Leon (6) in Tiroler Ache ertrunken
10.03.2023 um 23:40Srensen schrieb:Es wäre ja auch nicht gerade zielführend gewesen, dem Kriminaltechniker überhaupt keine Anhaltspunkte zu geben und ihm ausschließlich ein stark verpixeltes Foto mit etwas Pinken vorzulegen, um ihn dann ein bisschen herumraten zu lassen, was das alles sein könnte. Außerdem müsste der Vater Auskunft darüber geben können, was er denn Pinkes im Kinderwagen mitgeführt hat und wo dieser Gegenstand verblieben ist, sollte es sich nicht um die fragliche Flasche handeln. Ich nehme an, dazu konnte der Vater keine Auskunft geben.Genau so ist es. Und diese Art der Fragestellung ist ein absolut übliche Frage an einen Gutachter!
Genauso bekommen medizinische Gutachter einen Gegenstand in die Hand gedrückt, der bei einem TV gefunden wurde, und es wird gefragt, ob dieser Gegenstand die Verletzungen des Opfers verursacht haben könnte.
Oder ein technischer Gutachter bekommt ein Werkzeug und die Ergebnisse der Spurenaufnahme nach einem Einbruch an einer Haustür und wird gefragt, ob das vorgelegte Werkzeug diese Spuren an der Tür verursacht haben kann.
Niemand würde doch einem Gutachter die Bilder eine Überwachsungskamera vorlegen und sagen: sag uns welcher Gegenstand das ist! Das ist ein technisches Gutachten und kein Ratespiel.
Man konnte offenbar die Art der mitgeführten Flasche auf den Bildern nicht erkennen. Vielleicht war nicht einmal sicher, ob es überhaupt eine Flasche war oder irgendein anderer Gegenstand.
Da aber im Buggy und am Tatort kein Gegenstand gefunden wurde und der Vater offenbar auch nicht plausibel erklären konnte, welchen Gegenstand er auf dem Weg zum Tatort dabei hatte und warum dieser Gegenstand nach der Tat weg war, kam der Verdacht auf, dass der Gegenstand die Tatwaffe sein könnte.
Deshalb lautete die Frage an den Gutachter: die Tatwaffe war eine Hugo-Pink-Flasche. Ist es möglich, dass es sich bei dem Gegenstand, den man auf den Überwachungsbildern erkennen kann (oder eben nicht erkennen, sondern nur sieht, dass er da ist) um eine Hugo-Pink-Flasche handelt?
Natürlich konnte der Gutachter nicht sagen, ob das, was auf den Bildern zu sehen ist, die Tatflasche war. Eben auch nicht, dass es eine Pink-Hugo-Flasche war.
Aber er konnte eben sagen, dass eine Pink-Hugo-Flasche genauso eine Ausbeulung und ein genau solches Herabhängen des Tragenetzes verursacht, wie auf dem Bild zu sehen ist.
Sicher gibt es zahlreiche andere Sekt- und Prosecco-Marken mit ähnlichen Flaschen, die die eine ähnliche Größe, eine ähnlicher und ein sehr ähnliches Leergewicht haben und deshalb eine eine fast genau gleiche, auf pixeligen Überwachungsbildern nicht unterscheidbare Ausbeulungen im Buggynetz hervorrufen würden.
Aber auch solche Flaschen wurden nicht am Tatort gefunden, der Vater hat ausgesagt, keine solche Flasche mit dabei gehabt zu haben und es ist sehr unwahrscheinlich, dass der Dieb einen Geldbeutel, ein Handy und eine leere Asti-Spumante-Flasche hat mitgehen lassen, die er im Gegensatz zu Geldbeutel und Handy, die er ja beiden in den nächsten Mülleimer geworfen hat, dann auch noch als Andenken mit nach Hause genommen hat....
Und genau so rum wird ein Indiz daraus und genau deshalb haben die Ermittler dem Gutachter weder etwas in den Mund gelegt noch ihm zu viel verraten. Die Frage war so gestellt, dass sie zum einen überhaupt durch einen Gutachter beantwortbar war - er hätte ja schlecht die Flaschen von 1000 und mehr verschiedenen kohlensäure- und alkoholhaltigen Getränken überprüfen können - und zum anderen den Ermittlern ein wichtiges Indiz geliefert hat, das für sich genommen natürlich noch kein Beweis für die Täterschaft des TV ist, in Zusammenhang mit anderen Ermittlungsergebnissen aber eben ein wichtiges Puzzle-Teilchen in der Überführung des Täters sein kann.