Scarlett (26) beim Wandern im Schwarzwald verschollen

Strongbow schrieb:5 Tage ist normal. Aber erst am 4. Tag suchen nach dem verschwinden eben nicht. Ich bin wesentlich älter, aber wenn ich mich an diesem Donnerstagabend nicht gemeldet hätte, wäre meine Mutter da schon durchgedreht.

LudwigPömmel schrieb:Wenn ein Mensch so ist, das er sich nicht andauernd meldet (was auch nicht unüblich ist, insbesondere in Gegenden wo die Netzabdeckung nicht die beste ist) , und die Familie dies gewöhnt ist empfinden diese das ja auch nicht als auffällig.
Was ich jedoch seltsam empfinde warum man nicht am Freitag Abend keine Anzeige gemacht hat bzw die Suchemaßnahmen erst am Sonntag begonnen hatten.

Man kann es jetzt drehen und wenden wie mal will, verkackt ist verkackt. Einmal, dass keiner beunruhigt war, wenn sich Tochter, Schwester, Freundin über 1 1/2 Tage nicht meldet und auch nicht zu erreichen ist. Und dass nach der Vermißtmeldung am Samstag nochmal ein ganzer Tag verstrichen ist, bis dann die Suchmannschaften ins Gelände gingen.

Die einen melden sich zuverlässig, die anderen nicht. Wenn ich eine Tochter hätte, die alleine auf einer Wandertour durch Wald & Flur pilgern würde, fände ich das schon wünschenswert, dass sie gerade nach Abschluß der Tour mal ein kurzes Lebenszeichen von sich gibt.
Das kann man jetzt hinterwäldlerisch oder altmodisch nennen, für mich ist das eben normal. Und das hat nichts mit dem Alter der Kinder zu tun. Und schließlich befinden wir uns mitten in Deutschland und nicht in den Appalachen oder dem Amazonas-Gebiet, wo man eben nicht mal schnell zuhause anrufen kann.

Zumindest ein schnellerer Sucheinsatz noch am Samstag wäre m.M.n. angebracht gewesen. Wenns ein Einheimischer gewesen wäre, der am Donnerstag nicht von einer Wanderung nach Hause gekommen wäre, wäre die Bergwacht noch am Donnerstagabend ausgerückt. Aber wie oft habe ich das schon gesagt.
Und hätte die Suche nach S. wenigstens schon am Freitag oder Samstag begonnen, dann wären die Spuren für die Hunde noch um einiges frischer gewesen.

Aber wahrscheinlich war die Lage am Samstag nach der Vermißtmeldung so, dass man aufgrund der Infos angenommen hat, dass die Vermißte auch noch irgendwo im Schwarzwald rumpendeln könnte, man Leute kontaktiert hat, ob die etwas von ihr gehört haben etc. etc. Aber eigentlich dauert das dann ja auch nicht Stunden, bis die Polizei diese Infos zusammen hat.

Diesbezüglich dürfte Scarletts Asien-Reise eine mitentscheidende Rolle gespielt haben. Die Familie dürfte sich daran gewöhnt haben, dass sie sich nicht täglich meldet. Keiner haette des Weiteren auch nur im entferntesten daran denken können, dass ausgerechnet in Schwarzwald etwas passieren könnte, wie Teutone mal meinte.

CorvusCorax schrieb:Und schließlich befinden wir uns mitten in Deutschland und nicht in den Appalachen

Ich war in den Appalachen - da hast du überall Netz. Und das ist eben normal. Irgendwann abends bist du wo, wo es Netz gibt. Und alleine ein Daumen nach oben reicht. Gar nix - das ist nicht normal.

Johnny77 schrieb:Diesbezüglich dürfte Scarletts Asien-Reise eine mitentscheidende Rolle gespielt haben. Die Familie dürfte sich daran gewöhnt haben, dass sie sich nicht täglich meldet. Keiner haette des Weiteren auch nur im entferntesten daran denken können, dass ausgerechnet in Schwarzwald etwas passieren könnte, wie Teutone mal meinte.

Sorry - aber darum geht es doch gar nicht. Wo man sich nicht melden KANN, da ist es nicht möglich. Aber ansonsten gibt es ja die Möglichkeit, dass man hilflos ist. Und darum meldet man sich, wenn es eben geht.

Ich bin mal in England einen costal path gelaufen. Ein Fehltritt nach links und ich wäre ziemlich sicher tot im Meer gelandet. Dann hätte man mein Auto auf dem Parkplatz gefunden. Irgendwann.

Hier geht es aber um eine Strecke, wo man sich einfach verletzen könnte und nicht notwendigerweise jemand vorbeikommt. Sterben ist doch da nicht die Norm. Wenn die Bergwacht ausrückt ist das auch nicht primär Leichenbergung. Alleine ist man eben hilflos ohne Backup.

Doch, darum geht es. Kein Mensch hat wirklich gewusst, wo Scarlett wandert, was der Schluchtensteig ist, ob es gefährlich ist oder nicht. Und weil sie sich sehr wahrscheinlich auch früher nicht täglich gemeldet hatte, hat sich kein Mensch am 10.9.20 Gedanken oder gar Sorgen gemacht (und erst am 12.9.).

Doch, die Freundin muss sich Sorgen gemacht haben. Denn Sie hat ja am Freitag der Familie bescheid gegeben.

Nee, Vanessa haette laut TV-Darstellung am 11.9. gegen 19 Uhr gefragt, ob die Schwester was von Scarlett weiss, da sie nicht gekommen wäre. Von Sorgen noch keine Spur. Eher Planung des Abends.

Johnny77 schrieb:Kein Mensch hat wirklich gewusst, wo Scarlett wandert, was der Schluchtensteig ist, ob es gefährlich ist oder nicht.

Ja aber bittschön! Weder Familie noch Freunde oder Bekannte interessieren sich dafür, was das Mädel so macht, auf welchen Reisen und Touren sie gerade unterwegs ist? Das wäre dann aber schon eine grandiose Interesselosigkeit. Ich bin früher viel gereist und auch heute interessiere ich mich für viele Ecken dieser Welt. Und wenn ein Familienangehöriger, Freunde oder Bekannte irgendwo hinreisen, dann interessiert mich das und ich schaue mir Fotos oder sonstige Infos im Netz dazu an.

Ich meinte und meine es keinesfalls abwertend. Eigentlich ist es normal.

Die Familie hatte gehört, dass Scarlett auf einem Schluchtensteig in Schwarzwald wandern möchte. Völlig abstrakt erst einmal.

Es ist sehr wahrscheinlich, dass die Familie erst mit dem Beginn der Suche mehr über die Etappen lernte.

Johnny77 schrieb:Die Familie hatte gehört, dass Scarlett auf einem Schluchtensteig in Schwarzwald wandern möchte. Völlig abstrakt erst einmal.

Was ist an der Destination Schwarzwald abstrakt? Wie abstrakt fanden die Daheimgebliebenen dann erst die Camino-Tour von Mutter & Tochter? 800 km durch Frankreich und Spanien, wo es noch viel mehr Etappenpunkte gab, bis sie am Ziel waren.

Und nein, es wäre keine Interessenlosigkeit. Das Interesse der Verwandtschaft zielt darauf ab, ob es einem gut geht und nicht wo man gerade ist.

Johnny77 schrieb:Und nein, es wäre keine Interessenlosigkeit. Das Interesse der Verwandtschaft zielt darauf ab, ob es einem gut geht und nicht wo man gerade ist.

Irgendwie reden wir aneinander vorbei. Aber egal. Dass wir unterschiedlicher Meinung in vielem sind, ist ja nichts Neues.
Von welcher Verwandtschaft redest du? Tante, Onkel, Cousinen? Und gerade wenn man Interesse an jemandes Wohlergehen hat, dann doch um so mehr, wenn diejenige Person nicht in greifbarer Nähe ist, sondern auf Reisen.

CorvusCorax schrieb:Was ist an der Destination Schwarzwald abstrakt?

Abstrakt im Sinne von "nicht im Detail bekannt". Inzwischen kennt sich doch fast jeder hier im Thread besser mit den Gegebenheiten in Todtmoos, mit Mantrailern oder dem Schluchtensteig aus als vor Scarletts Verschwinden. Vorher war das Wissen über den Schwarzwald und erst recht den "Schluchtensteig" für Außenstehende deshalb eher abstrakt, wenn überhaupt bekannt. Man kannte den Schwarzwald aus der Serie Schwarzwaldklinik.

CorvusCorax schrieb:Man kann es jetzt drehen und wenden wie mal will, verkackt ist verkackt. Einmal, dass keiner beunruhigt war, wenn sich Tochter, Schwester, Freundin über 1 1/2 Tage nicht meldet und auch nicht zu erreichen ist. Und dass nach der Vermißtmeldung am Samstag nochmal ein ganzer Tag verstrichen ist, bis dann die Suchmannschaften ins Gelände gingen.

Früher war es normal von Unterwegs vielleicht einmal in 2 Wochen anzurufen. Heute gibt es Smartfons, da schreiben manche stündlich, was sie so erleben und drängen Anderen die Info auf. Frau Salice war 26, da ist es von den Eltern her eher unüblich täglich wissen zu wollen, wo das Kind gerade ist. Insbesondere wenn es sich viel in einem Bereich bewegt, wo sowieso kein Netz da ist. Von daher war es wahrscheinklich zunächst kein Problem, wenn mal 36 Stunden keine Nachrichten kamen.

JosephConrad schrieb:Früher war es normal von Unterwegs vielleicht einmal in 2 Wochen anzurufen. Heute gibt es Smartfons, da schreiben manche stündlich, was sie so erleben und drängen Anderen die Info auf. Frau Salice war 26, da ist es von den Eltern her eher unüblich täglich wissen zu wollen, wo das Kind gerade ist. Insbesondere wenn es sich viel in einem Bereich bewegt, wo sowieso kein Netz da ist. Von daher war es wahrscheinklich zunächst kein Problem, wenn mal 36 Stunden keine Nachrichten kamen.

Früher war es anders - aber Scarlett lebt(e) nun mal heute.

Ich würde ja überhaupt nix dabei finden, wenn ein Mensch bewusst sagt, ich steige jetzt aus dieser Kommunikationsgesellschaft aus und verzichte für eine Weile auf mein Smartphone. Auch wenn jemand alleine reist. Da sehe ich aber hier doch eine andere Situation.

1. Der Schluchtensteig war auch für nicht einheimische 2020 im Internet leicht recherchierbar. Ich zweifele erheblich an, dass keiner der Familie Salice sich informierte. Und selbstverständlich stellt man dann fest, dass es zwar keine Amazonas Expedition ist, aber eben auch nicht ein sonntags Spaziergang. Alleine die Streckenlänge ist beachtlich.

2. Scarlett war ja davor ständig im Kontakt mit ihrer Familie und mit anderen. Ich wüsste nicht, dass sie sich einmal länger nicht gemeldet hat. Dass sie auf dem Weg nicht immer Netz hatte ist klar. Aber abends doch immer. Sie übernachtete ja nicht wild im freien.

3. Rein psychologisch ist doch die letzte Etappe so etwas wie der Klimax. Man kommt an sein Ziel (psychisch und physisch). Da ist man doch euphorisch das mitzuteilen. Vor allem wenn man es vorher auch tat und sogar mitteilte, man wollte eventuell noch eine Wanderung machen. Aber wie schon von mir erwähnt, habe ich inzwischen Zweifel an der Abarbeitungstheorie der Etappen. Und vielleicht ist genau dieses Bild welches wir von ihr haben der Grund, warum wir mit großer Mehrheit sie immer noch verunglückt oder angegriffen auf fieser Etappe sehen. Vielleicht war ihren Eltern sehr bewusst, dass sie Pläne kurzfristig radikal änderte und es war normal, dass sie nicht so reagierte, wie es mMn jemand tut, der so ein großes Ziel erreicht. 120 km in 6 Tagen - das ist für mich schon großes Kino. Aber vielleicht sehe ich etwas, was gar nicht vorhanden war.

Und ich möchte nochmal auf die Aussage ihres Freundes Joey kommen, der meinte ihr ginge es sehr schlecht. Und er sagte „very bad“. Wörtlich. Das ist keine schlechte Internet Verbindung, sondern das Gefühl eines Menschen, der mit ihr emotional verbunden war. Mit Heirat und auswandern inclusive. Und keine 18 mehr, wo man bekanntlich anders liebt. Ein Mensch der den Schluchtensteig als Herausforderung sieht (und das sind 120 km in 6 Tagen), sagt vielleicht „ich bin froh wenn es vorbei ist“ oder „noch eine Etappe und ich bin endlich da“. Das bedeutet er ist einfach ein wenig am Ende. Joey aber bekam keine solche Message sondern ein Gefühl, welches ihm sagte, dass sie „happy“ vorspielte aber nicht happy war. Und so etwas wird mMn viel zu wenig berücksichtigt in dem XY Beitrag. Scarlett hatte einen Grund warum sie nicht happy war, ihrem Freund es aber nicht sagen wollte. Und der muss zwar nicht der Grund für ihr verschwinden sein, kann es aber.

deim0s schrieb:Man kannte den Schwarzwald aus der Serie Schwarzwaldklinik.

DU kanntest den Schwarzwald aus der Serie Schwarzwaldklinik.

JosephConrad schrieb:Früher war es normal von Unterwegs vielleicht einmal in 2 Wochen anzurufen. Heute gibt es Smartfons, da schreiben manche stündlich, was sie so erleben und drängen Anderen die Info auf. Frau Salice war 26, da ist es von den Eltern her eher unüblich täglich wissen zu wollen, wo das Kind gerade ist. Insbesondere wenn es sich viel in einem Bereich bewegt, wo sowieso kein Netz da ist. Von daher war es wahrscheinklich zunächst kein Problem, wenn mal 36 Stunden keine Nachrichten kamen.

Früher/Heute - Früher sind Menschen auch an blöden Entzündungen gestorben, bevor es Penicillin gab.
By the way - es geht doch nicht darum, dass S. im 12-Stunden-Takt bei den Eltern ein Lebenszeichen von sich gibt, sondern darum, dass KEINER mehr über 1 1/2 Tage etwas von ihr gehört hat, bis sich die Mainzer Freundin gerührt hat. Sie hat Kontakt mit der Lippspringer besten Freundin, dem chinesischen Freund, den Wanderbekanntschaften gehalten und dann kommt da plötzlich nichts mehr? Keine Nachricht, kein Foto, nichts? Und wäre da nicht das Date mit der Mainzer Freundin gewesen, die sich auf ihr Erscheinen am Freitagabend eingerichtet hat und die dann mal nachgefragt hat, ob jemand wisse, was denn mit S. ist, ja wie lange wäre es dann gegangen, bis es jemandem suspekt gewesen wäre, dass man über 2, 3 Tage nichts mehr von dem Mädel gehört hat?

AnnCarola schrieb:deim0s schrieb:
Man kannte den Schwarzwald aus der Serie Schwarzwaldklinik.

DU kanntest den Schwarzwald aus der Serie Schwarzwaldklinik.

Naja, das war schon verallgemeinert ausgedrückt. Die Einheimischen sind damit natürlich nicht gemeint. Für den großen Rest Deutschlands aus den 80ern wage ich das Obige zu wiederholen. Mir ging es auch nur darum, Corvus das Wort "abstrakt" so zu erläutern, wie ich es verstanden habe.

CorvusCorax schrieb:Früher/Heute - Früher sind Menschen auch an blöden Entzündungen gestorben, bevor es Penicillin gab.
By the way - es geht doch nicht darum, dass S. im 12-Stunden-Takt bei den Eltern ein Lebenszeichen von sich gibt, sondern darum, dass KEINER mehr über 1 1/2 Tage etwas von ihr gehört hat, bis sich die Mainzer Freundin gerührt hat. Sie hat Kontakt mit der Lippspringer besten Freundin, dem chinesischen Freund, den Wanderbekanntschaften gehalten und dann kommt da plötzlich nichts mehr? Keine Nachricht, kein Foto, nichts? Und wäre da nicht das Date mit der Mainzer Freundin gewesen, die sich auf ihr Erscheinen am Freitagabend eingerichtet hat und die dann mal nachgefragt hat, ob jemand wisse, was denn mit S. ist, ja wie lange wäre es dann gegangen, bis es jemandem suspekt gewesen wäre, dass man über 2, 3 Tage nichts mehr von dem Mädel gehört hat?

Wie oft hatte sie sich denn während der Wanderung bei ihren Eltern gemeldet? Wenn dort nach 1,5 Tagen noch niemand aktiv wurde, so hat das doch seinen Grund, denke ich. In China wird sie auch nicht jeden Tag angerufen haben und die Freundin hat sie ja auch schließlich vermisst. Das sie sich nirgendwo gemeldet hat, ist ja dem Einzelnen nicht bewußt.

JosephConrad schrieb:Wie oft hatte sie sich denn während der Wanderung bei ihren Eltern gemeldet? Wenn dort nach 1,5 Tagen noch niemand aktiv wurde, so hat das doch seinen Grund, denke ich. In China wird sie auch nicht jeden Tag angerufen haben und die Freundin hat sie ja auch schließlich

Ich hatte doch oben gesagt, dass es NICHT um die Eltern geht, sondern die Kontakte, die sie gehalten hat und das wohl regelmässig, so da wären an erster Stelle die Lippspringer Freundin und der chin. Freund. Die Mainzer Freundin zähle ich nicht zu den Dauerkontakten (die hat sich ja nur gerührt, weil S. nicht wie abgemacht zu ihrem Date erschienen ist), die erstgenannten zwei aber schon.