Der Kriminalist W. B. über Ermittlungs-Fehler von Kollegen: Häufig sei auch ein ganz zentraler Fehler, dass man nur das hört, was man hören will. Wenn also eine Ermittlung in eine bestimmte Richtung geht, dann will man immer nur Beweismittel hören. Es werde argumentiert, "er hat doch gesagt – sie hat doch gesagt, siehst du, das passt doch da rein." (Im Dunkeln 2, ca. 7.45)
Gerade, weil ein Kollege die Ermittlungspanne veröffentlichte, ist sie m. E. ernstzunehmend. Er wird sich das sehr gut überlegt haben. Jede Hinterfragung als Ermittler-Bashing abzutun, erinnert mich an die Anbetung der "Götter in Weiß", von denen Einzelne auch schon mal das falsche Bein amputierten oder andere grobe Kunstfehler begingen. O. g. "nur hören was man hören will" kann man auch ersetzen durch "nur lesen wollen, was man lesen will".
Ab ca. Min. 2.30:
Die Journalistin erwähnt das (inzw. von StA Glage bestätigte) Snap, auf dem R. aussah, als sei sie kurz davor, zur Tür rauszugehen. Das Zeitfenster, in dem F. sie hätte töten können, wäre somit sehr klein.
Sie fragt:
"Aber was […], wenn R. das Haus verlassen hat?
StA Steltner sagt, darauf gebe es keine Hinweise, aber stimmt das wirklich?"
Ab ca. Min. 4
Um zu verstehen, was beim Abarbeiten der Hinweise falsch gelaufen sein könnte, müssen wir erst einmal verstehen, wie es richtig laufen sollte.
Kriminalist B. über Zeugenbefragungen:
Wenn nicht gerade von Marsmännchen erzählt werde, sondern z. B. 98 Zeugen sagen, sie haben ein blaues Auto gesehen und ein Zeuge sage er habe ein rotes Auto gesehen, dann "ist es Verpflichtung, auszuschließen, dass es nicht doch ein rotes Auto sein kann."
Ab ca. Min. 6.45
B. beschreibt, was eine gute Zeugenbefragung auszeichnet, etwa:
Solange man etwas nicht komplett ausschließen kann (Marsmännchen) ist die Spur warm.
Er nennt typische Fehler der Ermittler bei ZeugenbefragungenSich sehr früh zufrieden zu geben mit erhaltenen Informationen. Zu wenig nachzufragen, (insbes. bei Massenbefragungen) immer wieder dasselbe abzufragen, "man gibt sich keine Mühe, man stellt sich nicht auf andere Leute ein, man versucht nicht einmal auf deren Sprachniveau zu gehen, man ist eitel, gekränkt wie auch immer […]".
Man habe eine vorgefertigte Meinung von seinem Gegenüber wie, den muss ich mir nur angucken, der sagt nicht die Wahrheit […]
Solche voreingenommenen Geschichten, führten i. d. R. dazu, dass man weniger als möglich herausbekomme, oder das Falsche.
Häufig sei auch ein ganz zentraler Fehler, dass man nur das hört, was man hören will. … (siehe oben).
Zusammenfassung der Journalistin1.
Jeder Hinweis ist wertvoll, jeder Spur muss nachgegangen werden, auch wenn sie unwahrscheinlich wirkt (es sei denn… Marsmännchen).
2.
Befrager muss sich auf den Befragten einstellen, eine gute Atmosphäre schaffen. Er darf sich nicht zu schnell zufrieden mit den erhaltenen Informationen geben, er muss nachhaken.
3.
Polizei muss den Hinweis überprüfen. Wenn die Informationen des Zeugen vorne und hinten nicht zusammenpassen, kann man die Spur wahrscheinlich ausschließen.
4.
Ein typischer Fehler, den Polizisten bei der Befragung machen ist, dass sie nur das hören wollen, was zum Stand ihrer eigenen Ermittlungen passt.
Die Journalistin: "Und nochmal, jeder Hinweis ist wertvoll. Bis man ihn ganz sicher ausschließen kann, ist die Spur warm, sagt W. B."
W. B. wechselte nach seiner 26-jährigen Arbeit bei der Kripo als Ausbilder an eine Polizeihochschule.
Im Dunkeln Folge 2:
Folge 2: Ungehörte Zeugen | "Im Dunkeln" - der Fall Rebecca Reusch (Podcast)
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