nicht nur die zur Belastung, sondern auch die zur Entlastung dienenden Umstände zu ermitteln und für die Erhebung der Beweise Sorge zu tragen, deren Verlust zu besorgen ist.

@Maari

Ja danke, die Vorschrift ist mir bekannt. Sie beinhaltet aber nicht, dass Ermittler Hellseher zu sein haben. Natürlich können sie, wenn sie keine entsprechenden Anhaltspunkte haben, nicht ahnen, welches Alibi jemand hat. Da muss dann der Betreffende den Ermittlern schon selber die entsprechende Anhaltspunkte liefern, damit das Alibi geprüft werden kann.

So wie Frau Rick hier als Alibi angeführt hat, dass der Angeklagte um 2:30 auf seinem Handy gezockt habe. Das wurde nun überprüft und hat sich als falsch herausgestellt.

Wenn der passionierter Läufer ist, dann wird er um die 12-14 km/h laufen.
Dann hat max 3 min benötigt bei 12 km/h für die 600 m - wahrscheinlich eher weniger.

Andante schrieb:Ja danke, die Vorschrift ist mir bekannt. Sie beinhaltet aber nicht, dass Ermittler Hellseher zu sein haben. Natürlich können sie, wenn sie keine entsprechenden Anhaltspunkte haben, nicht ahnen, welches Alibi jemand hat. Da muss dann der Betreffende den Ermittlern schon selber die entsprechende Anhaltspunkte liefern, damit das Alibi geprüft werden kann.

So wie Frau Rick hier als Alibi angeführt hat, dass der Angeklagte um 2:30 auf seinem Handy gezockt habe. Das wurde nun überprüft und hat sich als falsch herausgestellt.

Wozu sie verpflichtet sind, weiß ich nicht. Aber wenn man an der Aufklärung eines Mordfalls interessiert ist, ist es doch naheliegend, die Handyaktivitäten der Tatverdächtigen zu checken.

Dass man nun weiß, dass er 2:42 zu Hause war, ist doch auch hilfreich zur Rekonstruktion des Tathergangs. Wenn er es gewesen sein sollte …

fischersfritzi schrieb:LackyLuke77 schrieb:
Die Kopfverletzungen und die Schulterdachbrüche werden auch vom Hydromechaniker als Treibverletzungen ausgeschlossen:
Ok, damit ist die gesamte Unfallhypothese vom Tisch.
Gut, dass darüber jetzt Klarheit herrscht.

Ist tatsächlich auch für die ganze Diskussion hier im Thread besser, dann diskutieren wir zumindest nur noch über Schuld/Unschuld und nicht noch über Tat/Unfall.

Andante schrieb:fischersfritzi schrieb:
Ok, damit ist die gesamte Unfallhypothese vom Tisch.
Tja, irgendwie dumm gelaufen für die Verteidigung mit dem Beweisantrag auf Einholung eines hydromechanischen Gutachtens. Aber der Gutachter hat sich geirrt bzw. war inkompetent, werden sicher einige sagen….

Einen Versuch war es definitiv wert.
Ohne Frau Rick wäre die Unfallthese vermutlich nie geprüft worden, also aus Sicht der Anklage alles richtig gemacht.
Hätte selbst bei einer geringen Wahrscheinlichkeit der rettende Strohhalm werden können.

Millennial schrieb:Aber wenn man an der Aufklärung eines Mordfalls interessiert ist, ist es doch naheliegend, die Handyaktivitäten der Tatverdächtigen zu checken.

Dass man nun weiß, dass er 2:42 zu Hause war, ist doch auch hilfreich zur Rekonstruktion des Tathergangs. Wenn er es gewesen sein sollte …

Ich weiß natürlich nicht, was im Ermittlungsverfahren, also vor Anklageerhebung, im einzelnen untersucht wurde. Dass die Ermittlungen umfangreich waren, zB zig Zeugen vernommen wurden, wissen wir. Ich vermute, dass auch das Handy des TV damals gecheckt wurde, was und wie im einzelnen, weiß ich nicht, hauptsächlich vermutlich auf die Inhalte von Kontakten mit den Zeug/innen.

Wenn aber schon damals die Tatzeit auf bestimmte Uhrzeiten eingegrenzt wurde, werden auch die Handydaten des TV nur entsprechend geprüft worden sein. Was vor und nach der von den Ermittlern angenommenen Tatzeit mit und auf dem Handy des TV passierte, war für die Ermittlungen nicht von Relevanz.

Interessant wurde die Sache doch nur dadurch, dass Frau Rick im Prozess plötzlich geltend machte, der Angeklagte habe genau für die Tatzeit ein Alibi, nämlich Zocken auf dem Handy mit genau dieser und jener App. Darauf wurde, ganz normal, das Handy nun noch mal genau auf diese Behauptung und diese spezielle App eingehend untersucht, mit dem nun bekanntgewordenen Ergebnis.

Das mit dem Handyspiel wurde von einem finnischen Unternehmen festgestellt.
Bin kein Technik-Profi…
Aber Helsinki liegt eine Std weiter in der Zeit als wir.

Wäre es möglich dass die die IP-Adresse des Routers zwar sehen können, die Zeit sich aber auf finnische Zeit wg deren Server bezieht?
Der Router war ja wohl nicht mehr voll auslebar.
Dann wàre er um 01:42 am zocken gewesen