Faktor12 schrieb: Ich teile deine Überlegungen wegen Abtauchen grundsätzlich, meine Reihenfolge wäre aber Suzid / Abtauchen etvl. in Kombination mit Suzid oder Verbrechen / Unfall / Verbrechen.
Ich persönlich halte freiwilliges Abtauchen eher für unwahrscheinlich - in dem speziellen Fall. Abtauchen bringt so viele Nachteile mit sich, da du ja nicht mit offener Identität leben kannst - und der Nutzen wäre gering. Mein Kind #1 ist in einem ähnlichen Alter, wenn das Kind nun beschließt, sich einer Sekte anzuschließen und nach Indien auszuwandern, muss ich das nicht gut finden, ändern kann ich aber überhaupt nichts. Ich glaube eher, dass Leute aus sehr unglücklichen familiären Konstellationen abtauchen, wo sie moralisches verantwortlich sind (z.B. für einen behinderten Ehepartner, ein behindertes Kind) oder sich in Gefahr sehen (z.B. durch Missbrauch oder einen gewalttätigen Partner). Das ist hier ja nicht gegeben, die Lebensweichen war noch gar nicht gestellt.
Faktor12 schrieb:Ich staune bei Wanderungen auch immer wieder, wo Kreue stehen. Nur hat man da immer eine Leiche gefunden, in der Regel auch im Gebirge.
Ich könnte mir das aber durchaus vorstellen: Man hat fünf anstrengende Tage mit jeweils ca 20km Strecke und schwerem Rucksack hinter sich. Man wacht aus, hat Muskelkater, ist müde, trödelt ein wenig, weil eigentlich will man den Weg ja fertig machen. Andererseits fehlt an dem sechsten Tag jetzt die Motivation, man weiß, die Strecke ist am Anfang tröge, man hat viele Höhenmeter Abstieg (auch nicht immer spaßig, geht auch in die Knie) und man geht zu Edeka, um die Entscheidung noch etwas aufzuschieben. Daher fehlt auch die Buchung der Unterkunft - man weiß noch nicht, wie der Tag läuft, man kann aber auch den Bus zurück zum Auto nehmen - dann findet man auf jeden Fall eine Unterkunft und daher ist man flexibel. Man ruft noch zwei Leute an ... die Zeit ist verstrichen.
Jetzt gibt es zwei mögliche Szenarien: 1 - man kürzt ab - ich kenne mich da nicht so aus, geht das per Bus? Oder 2 - man hat am Vortag jemanden getroffen, der einfach eine Teilstrecke per Auto angeboten hat. Darauf geht man ein und es ereignet sich ein Unfall/Mord, ....
Zum Thema Mord: Ich wohne ja in der Gegend. Es gibt glücklicherweise wenig Kapitalverbrechen und wenn, dann oft im persönlichen Bereich des Opfers. Es muss ja dann jemand gewesen sein, der am Vortag schon Kontakt hatte, an dem Tag frei (z.B. 11 Uhr Treffpunkt schneidet sich mit vielen Arbeitszeiten) oder eben andere Arbeitszeiten (Spätschicht, Freiberufler ...). Man braucht dann schon auch gute Ortskenntnisse, ein fremdes Auto im Wald fällt hier unter Umständen auch auf. Und: Es ist nicht einfach, eine Leiche dauerhaft zu beseitigen, im Wald bekommt man kaum ein Loch gegraben (Wurzeln, Gestein, ...), das tief genug ist. Da müssen schon sehr viele Voraussetzungen zusammen kommen und die Motivation (es sei denn, es war ein Vertuschungsmord nach Sexualdelikt) muss auch vorhanden sein.
Faktor12 schrieb:Das Gelände ist nicht so uneinsehbar, als dass das möglich wäre
Das Gelände des E6 nicht, aber woanders ... mich persönlich (aber vielleicht gehe ich da auch zu sehr von mir aus) wundert wirklich etwas, dass da jemand hunderte von Kilometern fährt und dann die Wanderwege so "runterreißt" (gar nicht böse gemeint). Klar, gibt es verschiedene Stile zu wandern. Aber man läuft so spät los, dass man praktisch ohne größere Pause durchlaufen muss. Man hält nicht an einer kleinen Kapelle, macht eine schönen Fotos, schaut sich mal eine Schautafel genauer an ... Was war die Motivation, wenn nicht das Interesse an der Landschaft?
Ich kenne nun auch den gesamten Schluchtensteig nicht, aber z.B. in der Wutachschlucht bist du wunderschön in einer Art Canyon, du bist ja in der Schlucht, siehst nicht in die Weite ... Vielleicht war einfach auch der Wunsch da, nochmals was Kürzeres zu sehen ... ohne das zu kommunizieren, dann kann man immer noch sagen, dass man komplett gelaufen ist um Rückfragen zu vermeiden "Och, dann war es doch nicht so toll"? Und dabei ist man einem Verbrechen zum Opfer gefallen bzw. verunglückt und liegt halt noch irgendwo, ziemlich unbemerkt.
Faktor12 schrieb:Meines Erachtens hat sie am letzten Tag überlegt, wie es weitergehen soll im Leben, und dann eine Entscheidung getroffen, die zum Verschwinden führte.
Ja, entweder bewusst oder es war eben ein Unfall oder ein Mord. Das sehe ich auch so. Oder auch ein Suizid. Sie war nun fünf Tage auf Wanderung, sollte zurück in das alte Leben, hatte viel Zeit zum Nachdenken ....