Lighthouse60 schrieb:Wenn die rechtlichen Voraussetzungen gegeben sind, eine Waffe und/oder Munition legal zu erwerben, wird es in der Regel keinen Grund geben, eine illegale Waffe zu kaufen oder zu stehlen. Trotz der liberalen Waffengesetze in Norwegen ist die Einfuhr, der Besitz und der Handel von manipulierten und nicht registrierten Waffen unzulässig.
Völlig korrekt. Bei dieser stark veränderten Waffe kann man sich jedoch ziemlich sicher sein, dass sie wohl nicht legal erworben wurde.
Lighthouse60 schrieb: Wenn JF die Waffe in Norwegen gekauft oder gestohlen hat, so hatte sie Kontakt zu Personen, die es mit dem Gesetz nicht so genau genommen haben oder einem kriminellen Milieu nahestanden.
Das ist anzunehmen.
Lighthouse60 schrieb:Wer eine Waffe anwenden und nicht nur in die Glasvitrine stellen will (was bei einer illegalen Waffe nicht ratsam ist), braucht auch Munition. Es ist also plausibel, dass JF gleich die Munition mitgekauft oder beim Diebstahl mit eingepackt hat.
Das stelle ich nicht in Abrede. Die verhältnismäßig hohe Anzahl der Patronen ist jedoch ziemlich ungewöhnlich. Theoretisch hätte z.B. die kleinste VE völlig ausgereicht, wenn die Waffe erworben worden wäre. Bei einem Diebstahl stellt sich die Frage, ob die Waffe bereits mitsamt der Munition in jener Tasche war. Denn falls nicht, hätte JF bei der Munition schon auffällig viel gestohlen. Zumindest weit mehr, als für diverse "Testschüsse" und den Suizid nötig.
Lighthouse60 schrieb:Kriminelle Waffenverkäufer sind wenig interessiert, was der Kunde mit der Waffe anstellen will und der Kunde wird seine wahren Absichten nicht offenbaren. Der Erwerb von zwei Patronen dürfte aber auch den Händler aufhorchen lassen.
Wenn jenem illegalen Händler der Verwendungszweck der Waffe egal war, hätte ihn mutmaßlich auch die Menge der erworbenen Munition herzlich wenig interessiert. Ganz gleich, ob es nun 2 oder 200 Patronen sind.
Lighthouse60 schrieb:Bei vielen kriminellen Waffenverkäufern wurden Kisten voll mit Waffen und Munition gefunden.
Die vorhandene Menge an Waffen/Munition spielt schon eine Rolle. Wenn es ein Händler war, der gewerbsmäßig illegale Waffen veräußert, kann man, muß aber nicht zwangsläufig von großen Mengen an Waffen ausgehen. Wenn es so war, wäre ihm die Menge an verkaufter Munition eher wahrscheinlich egal gewesen. Doch wenn er nur diese "Eine" Waffe mit der gefundenen Menge an Munition besaß, ist es für mich eher plausibel, dass er auch alles zusammen verkaufen wollte. Das war der Gedanke.
Lighthouse60 schrieb:Profis sind für mich Personen mit einem Waffenschein, Waffenbesitzarte oder Munitionsbezugsschein. Beim Besitz einer illegalen Waffe droht der Verlust dieser Dokumente.
Oder eben Profis in ihrem (illegalen) Umfeld. Das hatte ich gemeint.
Lighthouse60 schrieb:Das ist in der Tat sehr mysteriös. Wenn sie die Waffe wirklich in Norwegen erworben oder gestohlen hat, muss sie dort Kontakt zu vertrauten Personen gehabt haben.
Das denke ich auch.
Lighthouse60 schrieb:Wir wissen nicht, ob JF mit dem Vorsatz eines Suizides eingereist ist, obwohl mMn einiges darauf hindeutet. Es kann sich für sie auch erst eine Situation ergeben haben, die in einem Suizid mündete.
Möglich sind natürlich alle Varianten. Ich vermute jedoch nicht, dass JF kurzfristig einen Suizid beschloss und dann erst die Waffe erwarb/entwendete. Also erwarb/entwendete sie die Waffe entweder zunächst für einen anderen -unbekannten- Zweck oder der Suizidentschluss stand bereits länger als "kurzfristig" fest. Für mich persönlich erscheint derzeit wahrscheinlicher, dass ein/mehrere Täter die Waffe mitbrachten. Wenngleich ich natürlich nichts ausschließe.
Lighthouse60 schrieb:Suizidenten befinden sich in einer akuten psychischen Situation und ihr Verhalten muss nicht zwangsläufig logisch sein. (...)
Genausowenig ist das Verhalten eines Suizidenten zwangsläufig irrational/unlogisch. Wahrscheinlich erscheint dem Außenstehenden bereits der Suizid an sich recht irrational, sodas ein irrationales Verhalten des Suizidenten zunächst auch plausibler erscheinen mag, als rationales Verhalten. Ich persönlich sehe diesen Punkt etwas anders. Selbstverständlich befindet sich der Suizident in der Phase seiner Selbsttötung in einer psychologischen Ausnahmesituation. Doch diese angespannte Situation reicht für mich nicht aus, den Testschuß im Hotelzimmer nachvollziehbar zu erklären. Es mag sein, dass Testschüsse bei Schußwaffengebrauch zum Zwecke der Selbsttötung vorkommen. Doch ich bezweifle, dass diese Testschüsse mit den hier vorliegenden Umständen vergleichbar waren. Wir sprechen über ein Hotel mit Gästen in benachbarten Zimmern, Personal usw. Wenn sie unbedingt die Waffe hätte testen wollen, hätte sie außerhalb des Hotels jede Menge Möglichkeiten gehabt. Warum dann also innerhalb des Zimmers ? Und warum gab sie den Testschuß auf jene Stelle ab, auf die sie später ihren Kopf ablegte ? Ich kann natürlich nichts ausschließen. Auch einen Testschuß nicht. Aber derzeit kann ich mich persönlich mit dieser Version nicht anfreunden.
fravd schrieb:aber welcher waffenbesitzer - legal oder illegal - bewahrt seine munition lose auf? das wäre ja sowohl für einen kauf, als lose ware werden patronen kaum gehandelt, als auch für einen diebstahl relevant. einfach rollgriff in die muni-kiste ist doch eher unwahrscheinlich...
Ja, ein richtiger Gedanke. Zumal JF -sofern sie sich nicht auskannte- womöglich noch (bei mehreren Kisten und Waffen auswahl) die falsche Mun gegriffen hätte. Ansonsten hat
@VanDusen den richtigen Gedanken geäußert. Die Art der Aufbewahrung ist relevant.
fravd schrieb:für ein fremdtäterszenario könnte ich mir noch am ehesten vorstellen, dass dieser schuß der einschüchterung und gefügigmachung des opfers galt, quasi um zu zeigen, dass man es ernst meint - und eben nicht als probeschuß.
Ich teile die Vorstellung als eine der Möglichkeiten. Ggf. ging dem Mord auch ein Bedrohungsszenario voraus, um JF z.B. zur Preisgabe/herausgabe von etwas zu zwingen. Da gibt es viele Möglichkeiten.