Wow
@Lighthouse60 ! Das war wieder eine großartige Recherchearbeit und ein sehr wertvoller Beitrag. Chapeau !
Lighthouse60 schrieb:Die Taucheruhr und die Waffe sind aus meiner Sicht besonders interessant, da uns die Seriennummern direkt auf das Umfeld oder die Spur von JF führen könnte.
Es sind die besten "Asservate", die uns zur Verfügung stehen. Zumindest die Dokumentation derer. Die Seriennummer der Waffe sowie deren damit verbundene Herkunft wurde bestmöglich verschleiert. Ich würde mich wirklich sehr wundern, wenn man sie irgendwie von ihrem Herstellungsdatum bis zum letzten Käufer zurückverfolgen könnte. Zumal sie wohl aus mehreren Waffen zusammengesetzt wurde. Die Uhr hingegen bietet -aus meiner Sicht- die beste Aussicht auf eine gute Spur. da es sich imzwischen um ein scheinbar gesuchtes Sammlerstück handelt, könnte es in Sammlerkreisen wertvolle Hinweise dazu geben. Es könnte sich also durchaus als Glücksfall für uns erweisen, dass jene Uhr nie günstig und komplex in der Technik war, kein Schnäppchenkauf vom Wühltisch. Leider bin ich absolut kein Uhrenexperte. Ein Sammler könnte sicher irgendetwas dazu sagen.
Lighthouse60 schrieb:Offensichtlich sind sich die Waffenexperten aber einig, dass FEG die Waffe hergestellt hat. So wie es hier auch schon diskutiert wurde, ist mMn eher anzunehmen, dass die Waffe aus Komponenten verschiedener Hersteller zusammengesetzt wurde.
Das vermute ich auch. Im ermittlungstechnisch schlimmsten Fall hätten die verschiedenen Komponenten dann noch völlig verschiedene "Abstammungen", was deren früheren Bestimmungsort (Ursprungswaffe) betrifft. Damit ist der nicht weiter verifizierte Hinweis auf die Schweiz als Enststehungsort dieser "Frankensteinmodelle" ggf. noch der Zielführendste.
Lighthouse60 schrieb:Ebenso habe ich gelesen, dass diese Uhren an Bord von Kreuzfahrtschiffen oder in den jeweiligen Häfen verkauft werden.
Der Bordverkauf dieser Uhren verdichtet natürlich auch den bereits schonmal geäußerten/diskutierten Verdacht, JF könnte per Schiff nach Norwegen gekommen sein. Andererseits würde es mich aber auch nicht verwundern, wenn z.B. Ledertaschen von Braun/Büffel, das im Zimmer gefundene Herrenparfum oder auch das Ein oder Andere Kleidungsstück von JF im breitgefächerten Bordverkauf von Kreuzfahrtschiffen angeboten worden wäre. Das muß also nicht unbedingt einen Ansatz oder Indiz bedeuten. Interessant ist in diesem Zusammenhang allerdings die Beobachtung einer Zeugin des Hotelpersonals, die JF aufgrund von Kleidung, Trolley und Auftreten für eine typische Stewardess hielt. Vlt. also doch eine Spur ? Für mich persönlich nicht wirklich überzeugend genug. Aber ein prüfenswerter Hinweis ist es allemal.
Lighthouse60 schrieb:Die Uhr ist mMn aufgrund des Gewichtes für den alltäglichen Bedarf wenig geeignet und passt auch nicht zum Business-Style. Die Uhr hat keine deutlichen bzw. typischen Abnutzungspuren, wie diese beim häufigen Gebrauch im Tauchsport zu erwarten gewesen wären. Es könnte auch sein, dass die Uhr Ausdruck einer Gruppenzugehörigkeit war.
Die Sache mit der Gruppenzugehörigkeit klingt gut. Ich hatte bekanntermaßen vermutet, JF könnte aufgrund ihrer beruflichen und/oder privaten Aktivitäten eine besonders robuste Uhr favorisiert haben. Denn eine Taucheruhr eignet sich ja nicht nur zum tauchen. Sie ist für gewöhnlich auch besonders Resistent gegen Erschütterung, Staub, Matsch, extreme Temperaturen. Also z.B. auch für Bergsteigen, Skifahren oder Aufenthalt in staubigen/heißen Gegenden interessant. Dafür eher unmodisch, schwer und klobig. Der Aspekt der Gruppenzugehörigkeit könnte eine Erklärung sein, warum sie auch privat d.h. außerhalb der besonderen Aktivitäten getragen wurde. Es fragt sich nur, welche Gruppe das gewesen sein könnte. Tauchclubs sind da nur eine von vielen Möglichkeiten.
Lighthouse60 schrieb:Anhand der Seriennummer spricht in der Gewichtung der Ergebnisse einiges dafür, dass die von JF getragene Uhr tatsächlich in Deutschland, den Niederlanden oder evtl. auch in Italien gekauft wurde.
Das ist durchaus naheliegend. Zumal die Isotopenanalyse und Sprachkenntnisse ebenfalls dafür sprechen.
Lighthouse60 schrieb:(...) geht meine Vermutung dahin, dass JF in der ehemaligen DDR aufgewachsen ist und einige Zeit nach der Öffnung der Grenzen (ggfls. mit der Familie) nach NRW gezogen ist. Die vorgenannten Aussagen sind jedoch Lichtjahre von einem Beweis entfernt. Es handelt sich lediglich um Gewichtungen und Schätzungen der Wahrscheinlichkeiten.
Oha, ich würde dann tatsächlich nicht so weit gehen, von der Gewichtung der Wahrscheinlichkeiten auf Details wie einen Umzug nach NRW inkl. Familie zu schließen, wenn auch nur ohne jede Gewähr. Sie könnte genausogut ohne Familie im südlichen Niedersachsen oder im Grenzgebiet auf der niederländischen Seite Bezugspunkte gehabt haben, ohne jedoch selbst dort wohnhaft zu sein. Vlt. hat jemand diese Uhr tatsächlich in NRW gekauft, sie dann aber in der DDR an JF verschenkt. Oder, oder, oder.... Der Ansatz ist verführerisch aber sehr gewagt.
Lighthouse60 schrieb:Ich bin der Meinung, dass im Leben von JF etwas Dramatisches passiert sein muss. Es könnte sich um ein Ereignis handeln, dass nicht nur JF betrifft, sondern auch ihre Familie – und hier könnte der Grund liegen, warum bis heute keine Identifikation möglich war. Ich könnte mir vorstellen, dass der Zeitpunkt ihrer Anmeldung beim Hotel mit dem Ereignis in Verbindung stehen könnte.
Der Gedanke ist sehr gut nachvollziehbar, zumal ja immernoch das Ausbleiben jeglicher Zeugenaussagen zur Identität der JF verwundert. Nur: Was könnte so ein dramatisches Ereignis sein ? Der von Dir verlinkte Artikel nennt ein Beispiel, es sind noch viele weitere vorstellbar. Ferner liegt ein "Drama" auch im Ermessen des Betroffenen. Während manche Menschen z.B. den Verlust des Arbeitsplatzes locker wegstecken, bricht für andere Menschen eine Welt zusammen. Klar, wenn es um schlimme Verbrechen geht, sieht es schon anders aus. Eine Vergewaltigung steckt niemand so einfach weg wie ein verlorenes Portemonnaie oder auch den Verlust des Arbeitsplatzes, der sicher schon schwerwiegender wäre. Das sind natürlich gravierende, lebensverändernde Einschnitte, die deutliche Spuren hinterlassen. Da uns jeglicher Hinweis darauf fehlt, welches Ereignis das gewesen sein könnte, ist einfach noch zu viel denkbar. Als Beispiel für so ein mögliches Ereignis ist der verlinkte Artikel natürlich okay.
l_autre schrieb:Mord verjährte in der DDR nach 25 Jahren, in der BRD verjährt er hoffentlich nie.
In der Rechtsprechung der BRD verjährt der Tatbestand "Mord" nicht.
Hathora schrieb:Damit kommen wir in die Nähe meiner Vermutungen. J.F. lebte im Dunstkreis von schweren kriminellen Machenschaften. Sie erlebte schlimme Sachen, wusste von Hintermännern, Auftraggebern, erkannte die Hintergründe, hätte Erklärungen liefern können und Einsicht in die verschlungenen Wege und dunklen Kanäle dieser Machenschaften.
In dem Zusammenhang sind auch Machenschaften von Gruppen denkbar, die ihre Taten und auch sich selbst nie als "kriminell" bezeichnen würden und deren Aktivitäten durchaus auch gesetzlich legitimiert oder zumindest von höchster gedeckt sein könnten. Das nur als kleiner Einschub.
Hathora schrieb:Aber ich mutmasse, dass es einen Auslöser gegeben hat, der dazu führte, dass sie die Flucht aus diesem Leben, ihrem Umkreis ergreifen musste.
...Oder aber JF einfach eine Veränderung wollte. Ich denke zwar auch, dass sie zu diesem Schritt, der Reise nach Oslo gewungen, zumindest mal genötigt wurde, sicher ist das aber nicht. Vlt. hat sie diesen Schritt einfach gewollt. JF war jung, hatte also sicher noch Träume und Ziele, die sie (zumindest theoretisch) verwirklichen konnte. Möglciherweise erhielt sie ein entsprechend verlockendes Angebot ?
Hathora schrieb:Ist Lois F. Vielleicht gar nicht mit ihr in Oslo angekommen? Hat sie versucht, ihn mit ihren Anrufen zu erreichen?
Vermutlich gab es keinen Begleiter mit dem sie reiste. Ich vermute eher, sie reiste allein und wollte jmd. im Plaza und/oder Umfeld dessen treffen. Lois war vlt. nur eine "vertrauensbildende Maßnahme" gegenüber des Hotels oder eine Option. Die gewählten Rufnummern galten -meiner vermutung nach- entweder einer Vertrauensperson im Hintergrund oder sie waren der Versuch einer Kontaktaufnahme zu den/der mit ihr verabredeten Person(en). Entweder vergaß sie dann -in Aufregung/Panik- die korrekte, vollständige Nummer oder aber hatte keine korrekte Nummer bekommen. Das wiederum könnte in ihr erst Panik/Gewissheit/Unmut ausgelöst haben. Ist aber alles sehr spekulativ.
l_autre schrieb:Und der Zufluchtsort ist bemerkenswerterweise das Plaza-Hotel in Oslo, Norwegen. Kein Ort in Deutschland.
Richtig. Vlt. ganz bewusst ? Oder wurde sie von ihrem "Kontakt" bewusst aus der BRD nach Norwegen gelockt (eine Falle) ?