Lento schrieb:Wenn die Fakten nur die Sichtweise zulassen, dass das Opfer NICHT das Haus lebend verlassen hat, dann kann man diese These auch als bewiesen ansehen. Mit dieser These sehe ich aber dann kaum mehr berechigte Zweifel an der Täterschaft.
Nein, das reicht schon deshalb nicht, weil dadurch keine Beweismittel über die Todesursache und die Täterschaft des F. existieren. Es reicht nicht, dass er - nach dem Stand der Ermittlungen - R. als Letzter lebend gesehen und sie das Haus nicht lebend verlassen hat. Das reicht nicht als Beweis eines Mordes oder einer Tötung. Auch wenn sich die Kausalität geradezu aufdrängt, so können vernünftige Zweifel bleiben.
So könnte R. die Treppe heruntergestürzt und sich das Genick gebrochen haben, weil F. "Fesselspielchen" mit ihr machen und sie flüchten wollte. F. - von Angst gepeinigt, das Verhältnis könne auffliegen und man könne die Tat ihm anhängen - verbringt die Leiche in den Wald. Aus Scham schweigt er oder erzählt Lügengeschichten.
Das ist reine Fiktion. Das Szenario ist nicht durch Indizien gedeckt, aber auch nicht widerlegt.
Ohne Todesursache und eine kausale Verbindung zum Tatverdächtigen ist es schwierig. Ohne Leiche, die Informationen preisgeben könnte, noch schwieriger. Ein Strafverteidiger würde zum jetzigen Stand der Beiweislage zu viele Zweifel geltend machen können. Dabei gab es schon Verurteilungen ohne Leiche, das ist nicht das Hindernis. Aber es fehlt der eine Baustein, der unmittelbar den Zusammenhang zwischen F. und einer vorsätzlichen Tötung herstellt. Auch Mordmerkmale lassen sich derzeit nicht prüfen - mangels Indizien.
Anders wäre es, wenn F. im Suff seinem besten Freund Z. gesteht, R. getötet und im Wald verscharrt zu haben. Z. sagt vor Gericht über das Gespräch als Zeuge aus, kann Details benennen, die nur von F. stammen können. F. schweigt weiter. Z. wäre dann nur ein "Zeuge vom Hörensagen" aber das würde m.E. dann reichen. Ob für Totschlag oder Mord hängt davon von den konkreten Tatumständen ab, so wie F. sie dem Z. berichtet hat.