Fridolin31 schrieb am 03.10.2023: Wir sind uns ja alle einig, dass es hinsichtlich der Einleitung der Suchmassnahmen kaum unglücklicher hätte laufen können, zumal es fast 36 Stunden dauerte, bis Scarletts Verschwinden auffiel. Aber wem kann man da einen "Vorwurf" machen?
Ich glaube, hier gibt das Handy so eine "Scheinsicherheit". Früher war es durchaus üblich (aber das kam auf den Menschentyp an), dass man, vor einer Wanderung, jemanden aufklärte, wo man unterwegs war. Ich wohne ja auch im Schwarzwald - mein Onkel hatte beispielsweise drei oder vier Routen und meine Tante wusste, bevor er aus dem Haus ging, wo er war. Durch das Handy hat man das Gefühl, dass man jederzeit mit der Welt verbunden ist - aber im Schwarzwald gibt es viele Funklöcher. Da wäre etwas Klassisches: Ich laufe nun um 10 Uhr die sechste Etappe und melde mich nach Ankunft schon zielführend gewesen - auch wenn es ein Verbrechen war, könnte man es nun eingrenzen.
cjelli schrieb am 03.10.2023:Also meine These ist, wenn sie getötet wurde, wird sie nicht dort in der Gegend des Schluchtensteigs zu finden sein.
Das käme auf den modus operandi und die Infrastruktur des Täters an. Wie viel Zeit und Nerven hat her - welche Ressourcen stehen ihm zur Verfügung. Beispiel: Familienvater in der Etagenwohnung, der noch zwei Stunden vor der Spätschicht Gassi geht hat ja mehr äußere Zwänge als der Single mit dem Bauernhof mit freier Zeiteinteilung.
CorvusCorax schrieb am 16.10.2023:Die einen melden sich zuverlässig, die anderen nicht. Wenn ich eine Tochter hätte, die alleine auf einer Wandertour durch Wald & Flur pilgern würde, fände ich das schon wünschenswert, dass sie gerade nach Abschluß der Tour mal ein kurzes Lebenszeichen von sich gibt.
Junge Leute haben da leider oft andere Ideen. Und selbst Meine Tochter schickt mir mitunter abends ihren Standort, wenn sie in ihrer Unistadt unterwegs ist und meldet sich dann, wenn sie daheim ist. Nur - es gibt Abende, da schlafe ich schon. Ich würde also morgens nach dem Aufwachen erst feststellen, dass etwas passiert ist. Wir haben extra mehr Miete in Kauf genommen, dass sie in der Nähe einer Stadtbahnlinienhaltestelle lebte (50m - dann wurde genau diese saniert, es kam zu Schwierigkeiten und sie musste abends 500m durch eher dunkles Gebiet nach Hause laufen, genau das, was wir ausschließen wollten). Nun gab es leider in der Unistadt keine Unterkünfte wie Sand am Meer und wir hatten zwei Jahre Mindestmietzeit ... schon war das Gefahrenpotential ein ganz anderes.
CorvusCorax schrieb am 17.10.2023:Dass das Handy für nichts eine Versicherung ist, nicht mal im Notfall oder um im Nachhinein Locations nachvollziehen zu können, sieht man jetzt ja.
Die absolute Sicherheit gibt es leider nicht - hätte es kein Funkloch gegeben, wäre das Handy ein wichtiger Hindweis gewesen ...
Michusle schrieb am 17.10.2023: Bei einem Weitwanderweg geht es doch normalerweise um den Weg selber, dass man diesen unbedingt komplett laufen will. Die genaue Route, weil sonst ist man den Weg ja nicht ganz gelaufen. So geht es zumindest mir.
Ich glaube, so geht es vielen ... zumal man ja auch versucht, alle Highlights in diese Route zu inkludieren, damit man den Weg bewerben kann. Allerdings ist es so, dass die Wutachschlucht schon ein sehr einzigartiges Highlight ist ... nach fünf Tagen kennt man die Landschaft "Schwarzwald" dann schon und kommt vielleicht noch auf die Idee, doch noch was anderes sehen zu wollen, bevor es heimgeht ...
Empyria schrieb:Da sie trotz rotem Riesenrucksack nach 3 Jahren aufwendiger Suche dort aber nicht gefunden wurde, scheint es eher wenig naheliegend. Tatsächlich ist es die am wenigsten naheliegende Option.
Da bin ich mir nicht sicher. Es gibt einfach Stellen, da kommt zufällig längere Zeit niemand vorbei. Normalerweise sind es ja Pilz- und Beerensammler oder Geocacher, die vom Weg abgehen. Wenn es jetzt aber keine Pilze. Beeren oder Geocaches an der Stelle gibt und der Wald nicht intensiv bewirtschaftet wird, kann es schon mal sein, dass es lange dauert ... Zumal der Rucksack ja verwittert, eventuell mit Laub oder ähnlichem bedeckt ist - oder in dichtem Gebüsch liegt. Das wissen wir ja nicht.
Kerinya schrieb:Auch ich mag noch ganz an „den großen, bösen unbekannten“ glauben der einfach mal so beim wandern eine erwachsene, gesunde und sportliche Frau „mitgenommen“ hat. Wenn man den ganzen Fall durchgeht dann komme auch ich irgendwie immer zu dem Schluss das ein tragischer Unfall am wahrscheinlichsten ist.
Das wollen wir alle nicht. Im Schwarzwald hat der Fall wirklich auch Angst unter allein wandernden Frauen ausgelöst - man möchte sich einfach sicher fühlen. Ich meine, glücklicherweise gibt es wenig Verbrechen, die damit beginnen, dass sich jemand an einem Wanderweg platziert und eine attraktive, allein wandernde Frau abpasst. Aber die Möglichkeit, dass genau das passiert ist, kann man eben auch nicht ausschließen.