Ich gehe davon aus, dass die Ermittler nach bestem Wissen und Gewissen im Rahmen ihrer Möglichkeiten ermittelt haben. Dass der mutmaßliche Tatort ausgerechnet Berlin ist, bringt einige zusätzliche Probleme mit sich, daher "im Rahmen ihrer Möglichkeiten".
Was kam bislang dabei heraus?
- keine Hinweise auf ein Gewaltdelikt im Haus
- keine digitale und keine reale Spur von Rebecca außerhalb des Hauses
- einige Sichtungen im Real Life (mit der für Sichtungen leider typischen Problematik, dass Sichtungen meistens leider auf Irrtum beruhen)
- diverse Suchmaßnahmen in Kleidercontainern, im Berliner Umfeld und einige Aktionen mit vollem Besteck in Brandenburg ohne bekanntes (zielführendes) Ergebnis.
Cum grano salis: NICHTS.Das Einzige was man hat ist ein Schwager, der sich in Widersprüche verwickelt bzw. aktiv lügt. Dieser Mann war allem Anschein nach als Letzter gemeinsam mit Rebecca in diesem Haus, außerhalb dessen es keine Spuren von dem armen Mädchen gibt. Nicht nur keine "belastbaren", sondern gar keine Spuren.
Also wird der Schwager zum dringend Tatverdächtigen, ein bestimmter Richter lehnt die U-Haft ab ("zu dünn"), ein anderer verhängt sie dann doch. Innerhalb eines zumutbaren Zeitraums, während dem auch über Aktenzeichen, Internet, Boulevard- und seriöser Presse Himmel und Hölle in Bewegung gesetzt wurden, gibt es keine Erhärtung des dringenden Tatverdachts. Also kommt der TV wieder auf freien Fuß und findet offenbar Rückhalt in der Familie, die ihn für unschuldig hält.
Der TV erzählte der Familie sowie den Ermittlern hinsichtlich seines Alibis eine Story, die nicht bewiesen werden kann, nicht widerlegt werden kann und die ihm aus durchaus nachvollziehbaren Gründen niemand glaubt (außer der Familie).
Seitdem ermitteln die Behörden nach eigener Aussage schon lange wieder "in alle Richtungen". Aber was sollen sie denn noch tun, wenn alle Hinweise ins Leere laufen und keine validen Indizien, geschweige denn Beweise vorliegen?
Der ehedem dringend Tatverdächtige bleibt Tatverdächtiger (WEIL er gelogen hat - wer lügt, hat normalerweise etwas zu verbergen). Aber er bleibt auch deshalb TV, weil es (zumindest lt der letzten öffentlichen Aussage der Staatsanwaltschaft) absolut keinen anderen möglichen TV gibt. Er scheint der Einzige zu sein, den man kennt und irgendwie mit Rebeccas Verschwinden in Verbindung bringen kann.
Wegen der Spurlosigkeit können und werden die Ermittlungsbehörden überhaupt nichts ausschließen (haben sie auch nie). Sie halten manche Szenarien für sehr wahrscheinlich, andere für unwahrscheinlich. Ja was sollen sie denn sonst sagen?
Warum die (angebliche) Drogensache unglaubwürdig ist, versteht sogar jemand, der sich in dieser Branche nicht auskennt. Aber hat er das mit den Drogen überhaupt gesagt oder wurde es nur von der Presse vermutet? Ich habe nur eine Aussage einer Polizeisprecherin (?) in Erinnerung, dass man ihm seine Erklärung (Inhalt unbekannt) nicht glaube. Also
hat er eine Erklärung abgegeben, aber eine unglaubwürdige.
lenzko schrieb:Meine Annahme zum zweiten Tag wäre dazu, daß er die Drogen wieder zurück gebracht hat hinsichtlich des Verschwindens von Rebecca und der dazu zu erwartenden polizeilichen Ermittlungen.
Die Vorstellung hat ihren Charme. Heiße Ware wegschaffen. Eigenbedarf aus Polen holen, wenn man in Berlin lebt, ist in der Tat Bullshit, also müsste es - FALLS - ein größeres Gebinde gewesen sein, das man so rasch nicht verticken kann, ehe die Polizei wegen der verschwundenen Schwägerin auf der Matte steht. Aber hierbei würde ich wirklich sofort an die K9 denken. Im Gegensatz zu den gern überschätzten Mantrailern (ich entschuldige mich bei allen guten Mantrailern, die es tatsächlich geben mag) leisten die Drogenspürhunde Tag für Tag beim Zoll routiniert einen hervorragenden und zuverlässigen Dienst.
FALLS also in FRs "Geschichte" von Drogen die Rede gewesen sein sollte, wären doch mit Sicherheit auch die pelzigen Kollegen vom Zoll zum Einsatz gekommen und garantiert fündig geworden.
obskur schrieb:In Polen hat man auch nie nach ihr gesucht, die Deutschen dürfen es nicht und die Polen hatten keinen Anlass, ich denke es wäre eine Möglichkeit von vielen.
Nach meiner Info funktioniert die grenzüberschreitende Zusammenarbeit gut. Polen wie Deutsche haben ein gleichermaßen hohes Interesse daran, die Straftäter abzufischen. Diese Zusammenarbeit zeitigt regelmäßig gute Ergebnisse (de facto: Wann auch immer der Grenzbereich kontrolliert wird, gibt es einen reichen Fischzug quer durch das Strafgesetzbuch)
ChrisHal schrieb:Ehrlich gesagt eigentlich nur weil er vermutlich von Anfang an vom Schicksal R's wusste...
Nein und abermals nein. Der wollte keine Schwierigkeiten bekommen und seine KESY-Fahrten verheimlichen. Ob er bei den KESY-Fahrten seine tote Schwägerin an Bord hatte oder nicht, spielt überhaupt keine Rolle als Motiv fürs Lügen, sondern dass er etwas verheimlichen wollte. Was auch immer, warum auch immer. Mehr sagt die Lügerei nicht aus.
Auch wenn es Vielen nicht in ihr klares Bild passt, es ist genau wie bereits 100 Mal erwähnt wurde:
BoobSinclar schrieb:Kein Tatverdacht UND Lügen, sondern Tatverdacht WEGEN Lügen.
Sonst wäre er ja immer noch "dringend tatverdächtig".
Andante schrieb:Die Annahme, dass R nicht auf dem Schulweg verschwunden sein kann, liegt wohl viel eher darin begründet, dass es weder belastbare Fakten gibt, dass sie am 18.2. noch irgendwie lebend aus dem Haus gekommen ist noch dass sie irgendwer am 18.2. oder danach jemals lebend gesehen hat, auch auf dem Schulweg nicht.
So ist es. Dass es keine Spuren außerhalb des Hauses gibt, weder "Handyaktivität" im deutschen Netz noch anderer Natur, führte zu der
Annahme, sie habe das Haus nicht lebend verlassen. Handyaktivität
auf deutschem Boden nota bene, falls es stimmt, dass die EBs tatsächlich erst vor wenigen Wochen auf die Idee kamen, doch mal bei den Nachbarländern anzuklopfen, ob die zufällig noch Verbindungsnachweise von vor einem Jahr gespeichert haben (mich hat diese Mitteilung seinerzeit sprachlos gemacht, ich kann sie ehrlich gesagt nicht glauben).
Man kann das alles hier über weitere 3.000 Seiten diskutieren und immer wieder neu diskutieren.
Bis die Ermittler nicht plötzlich doch noch eine Smoking Gun finden (auf Neudeutsch "belastbare" Beweise / valide Spuren), kann jeder nach persönlicher Lebenserfahrung das eine oder andere als wahrscheinlich oder als unwahrscheinlich annehmen oder ablehnen.
Ich persönlich fürchte, dass Rebeccas Schicksal sich so bald nicht klären wird. Vielleicht finden irgendwann mal Pilzsucher oder "Lost Places"-Abenteurer sterbliche Überreste. Oder, natürlich viel besser: Eine lebende Rebecca kann sich befreien und gibt ein Lebenszeichen.