fassbinder1925 schrieb:Aber ich hoffe nicht regelmäßig für deutlich weniger. Wow gesagt, hat jetzt nicht unbedingt damit was zu tun, dass ich ihn deshalb für unschuldig halte, aber ich finde die Punkte zum Teil fragil, wenn man es nochmal zusammenfasst.
Der Grundsatz ,,in dubio pro reo" kommt ja nicht von ungefähr.
fassbinder1925 schrieb:- Der Erste Punkt, hängt halt an einer wackeligen Zeugin. Die Sache mit dem Messer und der Aussage über die ermordete hat sicher stattgefunden. Wahrscheinlich war es der 3.10, aber sicher? Die Zeugin hat gemeint, sie hat erst Tage nach dem Vorfall selbst einen Bericht über den Fall entdeckt und ihn dann S. geschickt. Also die ganze Angst um den freilaufenden Mörder war es ihr nicht wert zu googeln. Warum kann sie dann so sicher sein, dass es nicht der 4. war? Sie kann es sich ein bisschen herleiten, aber sie widerspricht sich ja ein paar Tage später schon. Es ist menschlich, ich vertue mich ja teilweise schon nach ein paar Stunden um einen Tag, aber ich würde eben auch schwimmen ob mir jemand was am 3. oder 4. erzählt hat. Was natürlich dafür spricht, dass er es selbst in seinen Worten so beschrieben haben soll, dass es auf den 3. passt.
Natürlich ist sie nicht die gefestigtste Zeugin, und natürlich wichen ihre Aussagen bei der Polizei und vor Gericht ab.
Du darfst aber nicht vergessen, dass zwischen beiden Aussagen gut 9 Monate liegen. Da tut sich natürlich unglaublich viel im Kopf.
Was glaubst du was in der Zeit alles von außen auf sie eingeprasselt ist? Bei so gut wie jeder Begegnung mit Menschen aus dem Dorf und Umgebung wird sie damit konfrontiert worden sein. Wenn ein sehr guter Freund plötzlich eines Tötungsdelikt beschuldigt wird dann wirkt das u.U doch traumatisch auf einen. Der Körper/die Psyche reagiert darauf gerne mit Verdrängung was ein durcheinanderkommen bei gewissen Daten/Fakten vor allem für eine solche junge Frau allzu human erscheinen lässt. Die Konfrontation bei der 1. Aussage mit dem Angeklagten (Immer noch ihr Freund/Kumpel) vor Ort mal ganz außen vor.
fassbinder1925 schrieb:- Die „Geständnisse“ wurden von allen Zeugen, eher nicht als Geständnis aufgefasst. Zumindest wenn man ihren jetzigen Aussagen und „Imitationen“ glauben darf. Dafür spricht auch , dass dabei keinerlei Täterwissen offenbart wurde.
Du interpretierst solche Sachen ohne Sachverhalt natürlich auch anders.
Wenn dein Kumpel dir heute aus Spaß sagen würde er hätte mit Mordfall XY etwas am Hut würdest du das auch als dummes Geschwätz abtun. Wenn er dann einige Wochen später tatsächlich damit in Verbindung gebracht wird wirkt das ganz anders.
fassbinder1925 schrieb:-Und der Mithäftling, ist eh eine Sache für sich. Ich war ja leider an dem Tag nicht da, eine hier der für mich eingesprungen ist, meinte ja, dass die Aussage an sich relativ flüssig und stabil verlaufen ist. Sollte sie falsch sein, dürfte er schon mal kein dummer sein. Er hat das ja wohl recht anschaulich beschrieben, dass es erst an Weihnachten bei Spekulatius war und er vorher seine Unschuld beteuert hat.
Ist ja relativ normal, dass man so etwas nicht beim ersten Treffen kundtut.
fassbinder1925 schrieb:Aber er scheint wohl generell eine spezielle Persönlichkeit zu sein. Wenn man sich an jemand monatelang anheftet um ein Geständnis rauszubekommen, dann menschlich von der Person enttäuscht ist und schön das Geheimnis ewig hütet.
Im Gefängnis sind die meisten sowieso unschuldig, gerade bei solchen Delikten macht man sich nicht gerade beliebt in der Anstalt.
Macht also schon Sinn, dass er dies erstmal für sich behielt.
fassbinder1925 schrieb:Und dann hat S. noch genau alles so geschildert, wie es in der Anklage steht und was man schon über seine Persönlichkeit und sei. Motiv ungefähr wusste. Die Einzige Neuigkeit war, dass er es bei H. schon mal versucht hat?
Das ist natürlich korrekt, aber vielleicht ist die Geschichte ja nicht viel blumiger als beschrieben? Wenn der Mithäftling auch nicht weiter darauf einging, weil er sowieso nur die Schuldfrage geklärt haben wollte.
fassbinder1925 schrieb:Aber wie realistisch ist das? Ist der Angeklagte dazu in der Lage fremde Frauen auf der Straße anzusprechen. Hat er es dem Mithäftling tatsächlich so erzählt. Aber es stimmt gar nicht. Was wieder eine Möglichkeit wäre, dass er denkt, er muss das jetzt raushauen, weil der Kumpel ihn schon Monate damit behelligt.
Das ist die Frage... Von der Beschreibung her hätte ich ihm das auch weniger zugetraut. Zudem gab es wahrscheinlich zumindest in letzter Zeit aufgrund des Studiums nicht allzu viele Möglichkeiten. Da mit Sicherheit alles an Datenträgern ausgewertet wurde ist eine Kontaktaufnahme über die soziale Medien oder Messenger vermutlich ausgeschlossen, oder kommt vielleicht noch im weiteren Verlauf der Beweisaufnahme. Das könnte vielleicht erklären, warum viele von Hannas Freunden gefragt wurden, ob sie ggf. gestalkt wurde weil eine verstärkte Kontakteaufnahme vom Angeklagten ihr gegenüber festgestellt wurde die noch gar nicht thematisiert wurde?
Karajana schrieb:Man könnte es auch so interpretieren, dass es ohne ein Geständnis für eine Verurteilung eben nicht ausreicht.
Zumal der Angeklagte ja schon häufiger geredet hat, da wird die Chance, dass er es auch vor Gericht macht, eben höher eingeschätzt.
Puuuh, insofern habe ich doch vertrauen in unseren Rechtsstaat, dass vor allem bei solchen Taten nicht irgendjemand verurteilt wird der ,,blöd genug" ist sich dem Druck zu ergeben.
fassbinder1925 schrieb:Es signalisiert eher eine Gewaltbereitschaft, dass er einfach eins bei sich trägt. Möglicherweise. Eine Bedrohung war es ja für Verena nicht, sondern ein geschmackloser Scherz.
Naja, kann ja durchaus auch zum Selbstschutz dienen. Ich behaupte mal, dass nicht jeder der ein Messer bei sich trägt nicht proaktiv zu Gewalt neigt. Wenn man von sich aus solche ,,Späße" macht ist das natürlich ne andere Geschichte.