Wenn man den Fall in den Medien verfolgt bekommt man langsam das Gruseln. Erst war die Rede von Fasern und Haaren im Kofferraum die Rede, dann von Fasern der Decke und Haaren von Rebecca und nun von einem Haar uns unbekannter Herkunft.
Irgendwelche Medien veröffentlichen Details ohne Quelle und andere dichten etwas dazu und schreiben ab. Nun überschlagen sich die Überschriften mit der Info, es sei nicht R. Haar gewesen. Woher haben die Medien solche Infos? Woher kennen die überhaupt die " Beweiskette" ?
Was macht das mit dem "Publikum" und der Familie und dem Ansehen des Tv?
Haben die Medien nicht auch eine gewisse Verantwortung?
Hier ist die Bewertung einer Medienethikerin am Beispiel des Falles Rebecca Reusch.
Sie kritisiert die Rolle der Medien, die die Story [aus Profitgier? ] ausschlachten.
(...)Medienethikerin fällt hartes Urteil
Doch warum holt sich Familie R. eine Reporterin der Bunte ins Haus? “Es ist nachvollziehbar, dass eine Familie auch emotional völlig durcheinander ist, wenn eine 15-jährige über Wochen hinweg verschwunden bleibt und mit allem zu rechnen ist. Nachvollziehbar ist ferner, dass Menschen in solchen Extremsituationen überfordert und wenig rational reagieren”, sagt dazu Professor Marlis Prinzing, Medienethikerin an der Hochschule Macromedia in Köln im Gespräch mit MEEDIA.
“Nicht nachvollziehbar ist hingegen, wenn manche Medien diesen emotionalen Ausnahmezustand als Freibrief und als Einfallstor nutzen, um eine reichweitenträchtige Schicksalsstory rund um ein mutmaßliches Verbrechen aus dem Esszimmer der Betroffenen zu erzählen und jedem, dem das gefällt, ermöglichen, sich aus der Nähe am Leid der anderen zu vergnügen”, kritisiert sie. “Denn Medienprofis, die verantwortungsbewusst Journalismus mit Qualität produzieren, orientieren sich an einem berufsethischen Kompass wie dem Pressekodex, um zu entscheiden, was privat ist und was von öffentlichem Interesse.” Sie seien, anders als die betroffene Familie, in einer normalen Berufssituation.
Ihr Urteil zur Bunte-Geschichte fällt eindeutig aus: “Stapelweise Harmonie-Bilder aus dem Familienalbum von Rebecca zu einer fünf Seiten langen Story zu verarbeiten, hat keine öffentliche Relevanz, sondern illustriert lediglich einen tragischen Einzelfall und bedient die Sensationslust Nicht-Betroffener.”(...)
Quelle 25.03.2019:
https://meedia.de/2019/03/15/tragoedienjournalismus-ausser-rand-und-band-medienethikerin-ueber-den-fall-rebecca-und-reporter-im-jagdfieber/ (Archiv-Version vom 03.04.2019)