zwar kann man, wie einige neuere user hier im thread, gerne konstatieren, dass das ganze ein suizid war und dass die osloer kripo dies professionell und unumstößlich festgehalten hat,... dennoch ist es, zumindest (oder sogar?!) für uns laien doch recht auffällig, dass man sich seitens der ermittler einige evidente fragen gar nicht gestellt zu haben scheint - vollständigkeit der journalistischen berichterstattung mal vorausgesetzt, v.a. nach der herkunft der tatwaffe, nach dem verbleib der persönlichen habe, nach dem konkreten zeitlichen ablauf des aufenthalts, wobei aber all das auch ausschlaggebend für die ermittlung der identität der toten sein kann. so ergibt sich nun einmal für uns in der zugegeben oberflächlichen und durch JCWs darstellung gefilterten, gar evtl. verzerrten darstellung das bild, dass hier evtl. vorschnell zu einem fehlschluß gelangt wurde. dies ist erstmal noch gar keine kritik an den ermittlern, auch wenn es hier schon ganz andere eindrücke dazu gab, wo sogar bewusste unterdrückung des verfahrens durch obere im raum angedacht wurde, sondern vielmehr ein kritisches hinterfragen, wie man damals zu dem so unumstößlich festgestellten schluß gelangte, dass es sich nur um einen, wenn auch ungewöhnlichen, suizid handelt.
es bleibt auch festzuhalten, dass gerade die herkunft der waffe etliche fragen beantworten würde, gerade auch unter der prämisse des selbstmords.
hätte sie die waffe selbst mitgebracht, so gäbe es daraus einen hinweis in richtung ihrer herkunft, ihres kontaktfeldes und damit evtl. auch ihrer identität.
wäre die waffe durch sie selbst in oslo beschafft worden, so wäre es für die ermittler ebenso wichtig, herauszufinden, wo sie erworben wurde, auch um die bewegungen der unbekannten vor ort nachvollziehen zu können, aber sicherlich auch, um zu eruieren, wie es überhaupt zu der dafür nötigen kontaktaufnahme kam, was wieder erkenntnisse über ihre vernetzung und evtl. kontaktfelder geben kann.
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was mir ein wenig aufstößt ist die behauptung, es hätte keine nicht zuordnenbaren fingerabdrücke im zimmer gegeben. dies ist doch bei einem hotelzimmer, das üblicherweise stark frequentiert ist, selbst bei penibelsten zimmermädchen, schon ungewöhnlich. selbst in den besten häusern werden sich an einigen stellen immer spuren vorangegangener gäste finden lassen. an bettpfosten, kühlschrankgriffen, stuhllehnen, fenstergriffen, schranktürinnenseiten,... wenn hier wirklich alle fingerabdrücke genommen und zuordnenbar gewesen wären, hätten dafür ja sämtliche fingerabdrücke von personal und vorherigen gästen vorliegen müssen... sehr unwahrscheinlich.
und dann ist da ja noch der eine abdruck auf der zeitungshülle...
die zeitung stammt von einem zimmer am anderen ende der etage, noch an den aufzügen vorbei... selbst wenn die unbekannte diese selbst gemopst haben sollte, weshalb dann nicht irgendeine - womöglich sogar deutschsprachige - von einem der nachbarzimmer, sondern vom anderen ende des korridors? hat sie nach einer bestimmten zeitung ausschau gehalten? und warum wurde diese dann nicht aus der hülle entnommen? zeit und langeweile genug zum lesen hätte sie ja gehabt - wobei es ja auch etwas komisch ist, dass sie auf der einen seite die konversation mit dem personal auf deutsch suchte, weil ihr englisch nicht ausreichend gewesen sein soll, sich dann aber eine englischsprachige zeitung organisiert...
und jetzt bitte nicht gleich wieder mit der totschlagkeule vom komplett irrationalen verhalten angehender suizidenten kommen...
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zum "geöffneten" fenster: ich gehe stark davon aus, dass das fenster nicht gänzlich geöffnet werden konnte, sondern wie in solchen häusern üblich nur einen etwas 10cm breiten spalt aufgeschoben werden. reicht aus, dass die vorhänge rascheln, aber man kann nicht rausspringen.
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zum "probeschuß": mir kam in den sinn, dass es nicht ein test gewesen sein könnte, sondern dass der erste versuch des täters (wenn man jetzt mal nicht von suizid ausgeht) die unbekannte durch das kopfkissen hindurch zu erschießen fehlging, evtl. weil sie noch nicht vollständig betäubt war und sich im letzten moment wegdrehte. (wir wissen leider nicht, ob die "wurst des grauens" und die leeren getränkeflaschen auf evtl. rückstände von betäubungsmitteln untersucht wurden. evtl. wären hier sogar noch substanzen nachweisbar gewesen, die im köper schon nicht mehr auffindbar waren.)
aufgrund der auffindehaltung spekuliere ich weiter, dass der täter sie daraufhin mit seinem körpergewicht fixiert hat, d.h. sich auf sie kniete, und den finalen schuß in die stirn abfeuerte, bzw. ihre hände dabei führte, was sowohl zu der unbequemen überkopfhaltung als auch zu der ungewöhnlichen handhabe der waffe passen könnte, aber auch zum weiterhin durchgezogenen abzug, wenn der täter den daumen längere zeit in dieser haltung fixiert hätte.
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zum zeitproblem: da ich von einem fremdverschulden ausgehe, hatte ich immer ein timing-problem, wo der täter nicht nur entkommen musste, sondern auch noch das schloß manipulieren. nach einigem grübeln kam mir folgender gedanke:
der täter hat die unbekannte erschossen (2. versuch) und begonnen die leiche zu drapieren und das zimmer zu säubern, evtl. mithilfe des herrenparfums als lösungsmittel. plötzlich taucht auf dem fernseher die (letzte) nachricht der rezeption auf, dass die unbekannte sich dort melden solle. der täter fühlt sich zeitlich unter druck, bestätigt die meldung, weiß aber, dass er nicht mehr lange ungestört bleiben wird. in eile schafft er persönliche gegenstände im trolley aus dem zimmer, doch alles findet darin nicht platz, sodass bereits die türkise tasche gepackt ist. diese und seine aktentasche mit der restlichen munition (sowie evtl. die im schrank befindliche kleidung - so er diese nicht übersehen hat) will er anschließend noch holen. doch in der eile fällt die zimmertür hinter ihm ins schloß und er stellt fest, dass er die zimmerkarten im raum gelassen hat, sodass er jetzt ausgesperrt ist. daraufhin beschließt er, das schloß von außen zu manipulieren und einen doppel-verschluß vorzutäuschen, damit den suizid wahrscheinlicher zu machen, ungeachtet der unfreiwillig hinterlassenen gegenstände inkl. aktentasche.
anschließend begibt er sich in ein anderes zimmer, behält den korridor durch den türspion im auge und sieht den security-studenten, der im begriff ist die tür zu öffnen. evtl. um ihn zu verjagen, aber v.a. auch, um den suizid-eindruck zu bekräftigen, feuert er eine weitere waffe, die er mitführt, ab. die richtung der schußabgabe ist nicht zuletzt aufgrund der anspannung für den security-studenten kaum zu orten und die verbindung mit der erschossenen toten lässt ihn die verbindung zwischen diesem schuß und dem letalen herstellen.
also drei schüsse aus zwei waffen... zugegeben hier wird es reichlich spekulativ, selbst für meinen geschmack. wobei selbst ein lautes türknallen vom security-studenten wahrscheinlich im nachhinein als schuß interpretiert worden wäre...
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@Lichtenberg und ja, das alles hier ist spekulation und ausmalerei! wir können doch hier ohnehin nur auf grundlage der von JCW veröffentlichten sachlage mutmaßen - inwiefern diese selbst auf polizeilichen erkenntnissen fußt und diese korrekt wiedergibt, darüber lässt sich sicherlich schon streiten. von daher kann es an diesen diskussionsthread auch keine ansprüche, weder ermittlungstechnicher, noch akademischer oder gar juristischer natur geben! und user mit klein-klein kritik herunterzuputzen und abzuwürdigen, ist da nicht gerade die vornehmste beteiligung, v.a. wenn man selbst bisher noch keinerlei stichhaltige begründung für die eigene sichtweise geliefert hat, außer, dass die erfahrenen ermittler aufgrund ihrer expertise zum sakrosankten ergebnis "suizid" kamen. keiner hat hier bisher von sich behauptet experte oder "crack" zu sein und die endgültige erkenntnis für sich gepachtet zu haben und keiner hat von sich behauptet, professionell mit kriminalermitllungen befasst zu sein. also bitte mal etwas piano mit der kritik an den mitdiskutierenden hier, was das betrifft, Herr Kollege!