Das "Problem" dieses Falles ist ja, dass es auch nach 3 Jahren KEINE Spur gibt. Kein Handy, kein Rucksack, keine Kleidung, kein Körper. Hätte man eine dieser Sache gefunden, wäre der Fall ja nicht automatisch gelöst, aber da gar nichts vorhanden ist, kann man nur spekulieren. Und Zeugenaussagen, die nicht durch zweite Personen bzw. Cams belegt sind, sind äußerst schwierig zu bewerten.
Schließlich gibt es ja auch noch die Aussage, dass ein Mann behauptet, Scarlett am 10.09.2020 nicht nur gesehen, sondern auch gesprochen zu haben, in Zell am Wiesental unterhalb der einsamen Tanne, was aber weit relativ weit entfernt ist vom Schluchtensteig und deswegen nicht weiter verfolgt wurde (kann man bei Facebook nachlesen)
https://www.facebook.com/groups/vermisst.bittefindetscarlett/permalink/1037796656634365/Wenn man die 4 Möglichkeiten betrachtet (freiwilliges Verschwinden, Gewaltverbrechen, Suizid, Unfall), dann sollte man auch bedenken, dass Scarlett - egal wie man es moralisch bewertet - ein Recht auf Verschwinden hat, solange sie nicht durch dieses strafbare Handlungen begeht. Scarlett war über 18 und konnte theoretisch machen, was sie wollte. Ein freiwilliges Verschwinden ist also gar nicht so undenkbar, weil wir die Hintergründe überhaupt nicht kennen. Es muss dann aber perfekt geplant gewesen sein.
Bei einem Unfall wären ziemlich viele "Zufälle" auf einmal passiert. Keiner hätte sie auf dem Weg erkannt, sie wäre an einer Stelle verunfallt, die bisher keiner auf dem Schirm hat und ein Zufallsfund wäre in 3 Jahren nicht passiert. Ich darf an den Schauspieler Julian Sands erinnern, der in einem riesigen Gebiet verunfallte und dessen Überreste ein paar Monate später durch so einen Zufallsfund sein Schicksal offenbarten. Man kann natürlich trotzdem hier nicht ausschliessen, dass sie abgestürzt ist und irgendwie so aufkam, dass man sie nicht findet.
Ein Gewaltverbrechen ist ebenso möglich, aber da gibt es dann noch mehr "Zufälle". Der Täter muss die Utensilien loswerden, er muss die Leiche loswerden, er ist natürlich in Gefahr, bei allem beobachtet zu werden, und ein solches Entsorgen würde auch Jahre später noch bei möglichen Zeugen Erinnerungen auslösen, falls sie von dem Fall hören. Natürlich wäre das Versteck prinzipiell überall möglich und nicht eingeengt wie auf dieser Etappe, aber es ist vollkommen unwahrscheinlich, dass nicht irgendeiner (unbewusst) von dieser Tat bzw. dem Versteck Kenntnis hat. Es kann wie gesagt aber sein, dass dieser Zeuge gar nichts von Scarlett weiß.
Die vielleicht intuitiv unwahrscheinlichste Möglichkeit eines Suizids ist für mich rein logisch tatsächlich wahrscheinlicher. Denn in diesem Fall konnte Scarlett bestimmen, dass man sie nicht findet, weil man nur im Schluchtensteig intensiv nach ihr suchen würde. Viele Selbstötungen finden ja offen statt, und der Mensch will auch gefunden werden bzw. ist es ihm egal. Was aber wenn Scarlett aus irgendeinem Grund ein großes Interesse daran hatte, dass sie unauffindbar bleibt. Kein Mensch hat sie auf dem Schluchtensteig gesehen. Was ist, wenn sie ihn nie zuende gelaufen hat. Ihr Handy kann sie irgendwo unauffindbar vergraben haben, so dass die Funkzellen keinerlei Relevanz haben. Ob der Mann an der einsamen Tanne Scarlett wirklich gesehen hat, weiß ich natürlich nicht. Aber was ist, wenn ihre letzte Ruhe an einem ganz anderen Ort ist, wo keinerlei Suchen stattgefunden haben, und sie ein Versteck gewählt hat, was auch einen Zufallsfund schwieriger macht. Natürlich kann sie auch an diesem anderen Ort unabsichtlich verunfallt sein, und sie wurde schlichtweg noch nicht gefunden.
Es ist sehr schwer sich vorzustellen, dass diese junge Frau sich tatsächlich etwas angetan hat. Aber keine einzige Spur zu hinterlassen ist in allen anderen Fällen schon unglaublich schwierig.