Auch wenn hier in diesem Fall offensichtlich einige Nachlässigkeiten bei den Ermittlern zu erkennen sind, nämlich m.E. der viel zu schnell gefasste Entschluss, den Todesfall als Suizid abzuhaken, so sollten wir doch davon ausgehen können, dass bei Oslos Kriminalpolizei nicht nur ein Wachtmeister Dimpflmoser arbeitet, der nicht einmal einen Räuber Hotzenplotz fangen kann.
Der Polizei stellte sich nun also ein Suizid dar, aber es bleibt weiterhin eine unidentifizierte Leiche übrig. Selbst wenn die Polizei nun also vom Suizid ausgeht, bleibt eine Aufgabe, möglichst diese Leiche zu identifizieren, allein schon um die Frage der Bestattung, der Hinterbliebenen usw. anzugehen.
Daher gehe ich davon aus, dass die ermittelnden Beamten die ihnen bekannten Indizien benutzt haben um -freilich in begrenzterem Umfang als bei einem Mord - weiterzuermitteln.
Da hat also der Sachbearbeiter die beiden Telefonanrufe nach Belgien sowie die angebliche belgische Identität auf dem Schreibtisch. Nun muss man keine gedanklichen Höchstleistungen anstellen, um die nächsten Schritte nachvollziehen zu können:
-der Beamte benachrichtigt das belgische Konsulat, dass man vermutlich eine belgische tote Staatsbürgerin hier hat. Das Konsulat versucht die Identität über die Gemeindeverwaltung in Belgien zu bestätigen, um eventuell dort lebende Angehörige zu finden - Fehlanzeige. Das Konsulat teilt dies der Polizei mit.
-der Ermittler wird nun Kontakt mit der belgischen Polizei aufnehmen, und einmal, ganz offiziell, Beschreibung usw. durchzugeben um festzustellen, ob die belgische Polizei eine entsprechende Vermisstenmeldung hat. Dabei wird er dann die belgischen Kollegen bitten, die Telefonnummern ebenfalls hinsichtlich der Benachrichtigung der Angehörigen zu überprüfen. Der norwegische Beamte wird kaum selbst dort anrufen, um dann damit konfrontiert zu sein, jemandem in radebrechendem Flämisch, Deutsch, Französisch oder Englisch zu berichten, dass man die Frau, Tochter etc. gerade tot aufgefunden hat. Nein. Das überlässt man den Kollegen vor Ort.
-die belgische Polizei versucht also nun einen Kontakt herzustellen und stellt verblüfft fest: beide Nummern sind nicht existent. Das wird dem norwegischen Kollegen übermittelt. Der ist nun auch verblüfft und wird sicherlich nachfragen: wer, wie, was, wo denn? Zu all dem braucht man keinen offiziellen Amtsweg, sondern das geschieht per Telefon, oder damals noch oft, per Fax.
Also genau wie
@musikengel vermutet:
musikengel schrieb:ich denke schon, dass die Ermittler in Oslo versuchten die belgischen Telefonnummer zurückzuverfolgen - auch ohne Amtshilfeverfahren -
ist schon seltsam, dass gleich 2 ! gewählte Rufnummern nicht erreichbar waren, keine Verbindung zu Stande kam..
Und so unwillig mancher hier ist, das einzusehen: Belgien besteht nicht nur aus Dutroux. Vermutlich wird nicht einmal den belgischen Beamten die Idee gekommen sein, dass ein scheinbarer Suizid in Norwegen irgendetwas mit diesem Dutroux zu tun hat. Vielmehr wird man in Belgien gedacht haben, was ja auch nicht widerlegt ist: die norwegischen Kollegen sind auf dem Holzweg und eine Verbindung zwischen der Leiche und Belgien ist gar nicht existent.
Und nun sind wieder die Norweger am Zug. Der Ermittler dort hat ja auch noch mehr zu tun:
Slaterator schrieb:Na ja, ich persönlich würde -wäre ich in der Rolle des leitenden Ermittlers- eine ballistische Untersuchung in jedem Fall durchführen lassen, schon um nichts unversucht zu lassen, die Herkunft der Waffe zu identifizieren. Und das unabhängig davon, ob hier Mord oder Suizid als Anfangsverdacht im Raum steht. Ich kenne -auf der anderen Seite- jedoch die Verfahrensanweisungen, Gepflogenheiten und Gesetzeslage in Norwegen nicht. Es kann durchaus sein, dass auf diese Untersuchung bei starkem Suizidverdacht verzichtet werden konnte/durfte und das auch Usus war/ist. Ob die Untersuchung jedoch zu einer Identifizierung der Waffe und damit zu einer heißen Spur geführt hätte, wage ich aus oben genannten Gründen jedoch zu bezweifeln.
Genau. Denn auch hier ist die Sache ja so, dass selbst wenn man von einem Suizid ausgeht, eine so präparierte Waffe einen Grundverdacht begründet, dass diese einmal in eine Straftat verwickelt worden war. Also wird der Beamte schauen, ob er landesweit, oder mit Hilfe der Datenbanken in Europa (hier kann er Hilfe von INTERPOL erbitten) irgendetwas über diese Waffe herausfindet. Mit ganz viel Glück könnte er dann auch die Identitätsfrage klären, die ihn ja auch noch beschäftigt.
Offensichtlich hat das alles nicht weitergeführt. Aber man darf davon ausgehen, das die norwegische Polizei schon solche elementaren Ermittlungsschritte durchgeführt hat - selbst wenn sie davon überzeugt war, es hier mit einem Suizid zu tun zu haben.