Scarlett (26) beim Wandern im Schwarzwald verschollen

MissMary schrieb:Ja, es muss halt viel Zufall im Spiel sein: Der Täter ist zufällig da, das Opfer kommt zufällig vorbei, der Täter hat ein Zeitfenster, es gibt keine Zeugen, der Täter hat die Möglichkeit, Opfer + riesigen Rucksack abzutransportieren und so zu verstecken, dass sie bis heute verschwunden ist. Es kann alles sein (siehe Beispiel oben).

Richtig, wobei wir auch bei einer zufälligen Begegnung nicht ausschließen können, dass der Täter Scarlett nicht überfallen, sondern irgendwie in sein Auto gelockt hat. Etwa mit der falschen Behauptung, dass ein Teil der letzten Etappe plötzlich für Wanderer gesperrt wurde und er sie ein Stück mitnehmen könne. Ein solches Szenario wäre natürlich nicht auf der gesamten Strecke möglich, aber zB am Anfang der Etappe in Todtmoos oder im Bereich Schwarzenbach.

Ein Anhaltermord ist natürlich immer möglich: sie verknackst sich den Fuß und will per Anhalter weiter.

@JosephConrad

Das ist auch durchaus möglich. Vor allem steigt die Verletzungsgefahr unter mehrtägiger Belastung. Das darf und sollte man nicht unterschätzen. Ich ja vorher auch noch den Camino gelaufen. Finde ich in der Summe schon ein ordentliches Pensum in diesem Zeitraum.

In Folge dessen könnte sie über eine Mitfahrgelegenheit durchaus dankbar gewesen sein. Aber ich schätze, dass sie auf ein solches Angebot evt. auch ohne Verletzung eingegangen sein könnte. Sie war anscheinend ein sehr offener Mensch und hat sich viell. nichts dabei gedacht.

Ich hätte da jetzt nochmal eine andere Frage. Und zwar - wie werden Vermisstenfälle eigentlich von den Ermittlungsbehörden aufgrund der Faktenlage bewertet? Ist das von Dienstelle zu Dienstelle anders, gibt es dazu keine einheitlichen Vorgaben, und liegt das im Ermessen der zuständigen Polizeibehörde, wie ein Fall behandelt wird?

Mir ist da nur gerade der Fall Oliver Heise durch den Kopf gegangen, der deutsche Backpacker, der seit 04.08.2022 auf Teneriffa verschwunden ist und von dem es bis heute keine Spur gibt. Sein Fall wurde kurz darauf schon am 21.09.2022 in "Aktenzeichen XY ungelöst" gezeigt. 14 Monate später wird der Fall heute Abend auch im Format "Aktenzeichen XY - Vermisst" gezeigt.

Der Fall Scarlett wurde nach dem Verschwinden kurz darauf nie in der monatlichen Aktenzeichen XY ungelöst-Sendung gezeigt. Selbst bis zur Ausstrahlung in dem Sonderformat Aktzenzeichen XY - Vermisst am 29.06.2022 vergingen 21 Monate, also knapp zwei Jahre, bis der Fall gezeigt wurde.

Worin liegt nun der Unterschied, dass zwei Vermisstenfälle so unterschiedlich von den EB behandelt werden, um es zu XY zu schaffen?

CorvusCorax schrieb:Ist das von Dienstelle zu Dienstelle anders, gibt es dazu keine einheitlichen Vorgaben, und liegt das im Ermessen der zuständigen Polizeibehörde, wie ein Fall behandelt wird?

Das wird durch sogenannte Polizeidienstvorschriften geregelt, die von der Innenministerkonferenz der Bundesländer erarbeitet werden. Konkret ist das die PDV 389 "Vermisste, unbekannte Tote, unbekannte hilflose Personen". Müsste mal googeln, ob die im Netz zu finden ist, aber wahrscheinlich nicht, weil die PDVs meist nur für internen Gebrauch bestimmt sind.

Es gibt die nachfolgende PPP, die sich mit dem Thema auseinandersetzt:

http://www.gletschertraum.de/Lehrmaterialien/12Vermisste%20unbekannte%20Tote.pdf
Quelle: gletschertraum.de

Nach Ziff. 1.4 PDV 389 ist jeder Polizeibeamte zur Aufnahme der Vermisstenanzeige und zur Einleitung von Sofortmaßnahmen verpflichtet.

CorvusCorax schrieb:Worin liegt nun der Unterschied, dass zwei Vermisstenfälle so unterschiedlich von den EB behandelt werden, um es zu XY zu schaffen?

Das ist eine gute Frage, zumal die Polizei in Oliver Heises Fall davon ausgeht, dass er noch lebt. Und in welchem anderen Szenario, außer dem freiwilligen Abtauchen, sollte er als Mann denn bitte nach 14 Monaten noch am Leben sein?
Meine Erklärung dafür ist, dass XY gerade keinen interessanteren Fall zur Hand hatte, oder gemerkt hat, dass mysteriöse Vermisstenfälle eine große Aufmerksamkeit genießen, sprich beim Publikum "beliebt" sind. Vermisstenfälle wird man nun sicher häufiger bei XY sehen.

strombopoly schrieb:Es gibt die nachfolgende PPP, die sich mit dem Thema auseinandersetzt:

http://www.gletschertraum.de/Lehrmaterialien/12Vermisste%20unbekannte%20Tote.pdf
Quelle: gletschertraum.de

Nach Ziff. 1.4 PDV 389 ist jeder Polizeibeamte zur Aufnahme der Vermisstenanzeige und zur Einleitung von Sofortmaßnahmen verpflichtet.

Danke für die Info! Dabei geht es um das Vorgehen an sich bei Vermisstmeldungen.

Empyria schrieb:Meine Erklärung dafür ist, dass XY gerade keinen interessanteren Fall zur Hand hatte, oder gemerkt hat, dass mysteriöse Vermisstenfälle eine große Aufmerksamkeit genießen, sprich beim Publikum "beliebt" sind. Vermisstenfälle wird man nun sicher häufiger bei XY sehen.

Na ja, interessant ist der Fall Oliver Heise insofern, dass bei ihm auch alle Möglichkeiten in Betracht kommen, wie bei Scarlett S. auch, Unfall, Suizid, Verbrechen, Untertauchen. Und gefunden wurde er bisher auch nicht.

"Aktenzeichen XY - Vermisst" ist ein Sonderformat und ungeklärte Vermisstenfälle gibt es deutschlandweit sicher genug, so viele Sendungen wird man gar nicht machen können, wie es ungeklärte Vermisstenfälle gibt.

Von daher hängt ein Ausstrahlen eines Falles in diesem Format doch sicher damit zusammen, wie und in welche Richtung die jeweils zuständige EB einen Vermisstenfall einstuft, um sich damit dann an XY zu wenden.

Welche Fälle in AZXY gezeigt werden, entscheidet die für den jeweiligen Fall zuständige Staatsanwaltschaft, niemand sonst.

Und bei Scarlett hat die Staatsanwaltschaft vermutlich keine Anhaltspunkte für ein Kapitaldelikt ermitteln können.

Als Lückenfüller bei AZXY wird keinesfalls ein Fall gesendet.

Rotmilan schrieb:Welche Fälle in AZXY gezeigt werden, entscheidet die für den jeweiligen Fall zuständige Staatsanwaltschaft, niemand sonst.

Und bei Scarlett hat die Staatsanwaltschaft vermutlich keine Anhaltspunkte für ein Kapitaldelikt ermitteln können.

Als Lückenfüller bei AZXY wird keinesfalls ein Fall gesendet

Aber letztlich entscheidet doch das ZDF/XY welche Fälle es aufnimmt, oder etwa nicht?

Rotmilan schrieb:Welche Fälle in AZXY gezeigt werden, entscheidet die für den jeweiligen Fall zuständige Staatsanwaltschaft, niemand sonst.

Und bei Scarlett hat die Staatsanwaltschaft vermutlich keine Anhaltspunkte für ein Kapitaldelikt ermitteln können.

Als Lückenfüller bei AZXY wird keinesfalls ein Fall gesendet.

Nichts anderes habe ich behauptet. Im herangezogenen Vergleichsfall Heise gibt es bis dato aber auch keine Hinweise auf ein Verbrechen. Und die für diesen Fall zuständige Staatsanwaltschaft hat aber doch offensichtlich den Fall schneller auf XY gebracht, das erste Mal schon ein paar Wochen nach dem Verschwinden 2022 und jetzt 14 Monate später gleich nochmal in dem Sonderformat.
Im Fall Scarlett sind aber fast 2 Jahre vergangen, bis das überhaupt in XY - Vermisst gesendet wurde.

@Rotmilan

Also ich stelle mir das so vor:
Die Staatsanwaltschaften reichen Fälle bei der XY Redaktion ein, aber ob und wann diese Fälle tatsächlich ihren Weg in eine XY Sendung finden, das entscheidet das ZDF selbst.

Bitte korrigiere mich falls ich falsch liege.

@Empyria
Da könntest du vermutlich richtig liegen.

Davon abgesehen ist die "Aufnahme-Strategie" die dahinter steckt für viele schwer nachzuvollziehen.

Denkt man an Rebecca Reusch wurde fast unmittelbar in Aktenzeichen der Fall vorgestellt, wenn auch ohne Filmfall.

Denkt man an Birgitt Ameis, die 2015 ermordet wurde gibt es bis heute weder einen Filmfall noch sonst eine Vorstellung, obwohl der Fall nach wie vor offen ist und auch in dem dazugehörigen Thread hier auf Allmy darüber diskutiert wird, warum da nichts kommt im ZDF.

Scarlett wurde zwar als Filmfall gesendet, allerdings alles andere als zeitnah.

@Forester
@Empyria
@CorvusCorax
@Rotmilan

Am besten wir machen es uns ganz einfach und lassen diese Frage vom Sender selber beantworten...

Auf einer Webseite, des ZDF lesen wir......

Aktenzeichen XY... ungelöst basiert auf einem engen Zusammenwirken der XY-Redaktion mit den Strafverfolgungsbehörden. In XY werden in der Regel nur so genannte Kapitaldelikte aufgenommen werden, das heißt besonders schwere Verbrechen, deren Aufklärung bei der Polizei höchste Priorität besitzt. Dazu zählen beispielsweise Mord, Sexualdelikte, Raub oder schwere Betrugsfälle.

Kommen die Ermittlungsbehörden mit den klassischen Fahndungsmethoden nicht weiter, suchen sie die Zusammenarbeit mit der Fernsehredaktion von Aktenzeichen XY... ungelöst. Umgekehrt geht die Redaktion auf die zuständigen Behörden zu bei Fällen von großer öffentlicher Bedeutung oder Aufmerksamkeit. Gemeinsam wird dann über die Veröffentlichung und Darstellung des Falles beraten.

Von der Recherche bis zur Realisation des Beitrags sind die Ermittlungsbehörden eng in die Arbeit der XY-Redaktion eingebunden. Dies stellt sicher, dass Filme, Moderationen und Gespräche den genauen Tatablauf und aktuellen Kenntnisstand der Ermittler wiedergeben.

Der Fall S. im Sendeformat Aktenzeichen Xy, ist also eine Ausnahme von der Regel. Da bisher keine gesicherte Annahme vorliegt, dass dem Verschwinden von S. ein Kapitaldelikt zugrunde liegt.

Offenbar greift deshalb diese Inhaltsvorgabe von Aktenzeichen Xy:

Umgekehrt geht die Redaktion auf die zuständigen Behörden zu bei Fällen von großer öffentlicher Bedeutung oder Aufmerksamkeit.

Quelle

https://www.zdf.de/gesellschaft/aktenzeichen-xy-ungeloest/welche-faelle-in-die-sendung-aufgenommen-werden-100.html

Forester schrieb:Scarlett wurde zwar als Filmfall gesendet, allerdings alles andere als zeitnah.

Wirklich "zeitnah" kann ein Kriminalfall, als ausgearbeiteter Filmfall nicht gesendet werden.

Das ist ja alleine schon dadurch bedingt, dass in den ersten Monaten die Ermittlungen noch dynamisch voran gehen. Erst wenn die Ermittlungen zu stocken beginnen und die Ermittler keine neuen Aussagen und Erkenntnisse mehr erwarten, kann man mit den bis dato gewonnenen Erkenntnissen, ein Drehbuch für den Fall erstellen.

EDGARallanPOE schrieb:Der Fall S. im Sendeformat Aktenzeichen Xy, ist also eine Ausnahme von der Regel. Da bisher keine gesicherte Annahme vorliegt, dass dem Verschwinden von S. ein Kapitaldelikt zugrunde liegt.

Diesen Satz verstehe ich nicht. Scarlett’s Fall wurde doch nur im Sonderformat "Aktenzeichen XY - Vermisst" gezeigt und nicht als Filmfall in einer regulären XY Sendung. Und vermißt wird sie ja. Also ist das doch keine Ausnahme von der Regel.

EDGARallanPOE schrieb:Wirklich "zeitnah" kann ein Kriminalfall, als ausgearbeiteter Filmfall nicht gesendet werden.

Das ist ja alleine schon dadurch bedingt, dass in den ersten Monaten die Ermittlungen noch dynamisch voran gehen. Erst wenn die Ermittlungen zu stocken beginnen und die Ermittler keine neuen Aussagen und Erkenntnisse mehr erwarten, kann man mit den bis dato gewonnenen Erkenntnissen, ein Drehbuch für den Fall erstellen.

Ich erinnere mich: schon meine Mutter hat sich in den 70ern darüber aufgeregt, wenn in XY gefragt wurde, wer an jenem Tag vor 1,5 Jahren um 16:07 irgend etwas verdächtiges gesehen hat.

EDGARallanPOE schrieb:Der Fall S. im Sendeformat Aktenzeichen Xy, ist also eine Ausnahme von der Regel. Da bisher keine gesicherte Annahme vorliegt, dass dem Verschwinden von S. ein Kapitaldelikt zugrunde liegt.

Die ganzen Ausführungen verstehe ich ja, wann und warum ein Fall bei "AZ XY ungelöst" oder im Sonderformat "AZ XY Vermisst" gesendet wird.

In dem von mir herangezogenen vergleichbaren Vermisstenfall Oliver Heise gibt es bis dato aber auch keinen Hinweis auf ein Verbrechen.
Und trotzdem wurde der Vermisstenfall damals schon kurz nach dessen Verschwinden im August 2022 in der XY-Ausgabe vom 21.09.2022 angeschnitten. Ich habe es damals selbst gesehen bei XY und hatte mich noch gewundert, dass das so flugs ging.

CorvusCorax schrieb:In dem von mir herangezogenen vergleichbaren Vermisstenfall Oliver Heise gibt es bis dato aber auch keinen Hinweis auf ein Verbrechen.
Und trotzdem wurde der Vermisstenfall damals schon kurz nach dessen Verschwinden im August 2022 in der XY-Ausgabe vom 21.09.2022 angeschnitten. Ich habe es damals selbst gesehen bei XY und hatte mich noch gewundert, dass das so flugs ging.

Das musst Du verstehen, Grand Canaria mit weißen Stränden, grüne Berge und rauschendem Nachtleben ist halt was anderes als ein abgelegenes Schwarzwalddorf, wo Neigschmeckte niemals heimisch sein dürfen, Samstags um 18:00 die Gehwege hochgeklappt werden und wo ein Bollenhut die größte Attraktion der letzten Jahre darstellt. Auch wenn ihm auf Grand-Canaria ein Radiobeitrag gewidmet wurde ;)


https://www.suedkurier.de/region/schwarzwald/st-georgen/Zugezogen-Warum-es-sich-als-Neigschmeckte-gar-nicht-so-schlecht-lebt;art410944,10086548

https://www.suedkurier.de/region/hochrhein/todtmoos/das-todtmooser-schwarzwaldsymbol-der-bollenhut-wartet-auf-die-naechste-reise;art372621,10514503

CorvusCorax schrieb:In dem von mir herangezogenen vergleichbaren Vermisstenfall Oliver Heise gibt es bis dato aber auch keinen Hinweis auf ein Verbrechen.
Und trotzdem wurde der Vermisstenfall damals schon kurz nach dessen Verschwinden im August 2022 in der XY-Ausgabe vom 21.09.2022 angeschnitten. Ich habe es damals selbst gesehen bei XY und hatte mich noch gewundert, dass das so flugs ging.

Erstaunlich hierbei ist z. B. auch die problemlose länderübergreifende Zusammenarbeit der deutschen und spanischen Ermittlungsbehörden. Das dünkt einen fast flüssiger zu laufen, als der Austausch von Informationen innerhalb deutscher Dienststellen.

Niilanaya schrieb:Erstaunlich hierbei ist z. B. auch die problemlose länderübergreifende Zusammenarbeit der deutschen und spanischen Ermittlungsbehörden.

Eigentlich muß das ja funktionieren, sonst wäre man ja chancenlos, wenn ein Angehöriger während eines Urlaubs oder sonstigem Auslandsaufenthalt verschwindet, zumindest innerhalb Europas. Im Rest der Welt gestaltet sich das wahrscheinlich um einiges schwieriger.

Dazu noch folgendes, weil im Fall S. auch immer wieder die Möglichkeit eines Untertauchens angesprochen wurde. Vermisstenfälle werden auch in den Schengen-Ländern ausgeschrieben.

Vernetzung in Europa und unaufgeklärte Fälle
Schon längst ist die Suche nach Vermissten nicht mehr auf die Landesgrenzen beschränkt. In einem Europa der offenen Grenzen sei auch die Suche international, sagt Martin Cornils vom LKA Bayern.
„Bei den Vermissten ist es Pflicht, dass man sie nicht nur national zur Fahndung ausschreibt, sondern im gesamten Schengen-Bereich. Das heißt, jede bei uns als vermisst gemeldete wird Schengenweit ausgeschrieben. Das heißt, bei einer Kontrolle wird er dann auch festgestellt. Und an den Schengen-Außengrenzen gibt es ja Kontrollstellen. Spätestens dann, wenn er den Schengen-Bereich verlassen will und wird kontrolliert, wird er auffallen.“

Quelle:

https://www.deutschlandfunk.de/vermisst-wenn-menschen-verschwinden-100.html