VanDusen schrieb:Das Versuchsergebnis ist ein handfestes Indiz gegen einen Suizid.
Ein einmaliges Nachstellen reicht mMn. wirklich nicht, um daraus Schlüsse über Regelmäßigkeiten ableiten zu können.
VanDusen schrieb:neben den Kopf
Vielleicht war das Danebenschießen auch das Problem und die Sorge um die eigene Unversehrtheit. Auf diesen Versuch kann man nicht viel geben.
VanDusen schrieb:eine Menge "Merkwürdigkeiten", welche einen hypothetischen Suizid JFs absolut ungewöhnlich machen
Wie gesagt, so viele sehe ich da gar nicht mehr.
Hier noch ergänzend etwas speziell zu den Backspatter-Spuren. Backspatter-Spuren, die nach neueren Erkenntnissen lediglich zu
30 -50 % auftreten, können zwar als Indikator fungieren, ein Fehlen bei einem Suizid macht diesen jedoch nicht zu einem ungewöhnlichen Fall.
Spoiler
Quelle: Forensische Blutspurenmusteranalyse, herausgegeben von Oliver Peschel, Frank Ramsthaler, Markus Rothschild.
Zu den fehlenden Schmauchspuren verweise ich neben @VanDusens Ausführungen noch einmal auf den von mir verlinkten Artikel (zu einem Selbstmörder ohne Schmauchspuren) und auf diesen Aufsatz:
Schussverletzungen - Mord, Suizid oder Unfall? Von Petra Schyma, Hürth, Ch. Schyma, Hürth aus 1997:
(Quelle: juris)
Die Vielfalt der Spurensicherungsverfahren und Schmauchanalysemethoden bedeutet jedoch, dass ein einfacher Rückschluss "Schmauch positiv, hat also geschossen" bzw. umgekehrt nicht möglich ist.
Die letztliche Unterscheidung zwischen Tötung, Suizid und Unfall stützt sich nicht nur auf den Schmauchbefund, sondern erfordert eine komplexe Analyse aller Befunde in einem Fall.
Mit der viel genaueren, aber sehr zeitaufwändigen (1-2 Stunden pro Hand) PVAL-Methode hätten entsprechende GSR-Spuren evtl. gesichert werden können, diese war damals aber noch nicht verbreitet.
Auch kann durch das direkte Aufsetzen der Waffenmündung auf die Haut (oder ein Kissen) ein seitliches Entweichen der Schmauchgase verhindert werden.
Der Schuss in die Stirn gehört, wie in dem mehrfach zitierten Aufsatz genannt, zu den häufigeren Einschussstellen beim Suizid.
Was spricht also gegen einen Suizid? Die bearbeitete Waffe ist natürlich auffällig. Da die Frau ja offenbar eine große Abneigung gegen Wiedererkennungszeichen an den von ihr benutzten Dingen hatte, ist es für mich in diesem Zusammenhang passend, dass sie sich eine anonymisierte Waffe besorgte und benutzte.